Machtkampf in Venezuela: Maduro holt sich in Moskau weitere Hilfe

Foto: epa/Alexei Druzhinin
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MOSKAU (dpa) - Seit Monaten kommt kaum Bewegung in den Machtkampf in Venezuela. US-Sanktionen schwächen den Präsidenten Maduro, der sich auch mit Hilfe aus Russland an der Macht hält. Nun will er sich in Moskau stärken - und sucht auch den Schulterschluss zu anderen Ländern.

Im erbitterten Machtkampf zwischen Regierung und Opposition in Venezuela hat sich der umstrittene Präsident Nicolás Maduro Rückendeckung in Russland geholt. «Moskau unterstützt alle legitimen Behörden Venezuelas», betonte Kremlchef Wladimir Putin am Mittwoch bei einem Treffen mit Maduro. Er wolle dabei auch den Dialog mit der Opposition unter dem selbst ernannten Interimspräsidenten Juan Guaidó fördern. US-Präsident Donald Trump sichert derweil der Opposition weitere Unterstützung zu.

Maduro nannte das Arbeitstreffen mit Putin «sehr positiv». Beide hätten «über den gesamten Bereich der bilateralen Kooperation gesprochen und neue Wege für die Vertiefung der Zusammenarbeit und des Austauschs zwischen unseren Völkern erörtert», schrieb Maduro nach dem Treffen am Mittwoch auf Twitter.

Das ölreiche südamerikanische Land steckt in einer schweren Krise. Korruption und Misswirtschaft haben die Wirtschaft zusammenbrechen lassen. Rund vier Millionen Menschen haben Venezuela verlassen. Menschenrechtler werfen der Polizei willkürliche Tötungen vor.

Russland ist einer der wichtigsten Verbündeten des immer stärker isolierten Venezuelas. Nach Angaben der venezolanischen Regierung haben die beiden Länder über 260 Abkommen über die Zusammenarbeit in den Bereichen Energie, Verteidigung, Gesundheit und Landwirtschaft unterzeichnet. Der Kreml stützt den Krisenstaat mit Milliardenkrediten. Zudem hat der russische Ölkonzern Rosneft massiv in das Ölgeschäft in Venezuela investiert. Er betreibt eine Reihe von Joint Ventures mit dem venezolanischen Energieunternehmen PDVSA und hält Anteile an vielen Förderprojekten im Land mit den größten Erdölreserven der Welt.

Zahlreiche westliche Staaten, darunter die USA und auch Deutschland, haben hingegen Guaidó als rechtmäßigen Übergangsstaatschef des südamerikanischen Krisenstaats anerkannt. Neue US-Sanktionen setzen Maduro und viele Funktionäre aus seinem Umfeld weiter unter Druck.

Bei einer Konferenz mit Vertretern Lateinamerikas am Rande der UN-Nationalversammlung sagte Trump am Mittwoch: «Wir werden jeden einzelnen Tag an der Seite der Menschen in Venezuela stehen, bis sie endlich befreit sind.» Der US-Präsident forderte Maduro auf, den Weg für eine Übergangsregierung freizumachen und humanitäre Hilfe ins Land zu lassen. Trump warf außerdem Maduro vor, «bösartig» und «korrupt» zu sein. Sozialismus habe Venezuela zerstört.

Während die USA in der Vergangenheit ein militärisches Eingreifen in dem Machtkampf nicht ausschlossen, warnte Russland immer wieder vor einem solchen Schritt. Moskau befürchtet, dass Washington sich so in den Machtkampf einmischen und seinen Einfluss auf das ölreiche Land ausbauen könnte. Deshalb riefen russische Politiker immer wieder dazu auf, die Krise durch einen Dialog von Regierung und Opposition zu lösen.

Maduro könne weiter auf Hilfe im militär-technischen Bereich aus Russland bauen, hieß es. Konkret schicke Moskau Ersatzteile und helfe beim Aufbau von Reparaturanlagen, sagte Putin. «Alles läuft nach dem Zeitplan und strikt nach unseren Vereinbarungen.» Am Mittwoch sei ebenfalls eine weitere Gruppe russischer Militärexperten in Caracas eingetroffen, meldete die russische Agentur Interfax unter Berufung auf eine nicht näher genannte Quelle.

Seit Beginn der Krise treffen sich regelmäßig russische und venezolanische Politiker, um die Machtbasis von Maduro zu stärken. Maduro traf sich zuletzt 2017 mit Putin. Er betonte nach dem Besuch in Moskau, dass jetzt der beste Zeitpunkt für eine Konsolidierung der Beziehungen sei.

Russland ist nicht das einzige Land, das Venezuela unter dieser Führung in der Krise unterstützt. Maduro kann sich auch auf China, die Türkei, Kuba, Bolivien und Nicaragua sowie die Südafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft stützen. Zudem ist er bemüht, die letzten guten Beziehungen zu anderen Ländern zu festigen.

Deshalb reiste auch der Chef der regierungstreuen Verfassungsgebenden Versammlung und starker Mann in Venezuela, Diosdado Cabello, parallel zu Maduros Reise nach Nordkorea. Erst vor einem Monat wurde in Pjöngjang eine Botschaft Venezuelas eröffnet. Cabello habe beim Empfang in Pjöngjang seinen Willen geäußert, «zusammen mit Nordkorea den sozialistischen Aufbau» voranzutreiben, hieß es in Berichten nordkoreanischer Staatsmedien. Er hoffe, dass «die militante Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern auf der Straße der anti-imperialistischen Unabhängigkeit» weiter wachse, wurde der Vorsitzende der Volksversammlung, Pak Thae Song, zitiert.

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Leserkommentare

Vom 10. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Ingo Kerp 26.09.19 11:55
Amerikanische Sanktionen haben Maduro in die Arme Putins laufen lassen. Auch die Chinesen sind ihm freundchaftlich gesinnt. Wenn die Ami-Sanktioen jetzt zu solchen Auswirkungen führen und der Iran den gleichen Weg geht, was dann? Beginnt dann der 2. Kalte Krieg? Gibt es eine 2. Amtszeit für Trump, in der sich die Verhältnisse verschärfen? Eine Unsicherheit wie derzeit, hat es wohl schon ewig nicht mehr gegeben.