Mafia in Kalabrien plant Anschlag auf Oberstaatsanwalt

Der größte Mafia-Prozess Italiens gegen die 'Ndrangheta beginnt in der Region Kalabrien. Foto: epa/Salvatore Monteverde
Der größte Mafia-Prozess Italiens gegen die 'Ndrangheta beginnt in der Region Kalabrien. Foto: epa/Salvatore Monteverde

CATANZARO: Kurz vor dem 30. Jahrestag des Mordanschlags auf Mafia-Jäger Giovanni Falcone sind Pläne für ein Bombenattentat auf einen aktuellen Oberstaatsanwalt in Italien publik geworden. Die Zeitung «Il Fatto Quotidiano» berichtete am Freitag unter Verweis auf eine Warnung eines ausländischen Geheimdienstes, dass die 'Ndrangheta in Kalabrien einen Anschlag auf Nicola Gratteri geplant habe. Er ist leitender Strafverfolger von Catanzaro an der Südspitze Italiens und war in den vergangenen Jahren für etliche Festnahmen der Mitglieder jenes Clans verantwortlich, der sich nun rächen wolle.

Die Mafiosi wollten Gratteri «in die Luft sprengen», wie es hieß. Die 'Ndrangheta ist eine der mächtigsten Mafia-Organisationen in Italien und der Welt. Sie organisiert unter anderem einen großen Teil des Drogenhandels zwischen Südamerika und Europa.

Am 23. Mai 1992 war der Jurist und bekannte Mafia-Jäger Falcone mit seiner Frau und drei Leibwächtern auf Sizilien ermordet worden, als auf einer Autobahn nahe Palermo eine Bombe zündete. Zwei Monate später wurde Richter Paolo Borsellino ebenfalls von einer Bombe getötet. Die Juristen waren in jener Zeit die prominentesten Mafia-Opfer der Cosa Nostra, der in Sizilien ansässigen Mafia.

Nach dem Hinweis des ausländischen Geheimdienstes vor wenigen Wochen intensivierte Italien die Schutzmaßnahmen für Gratteri und dessen Familie, wie die Zeitung weiter schrieb. Unter anderem werde der Staatsanwalt nun von mehr Leibwächtern und auch einem Auto geschützt, das dank einer Spezialvorrichtung jede Art von Funksignal störe. Bomben können etwa von Handys aus der Ferne gezündet werden.

Der Chef der italienischen Parlamentskommission für die Sicherheit und die Geheimdienste, Adolfo Urso, sprach Gratteri am Freitag in einem Tweet Solidarität und Unterstützung aus. Die Staatsanwaltschaft Catanzaro und das Innenministerium äußerten sich zunächst nicht.

Gratteri war zuletzt Kandidat für den Posten als oberster Anti-Mafia- und Terrorismus-Staatsanwalt in Italien. Ihm wurde bei der finalen Wahl des Obersten Rats für Gerichtswesen am Mittwoch dann aber Giovanni Melillo, der Oberstaatsanwalt von Neapel, vorgezogen.

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