Macron kritisiert Rückzug der USA aus Syrien

Foto: epa/Benoit Tessier
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N'DJAMENA (dpa) - Frankreichs Staatschef Macron lobt im Tschad Fortschritte beim Antiterror-Kampf in der Region. Über den Rückzug des mächtigen Verbündeten USA aus Syrien zeigt der 41-Jährige sich hingegen enttäuscht.

Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron hat den angekündigten Rückzug der USA aus dem Kriegsland Syrien kritisiert. «Ein Verbündeter ist es sich schuldig, verlässlich zu sein», sagte Macron am Sonntag nach einem Treffen mit seinem Amtskollegen aus dem Tschad, Idriss Déby. «Verbündete zu sein, das heißt, Schulter an Schulter zu kämpfen.»

Die USA hatten erst am Mittwoch ihren Truppenabzug aus Syrien angekündigt, wo Frankreich ebenfalls militärisch im Antiterror-Kampf engagiert ist.

«Ich bedauere zutiefst die Entscheidung, die in Syrien getroffen wurde», sagte Macron in N'Djamena. Er lobte den US-Verteidigungsminister James Mattis, der wegen Meinungsverschiedenheiten mit US-Präsident Donald Trump Ende Februar seinen Posten verlassen will, als einen verlässlichen Gesprächspartner.

Macron hatte zuvor die «beispielhafte Zusammenarbeit» seines Landes mit den USA im Sahel-Gebiet hervorgehoben. Der 41-Jährige sieht in der Region Fortschritte beim Kampf gegen den Terrorismus. Vor rund 1000 französischen Soldaten sagte er, sie hätten «radikale islamistische Gruppen geschwächt».

Er erwähnte dabei den Einsatz im westafrikanischen Mali, bei dem französische Soldaten laut Medienberichten von Ende November mindestens 30 mutmaßliche Extremisten getötet hatten. Der Staatschef hob auch europäische Verbündete in der Region hervor, dies seien Großbritannien, Spanien, Deutschland und Estland.

In großen Teilen der Sahelzone - einem Gebiet südlich der Sahara, das sich vom Atlantik bis zum Roten Meer erstreckt - sind Terrorgruppen und kriminelle Netzwerke aktiv. Für den französischen Militäreinsatz «Barkhane» sind rund 4500 Soldaten mobilisiert.

Macron rief die Soldaten auf, beim Aufbau einer gemeinsamen Truppe der sogenannten G5-Sahel-Staaten Mauretanien, Mali, Niger, Burkina Faso und Tschad mitzuhelfen. Diese Militärtruppe kämpft gegen Terrorismus und organisierte Kriminalität. «Die nächsten Monate werden entscheidend sein», sagte Macron.

Der Tschad kämpft an mehreren Fronten gegen den Terrorismus. Unweit der Hauptstadt N'Djamena liegen der Tschadsee und das unruhige Grenzgebiet zu Nigeria, wo die islamistische Terrorgruppe Boko Haram ihr Unwesen treibt.

Deutschland und Frankreich erhoffen sich vom Antiterrorkampf im Sahel-Gebiet auch mehr Sicherheit für Europa und einen Rückgang der illegalen Migration. Deutschland beteiligt sich mit rund 850 Soldaten an der UN-Friedensmission zur Stabilisierung Malis. Dazu kommen Soldaten für den EU-Ausbildungseinsatz in Mali.

Déby regiert seit 1991 mit harter Hand die ölreiche französische Ex-Kolonie. Der zentralafrikanische Staat mit rund 15 Millionen Einwohnern ist einem UN-Index zufolge das viertärmste Land der Welt.

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