Malaysias Ex-Premier wegen Korruption in großem Stil vor Gericht

Foto: epa/Fazry Ismail
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KUALA LUMPUR (dpa) - Fast ein Jahrzehnt lang war Najib Razak Premierminister von Malaysia. Dann wurde er überraschend abgewählt. Jetzt steht er vor Gericht, weil er Hunderte Millionen aus der Staatskasse abgezweigt haben soll. Auch seiner Frau droht ein Prozess.

Wegen Veruntreuung mehrerer Hundert Millionen Euro aus der Staatskasse muss sich Malaysias langjähriger Ministerpräsident Najib Razak seit Mittwoch vor Gericht verantworten. In der Hauptstadt Kuala Lumpur begann am Mittwoch ein erster Prozess gegen den 65-Jährigen. Weitere Verfahren wegen Geldwäsche und Korruption sollen in den nächsten Wochen folgen. Najib droht insgesamt lebenslange Haft. Auch die Frau des Ex-Premierministers soll sich vor der Justiz verantworten. In dem südostasiatischen Land stand noch nie ein früherer Regierungschef vor Gericht.

Hintergrund ist die Affäre um einen Staatsfonds namens 1Malaysia Development Berhad (1MDB), den Najib selbst gegründet hatte. Daraus soll er mehr als 600 Millionen Euro auf private Konten abgezweigt haben. Der Ex-Premier weist alle Vorwürfe zurück. Zu Beginn des Prozesses bezeichnete er sich abermals als «nicht schuldig». Er stellt sich als Opfer einer politisch motivierten Kampagne dar. Das Geld will er von einem saudischen Prinzen erhalten haben.

Najib war Regierungschef von 2009 bis 2018. Bereits in seiner Amtszeit gab es immer wieder Vorwürfe gegen ihn und auch gegen seine Frau. Bei der Parlamentswahl im vergangenen Mai wurde er überraschend von seinem Vorgänger und einstigen Förderer Mahathir Mohamad (93) geschlagen. Wegen der Affäre wird inzwischen in verschiedenen Ländern ermittelt, auch in der Schweiz und den USA. Malaysia fordert auch Milliarden von der Investmentbank Goldman Sachs, die sich um 1MDB kümmerte.

Trotz der schweren Vorwürfe sind Najib und seine Frau Rosmah Mansor gegen Kaution auf freiem Fuß. Bei Durchsuchungen ihrer Immobilien wurden Luxusgüter im Wert von mehr als 280 Millionen Euro beschlagnahmt. Darunter waren teure Uhren, Handtaschen und Juwelen. Im ersten Verfahren geht es um sieben Anklagepunkte, darunter auch Geldwäsche von neun Millionen Euro. Das Geld soll über einen 1MDB-Ableger namens SRC International an den damaligen Premier geflossen sein. Allein darauf stehen bis zu 20 Jahre Haft.

Der Prozess hätte schon im Februar beginnen sollen, wurde dann aber auf Antrag von Najibs Anwälten verschoben. In den vergangenen Monaten bemühte sich der Ex-Premier mit einer Imagekampagne darum, die Vorwürfe zu entkräften. Unter anderem veröffentlichte er ein Musikvideo. Zu Beginn des Prozesses wurde er von Anhängern umjubelt.

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