Malta lässt rund 400 Migranten aus Quarantäne-Schiffen an Land

Foto: epa/Domenic Aquilina
Foto: epa/Domenic Aquilina

VALLETTA: Nach internationalen Protesten hat Malta mehr als 400 Migranten in den Hafen einlaufen lassen. Die Menschen saßen meist seit Wochen auf kleinen Quarantäne-Schiffen vor dem Mittelmeerland fest. Zugleich warf die Regierung in Valletta den anderen EU-Staaten mangelnde Solidarität vor. «Die Regierung ist nicht gewillt, das Leben sowohl der Migranten als auch der Besatzung zu gefährden, angesichts der Tatsache, dass die Mitgliedstaaten der Europäischen Union bei der Übernahme keine Solidarität zeigen», hieß es in der Mitteilung vom späten Samstag.

«Kein europäisches Land will diese Migranten aufnehmen, obwohl von Solidarität die Rede war», schrieb die Regierung über die rund 425 Betroffenen. Als erstes lief die ursprünglich als Touristenboot genutzte «Europa II» in einen Hafen nahe Valletta ein, wie die Zeitung «Times of Malta» am Sonntag berichtete. Das Schiff sei von zwei Patrouillenbooten begleitet worden. Die Menschen durften an Land gehen.

Regierungschef Robert Abela bestätigte am Sonntag, dass sich die Lage auf der «Europa II» zuvor zugespitzt hatte. Migranten hätten zu Messern gegriffen und gedroht, eine Gasflasche zu sprengen und die die Crew zu kidnappen. «Sie gaben uns eine halbe Stunde Zeit, um zu handeln», sagte Abela. Maltas Regierung hat vier Touristenboote gemietet, um Migranten außerhalb der eigenen Hoheitsgewässer für eine Corona-Quarantäne festzuhalten. Einige waren seit 30. April an Bord.

Hilfsorganisationen und die Menschenrechtskommissarin des Europarats, Dunja Mijatovic, hatten das Vorgehen scharf kritisiert. Die Regierung erklärte, es liefen weiterhin «intensive Verhandlungen mit anderen EU-Mitgliedstaaten über die Übernahme».

Malta hatte ähnlich wie Italien in der Corona-Pandemie erklärt, es könne keine sicheren Häfen für Migranten mehr bieten. Diese starten häufig in Booten von Libyen. Viele geraten in Seenot. Das EU-Land macht seit langem Druck auf Brüssel und andere Regierungen, um Ankömmlinge schnell weiterschicken zu dürfen.

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