Macron sichert Beistand zu

​Familie von getöteter Polizeimitarbeiterin 

Der französische Präsident Emmanuel Macron nach einer Videokonferenz im Elysee-Palast. Foto: epa/Gonzalo Fuentes
Der französische Präsident Emmanuel Macron nach einer Videokonferenz im Elysee-Palast. Foto: epa/Gonzalo Fuentes

PARIS: Eine Mitarbeiterin der Polizei wird in der Nähe von Paris kaltblütig mit einem Messer ermordet. Es gibt Terrorverdacht. Frankreich trauert - und der mächtigste Franzose schaltet sich persönlich ein.

Einen Tag nach dem mutmaßlich terroristischen Angriff auf eine Polizeimitarbeiterin in Frankreich hat Staatschef Emmanuel Macron der Familie Beistand und volle Solidarität zugesagt. Der 43-Jährige besuchte die Familie, die «sehr erschüttert und sehr würdig» sei, im Ort Thoiry westlich von Paris. Das teilten Kreise des Präsidialamtes am Samstag auf Anfrage mit. Der Staatschef habe zuvor mit dem Polizeikommissar von Rambouillet telefoniert.

Ein aus Tunesien stammender Mann hatte die 49-jährige Frau in der Polizeidienststelle von Rambouillet südwestlich von Paris am Freitag brutal ermordet. Die Frau wurde ersten Erkenntnissen nach von dem Mann hinterrücks angegriffen. Medien zufolge soll ihr die Kehle durchgeschnitten worden sein. Sie starb noch am Tatort. Der Angreifer wurde an Ort und Stelle von der Polizei getötet. Die Pariser Anti-Terror-Staatsanwaltschaft ermittelt.

Macron hatte bereits unmittelbar nach dem Anschlag versichert, der Staat werde weiter gegen den islamistischen Terrorismus vorgehen. «Im Kampf gegen den islamistischen Terrorismus geben wir nicht klein bei», hatte der mächtigste Franzose via Twitter mitgeteilt.

Der Fall erschüttert Frankreich. «Die Republik wird erneut angegriffen», sagte Premierminister Jean Castex in Toulouse. Er verkürzte eine Dienstreise im Südwesten des Landes, um in Paris mit verantwortlichen Ministern über die Folgen des Angriffs zu beraten. Innenminister Gérald Darmanin teilte via Twitter mit, er habe den verstärkten Schutz von Polizeikommissariaten und Kasernen der Gendarmerie angeordnet. Die Gendarmerie gehört zu den Streitkräften, nimmt aber Polizeiaufgaben wahr.

Ermittler suchten unterdessen nach möglichen Hintermännern des Tatverdächtigen, der laut Medien den Sicherheitsdiensten bisher nicht bekannt gewesen war. Polizisten nahmen am Freitagabend drei Menschen aus dem Umfeld des 36-Jährigen in Gewahrsam. Am Samstag kam ein weiterer Mann in Gewahrsam, wie Justizkreise der Deutschen Presse-Agentur bestätigten. Ob die Menschen aus dem Umfeld tatsächlich etwas mit dem blutigen Angriff zu tun hatten, blieb zunächst unklar. Es ist in Frankreich durchaus üblich, nach Terrorangriffen Personen in Polizeigewahrsam zu nehmen, die mit mutmaßlichen Tätern in Verbindung standen.

Ermittler durchsuchten nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP Wohnungen, auch die des Tatverdächtigen. Die Umstände der Tat deuteten auf einen islamistischen Hintergrund hin - dies wurde von Ermittlern jedoch zunächst nicht explizit bestätigt. Der 36-jährige Tatverdächtige war 2009 nach Frankreich gekommen, hatte aber Medien zufolge erst seit Dezember eine befristete Aufenthaltsgenehmigung.

Frankreich wird seit Jahren von islamistischen Anschlägen erschüttert. Mehr als 250 unschuldige Menschen wurden dabei getötet. Im Oktober wurde in der Nähe der Lehrer Samuel Paty von einem Islamisten brutal enthauptet.

Der neue Angriff löste politischen Streit aus. Die Rechtsaußen-Politikerin Marine Le Pen kommentierte, es folgten immer die gleichen Schrecken aufeinander. Die Regierung sei bei Sicherheitsfragen zu lax. Justizminister Éric Dupond-Moretti reagierte und warf der Chefin der rechtsextremen Partei Rassemblement National (RN/früher: Front National) vor, mit Zynismus und Unwürdigkeit die Tragödie für sich zu nutzen.

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