Mamas 60. Geburtstag

​Callolo und seine Herzallerliebste - Eine humorvolle Geschichte 

Mamas 60. Geburtstag

Callolo, meine Mama wird nächste Woche 60 Jahre alt. Da muss ich hin. Und weißt du was?"

"Nein, was sollte ich wissen?"

"Sie hat nur einen einzigen Wunsch."

"Und der wäre?"

"Dass du auch zu ihrem Ehrentag kommst."

Ich wehrte mich gegen diese Zumutung. Vergeblich. Nach langem hin und her hatte sie mich endlich so weit: Wir fuhren zu Mama in den Isaan.

Das angeblich ärmliche Geburtshaus meiner Herzallerliebsten entpuppte sich als ein inzwischen großzügig renoviertes Thaihaus, ausgestattet mit allen technischen Raffinessen. Kein Wunder: Mama hat vier Töchter und alle haben nichts anderes zu tun, als jeden Monat einen Teil ihrer Einnahmen nach Hause zu überweisen. So gehört es sich schließlich in Thailand.

Wir wurden begeistert empfangen. Fast hundert Personen hatten sich im Haus versammelt, banden unzählige weiße Glücksbänder um unsere Handgelenke und beteuerten, dass wir gute Menschen seien, die sich um die arme alte Mama kümmerten.

"Callolo", sagte meine Herzallerliebste, "wir müssen einkaufen für die Party morgen."

"Ich habe kein Geld dabei."

"Glaubst du etwa, hier gibt es keine Geldautomaten?"

Ihr vorwurfsvoller Blick ließ mich schweigen. Ich gab ihr meine Bankkarte und blieb im Auto sitzen, während meine Herzallerliebste mit einigen mir unbekannten Familienangehörigen den Pickup mit Getränkekisten und Lebensmittel vollstopften.

Am Abend gab es ein üppiges Mahl und ein Besäufnis der Sonderklasse, das nur von der Lautstärke der Musik überboten wurde. Zum Glück haute der Mekong-Whisky mich schon früh um, so dass ich vom weiteren Verlauf des Abends und der Nacht nichts mitbekam.

Am anderen Morgen kamen die Mönche. Ihr zeremonielles Palaver dauerte fast zwei Stunden, während ich im Schneidersitz Höllenqualen erlitt.

Dann wurde wieder eingekauft und gekocht und noch mal eingekauft. Meine Bankkarte zeigte schon Abnutzungserscheinungen.

"Du bist nun einmal der reiche Farang, Darling", sagte meine Herzallerliebste.

"Und wer sind all diese Leute?", fragte ich.

"Das sind alles deine lieben Verwandten. Soll ich sie dir einzeln vorstellen?"

"Um Gottes Willen, lass das sein."

"Sie haben großen Respekt vor dir und lieben dich alle."

Die Wirklichkeit sah anders aus: Alle feierten, aßen und tranken und redeten miteinander. Nur mit mir redete kein Mensch. Ich saß allein in einer Ecke, war nichts als der Finanzier der Party und wahrscheinlich hielten sie mich alle für einen Volltrottel. Deshalb trank ich schnell ein paar Gläser von diesem billigen Reisschnaps und verzog mich an den mir zugewiesenen Schlafplatz.

"Ich bin so stolz auf dich, Callolo", sagte meine Herzallerliebste als wir wieder zuhause waren. "Das ganze Dorf schwärmt von dir und deiner Großzügigkeit."

"Vielen Dank", entgegnete ich, "und wo waren deine Schwestern?"

"Die konnten nicht kommen, die mussten arbeiten."

"Und das war dann wohl auch der Grund, warum ich unbedingt kommen musste – oder?"

"Du musst das positiv sehen, Callolo. Wenn der Lord Buddha dich in dieser Welt reich beschenkt hat und wenn er uns zusammengeführt hat, dann will er auch, dass wir uns anderen gegenüber großzügig erweisen. Vergiss nicht, alles was du gibst, bekommst du doppelt und dreifach im Jenseits zurück."

