BERLIN/KHARTUM: Nach dem Militärputsch im ostafrikanischen Sudan hat Bundesaußenminister Heiko Maas die Wiedereinsetzung der zivil geführten Übergangsregierung gefordert. Darüber hinaus müssten der entmachtete Ministerpräsident Abdullah Hamduk und die anderen Gefangenen umgehend freigelassen werden, sagte Maas laut Auswärtigem Amt. Die Absetzung der Übergangsregierung müsse rückgängig gemacht werden. Deutschland werde ansonsten seine Unterstützung unter diesen Bedingungen nicht fortsetzen.
Das Militär hatte am Montag in dem Land mit rund 44 Millionen Einwohnern die Macht übernommen. Der Militärchef, General Abdel Fattah al-Burhan, verkündete die Entmachtung der zivilen Regierungsmitglieder und verhängte einen Ausnahmezustand. Vorausgegangen waren monatelange Proteste, in denen Menschen politische und wirtschaftliche Reformen und den Rückzug des Militärs aus der Übergangsregierung forderten.
Maas sagte, der Putsch der Militärs werde, wenn er nicht sofort beendet werde, «gravierende Folgen für das internationale Engagement haben, das Deutschland in den vergangenen Jahren maßgeblich unterstützt und koordiniert hat». Der Putsch entziehe diesem Engagement die Grundlage. Um gemeinsam vorzugehen, werde sich Deutschland eng mit seinen Partnern abstimmen. Den Putsch bezeichnete der SPD-Politiker als katastrophale Entwicklung. Er bringe das Land in eine bedrohliche Lage und stelle die demokratische und friedliche Zukunft des Sudans infrage.
Bei der Berliner Sudankonferenz im Juni 2020 hatten mehr als 50 Staaten und internationale Organisationen ihre Unterstützung für Khartum sichtbar gemacht - sowohl politisch als auch finanziell: 1,8 Milliarden Dollar (1,55 Milliarden Euro) wurden dem Land zugesagt. Maas hatte gesagt, dieses Geld komme den Menschen unmittelbar zugute.
Der Sudan wurde fast 30 Jahre lang von Omar al-Baschir regiert. Der Langzeit-Machthaber wurde im April 2019 nach monatelangen Massenprotesten und einem Militärputsch aus dem Amt getrieben. Daraufhin einigten sich das Militär und die zivile Opposition auf eine gemeinsame Übergangsregierung, die den Weg zu Wahlen ebnen sollte. Es folgten zahlreiche Reformen, wodurch sich das ölreiche, aber verarmte Land aus einer jahrzehntelangen Isolation befreien konnte.