Macron will Mittelmeerländer trotz Krisen zusammenbringen

Foto: epa/Sebastien Nogier
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MARSEILLE (dpa) - Flüchtlingskrise, Terrorismus, Bürgerkrieg in Libyen: In der Region des westlichen Mittelmeers gibt es viele Probleme. Frankreichs Staatschef Macron macht dennoch einen Anlauf zur Zusammenarbeit.

Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron will Länder des krisengeschüttelten Mittelmeerraums über gemeinsame Projekte enger zusammenbringen. Die Region werde von Problemen der Migration oder der Umwelt gebeutelt, sagte Macron am Montag in Marseille zum Abschluss des «Gipfels der zwei Ufer» mit Ländern der EU und des nördlichen Afrikas. Es gebe zudem eine politische Destabilisierung, resümierte der 41-Jährige mit Blick auf politische Krisen in Algerien und Libyen.

Bei dem Treffen wurden 14 Projekte für den westlichen Mittelmeerraum vereinbart. Dabei geht es um Ausbildung junger Menschen, den Ausbau «grüner Energie» in der Region, den Kampf gegen Plastikabfall oder den Ausbau der Digitalwirtschaft.

Macron kündigte ein Folgetreffen «in sechs Monaten» an, das dann möglicherweise auf Ebene der Staats- und Regierungschefs stattfinde. In französischen Medien war bemängelt worden, dass Macron einziger Staatschef bei dem Treffen in der südfranzösischen Hafenmetropole war.

Es kamen die Außenminister oder ihre Vertreter aus Algerien, Italien, Libyen, Malta, Marokko, Mauretanien, Portugal, Spanien und Tunesien. Paris griff bei dem Treffen auf die sogenannte Gruppe 5+5 zurück, die es im Mittelmeerdialog schon seit Beginn der 1990er Jahre gibt.

Die von Macrons Vor-Vorgänger Nicolas Sarkozy vor elf Jahren aus der Taufe gehobene Mittelmeerunion mit wesentlich mehr Ländern war hingegen in politischer Bedeutungslosigkeit versunken.

Macron legte großen Wert darauf, dass Vertreter aus den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft oder Kultur das Spitzentreffen mit vorbereiteten. Die Region müsse sich auf ihre lange gemeinsame Geschichte besinnen und einen «großen Traum wiederfinden», forderte der Staatschef. Die Europäische Union und internationale Finanzorganisationen wie die Weltbank waren ebenfalls eingebunden. Deutschland war mit seinem Botschafter in Frankreich, Nikolaus Meyer-Landrut, vertreten.

Der tunesische Außenminister Khemaies Jhinaoui warnte vor bedrohlichen Auswirkungen des Bürgerkriegs im Nachbarland Libyen. «Die Lage verschlimmert sich», sagte der Ressortchef. Der mächtige General Chalifa Haftar hatte die libysche Hauptstadt Tripolis angegriffen. In Algerien gibt es seit Monaten eine Dauerkrise mit Massenprotesten der Bevölkerung.

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