Ich schaute auf meinen Kontoauszug und wünschte mir, ich wäre bereits im Jenseits.

Callolo und seine Herzallerliebste und Angekommen in der Wirklichkeit

Callolo und seine Herzallerliebste

In 130 heiteren Kurzgeschichten hat Autor Carolus in zwei Büchern sich mit unterschiedlichen Erfahrungen, die sich aus dem Zusammenleben zwischen Thais und Farangs ergeben, verfasst. Die humorvollen Geschichten behandeln das Eheleben zwischen Nai und Callolo. Im Leben der beiden wird viel Toleranz abverlangt. Dass es trotzdem immer wieder ein Happy End geben kann, beweist der Autor, im ersten Buch, in vielen unerwarteten Entwicklungen. Im zweiten Werk hat der Autor seine „rosarote Brille“ abgenommen und erzählt auf ehrliche und gewohnt charmante Weise über Probleme und Schwierigkeiten, die in seiner nicht mehr ganz taufrischen Beziehung zu Nai entstehen.

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Thomas Knauer 13.08.20 16:46
eine unterhaltsame, etwas überzeichnete Geschichte. Das Ein oder Andere kenn ich doch aus Beobachtungen und Erzählungen.
Ist seit unserer Hochzeit bekannt das ich ein armer Mensch bin, wurde auch anfangs mehrfach überprüft in Deutschland ob alles so ist wie ich es erzähle. Deshalb gibt es keine finanziellen Forderungen an mich von Seiten der Familie, im Gegenteil wird mein Aufenthalt und der Urlaub meiner Kinder aus erster Ehe in Thailand bis auf den Flug von der Familie übernommen.
Ling Uaan 11.08.20 00:58
Vor vielen Jahren
war mal ein herzzerreißender Artikel über einen sehr großzügigen Farang in der Bangkok Post. Er las seiner Allerliebsten jeden Wunsch von den Augen ab, nichts war zu teuer, das Beste war gerade gut genug, kein Wunsch blieb unerfüllt. Sein Vermögen war stattlich aber endlich und irgendwann ging es halt zur Neige. Worauf sich seine Allerliebste von ihm trennte und er sich in seinem Schmerz von einer Brücke in den Chao Phraya stürzte und ums Leben kam.

Reporter gingen der Sache nach und konnten die Holde ausfindig machen und zum Sachverhalt interviewen. Und was sagte die Gute dazu: สมน้ำหน้า (sǒm nám nâ:)

Also Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, ähm Kreditkarte.

Zwischen sehr großzügig und richtig Geizig ist eine große Spanne. Und wie überall im Leben ist ein vernünftiges Mittelmaß mit Augenmaß und Fingerspitzengefühl angesagt. Und da gehört es IMHO auch dazu öfters mal nein zu sagen, Grenzen aufzuzeigen.
Thomas Sylten 10.08.20 13:52
@Wolfgang Dlapa:
Danke - genau DAS ist der Punkt:
Ein Mensch, der seine Familie mag, wird - so er die Möglichkeit hat - diese immer gern mit etwas überraschen, was diese freut.
Nur ein Kiniau muss gelegentlich freundlich daran erinnert werden -
und nur ein liebloser Schnösel ist dann auch noch beleidigt, statt den Ball dankbar aufzunehmen und sich in Zukunft etwas netter (und geselliger?) zu geben.
Aber für manche Menschen ist das Wort "großzügig" ein nie gehörtes Fremdwort (merke: es ist NICHT großzügig, nur seinen Bettbekanntschaften einen Drink zu spendieren - das läuft ausschließlich unter "Freizeitgestaltung"!!)
Markus Boos 09.08.20 16:22
@ Peter Zeller
So ist das. Menschen die hart für ihr Geld geschufter haben, Geben es nicht so leichtfertig aus.

