Massenmörder-Manifestflog nach Tweet aus Thalia-Sortiment

Jens Breivik, Vater des norwegischen Massenmörders Anders Behring Breivik, spricht bei einer Pressekonferenz in Oslo. Foto: epa/Torstein Boe
Jens Breivik, Vater des norwegischen Massenmörders Anders Behring Breivik, spricht bei einer Pressekonferenz in Oslo. Foto: epa/Torstein Boe

ZÜRICH: Das Manifest des norwegischen Massenmörders und Rechtsextremisten Anders Behring Breivik war bis vor kurzem bei mehreren Online-Buchshops erhältlich. Nach dem Hinweis durch einen Tweet hat unter anderem das Buchhandelsunternehmen Orell Füssli Thalia AG das 1500-seitige Buch aus dem Sortiment genommen. Zugleich wies ein Sprecher am Mittwoch darauf hin, dass das Buch bisher nicht auf dem Index der deutschen Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften stehe. «Wir schließen grundsätzlich keine Bücher aufgrund ihrer Inhalte, Titel oder persönlichen Meinungen der Autoren aus unserem Sortiment aus», hieß es weiter. Es sei denn, sie seien durch Gerichte verboten oder von der Bundesprüfstelle indexiert.

«Von dem Breivik-Buch wurde auf unserer Plattform kein einziges Exemplar verkauft», so der Sprecher. Das Buchsortiment umfasse insgesamt rund elf Millionen Titel. «Wir können diese Bücher nicht alle selber bewerten; das ist grundsätzlich Aufgabe unserer Lieferanten», hieß es. Der Schweizer Online-Shop Exlibris betonte, dass man sich an der Rechtssprechung orientiere. «Persönliche oder von Dritten besonders akzentuiert vertretene Meinungen und Präferenzen können nicht die Grundlage für die Aufnahme oder den Ausschluss von Büchern sein», so eine Sprecherin zum Online-Portal «20Minuten».

Die Bundesprüfstelle in Bonn wies darauf hin, dass sie generell nur auf Initiative antragsberechtigter Stellen tätig werde. «Es gab bisher kein Verfahren zu diesem Buch», bestätigte der stellvertretende Chef der Prüfstelle, Thomas Salzmann.

Breivik hatte im Juli 2011 auf der norwegischen Insel Utøya 69 Menschen sowie durch eine Autobombe acht weitere Menschen getötet. Er war im August 2012 zu 21 Jahren Sicherheitsverwahrung mit einer Mindestdauer von zehn Jahren verurteilt worden - zum Zeitpunkt des Urteils war das die höchstmögliche Strafe in Norwegen. Nur Stunden vor den Terroranschlägen hatte er das Manifest per E-Mail an rund 1000 Adressaten versandt.

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