Aber bitte sag mal. In welchem Dialekt schreibst du deine Zeilen? Liest sich etwas fremd. ;-))

Häbs guet
mMarkus
Dracomir Pires 09.08.20 15:52
Ich musste dreimal herzhaft lachen
Meine Thai-Freundin schaute deshalb nach, ob bei mir noch alles in Ordnung ist ...
peter zeller 09.08.20 14:42
alles eine erziehun in sachen geld
da meine frau selber 10 jahre hart arbeitete in der schweiz habe wir kein geld für solches getue 1 am anfang hatten wir einen strei deswegen mit der famielei , aber jetzt siend wir bekannt ,dass wir die geizigen schweizer sind !1 wir werden selten mehr besucht ,was auch gut so ist ! es gab vor jahren einen grossen krach mit meiner schwiegermutter . aber heute weiss sie,das meine frau zu mier hāllt . sie bekommt von meiner frau jaden monat 2000.-- b und das ist gut so. sie ist ûbrigens die einzige von 4 geschwesste die etwas bezahlt!! der 32 jährige sohn mit 2 kinder ,hat noch nie gearbeitet !! er ist so ein armer ,der einfach keine arbeit bekommt !( aber in marken klamotten rum lāuft !)
Markus Boos 09.08.20 14:41
Ja Norbert
Die Geschichte scheint mir auch etwas überzeichnet. Doch im extremen Fall kann das schon in etwa zutreffen.
Meine „Familie“ ist da etwas entspannter. Da wird nicht gleich nach Geld gefragt. Doch wenn ich sehe, dass etwas in die Brüche gegangen ist, helfe ich gerne mal aus. Und da schaut meine Partnerin immer, dass ich das preiswerte und nicht das teuerste Produkt beschaffe.
Im Schneidersitz halte ich es schon mal eine Stunde aus, reicht gerade zum Essen. Allerdings wirkt mein „Changtumor“ dabei etwas störend.

Ich mag Calollos Geschichten sehr. Er pflegt einen unterhaltsamen Stil in seinen Erzählungen. So freue ich mich immer, wenn der Farang wieder etwas von ihm veröffentlicht.
Thomas Sylten 09.08.20 13:37
Was mich bei diesen Geschichten immer wundert ist dass sie sich anhören wie von einem unerfahrenen Newby erlitten, aber doch offenbar von einem eher erfahrenen (?) Expat beschrieben werden. Wie passt das zusammen -
oder ist es einfach der Pointe geschuldet ?
Ling Uaan 09.08.20 00:01
Bingo
Wie aus dem richtigen Leben, kommt mir alles irgendwie bekannt vor. Prima geschrieben.

Meine Liebste bekam ein eigenes Bankkonto mit eigenen Karten und Budget, mehr gibt es nicht.
War ein schöner Kampf die ersten Jahre. Da kam sie immer wieder mal daher mit "Mein Konto ist leer". Auch die lieben Verwandten wollten sich die ersten Jahre größere Beträge für dies und das und jenes leihen. Ich bin konsequent geblieben, hat sich jetzt so eingespielt und ist akzeptiert. Halten mich vermutlich alle für einen geizigen Farang, kann ich aber leben mit.
Jörg LOHKAMP 08.08.20 22:37
Sehr schöne Geschichte - + viele der mit einer Thai verheirateten Personen - werden sich wiedererkennen, ist es ihnen doch so oder so ähnlich sicher auch schon ergangen. Dagegen hilft es sicher der Thai nur eine der Kreditkarten - mit einem nur sehr begrenztem Limit - + ohne Möglichkeit zum Überziehen zu überlassen. Wenn diese merken daß das Geld nicht auf den Bäumen wächst + begrenzt ist werden auch die Wünsche auf ein " Normalmaß " reduziert - oder man beginnt selber zu sparen - wo das möglich ist.

Einfach mal in der eigenen Familie ausprobieren + konsequent durchziehen - es hilft.