Luxusgut Wasser – Luxusgut gesunde Luft

Luxusgut Wasser – Luxusgut gesunde Luft

Wenn ich abends heimkomme, dann gieß ich mir noch ein Glas Wein ein. Und dann denke ich darüber nach, ob mir vielleicht ein Thema für eine neue Kolumne einfällt. Kreuz und quer rasen die Themen durch meinen Kopf: Leben und Tod, Krieg und Frieden, Freude und Leid. Am Ende kristallisiert sich ein Thema heraus, von dem ich denke, das könnte die Leser des FARANG interessieren.

Wasser war einmal so selbstverständlich wie die Luft zum Atmen. War einmal. Inzwischen ist beides in weiten Teilen der Welt zum Luxusgut geworden. Selbst in Thailand kann man in regenarmer Zeit die Wagen mit großen Wassertanks beobachten, die das teure, lebensnotwendige Gut an Privatpersonen, an Restaurants, Massagesalons oder Gästehäuser verkaufen. Die starken Pumpen der Wolkenkratzer saugen das Gemeingut Wasser für ihre Luxusbewohner ab. Clevere Geschäftsleute haben schon vor längerer Zeit damit begonnen Wasserrechte weltweit zu kaufen. Das führt dazu, dass vielen Menschen das Trinkwasser fehlt. Sie können nicht kochen, duschen oder waschen. Der Klimawandel ist nicht allein dafür verantwortlich zu machen. In vielen Ländern wurde die Landwirtschaft verändert zu Gunsten riesiger Monokulturen mit Früchten, die mehr Gewinn versprechen, aber gleichzeitig ein Vielfaches an Wasser benötigen. Am Mekong kann man beobachten, wie beispielsweise China gigantische Staudämme baut und damit Wasser zurückhält, das den weiter südlich liegenden Ländern fehlt. Noch hält das Problem sich in Grenzen, aber in großen Teilen Afrikas herrscht inzwischen ein Wassernotstand, und wo es Wasser gibt, ist es oft so verschmutzt, dass es ungenießbar ist. Wo früher Kriege um Diamanten oder Erdöl geführt wurden, kämpfen die Menschen heute um Wasser, damit sie, ihre Tiere und Gartenfrüchte überleben können. Es wird immer schwerer. Das Land, die Plantagen, die Gärten verdorren. Selbst in den großen internationalen Hotels dieser Länder ist das Wasser rationalisiert. Das kostbare Nass gibt es nur morgens und abends für jeweils zwei Stunden. Gleichzeitig steigt der Preis für Übernachtungen. Viele Experten sind davon überzeugt, dass diese Verhältnisse erst der Anfang einer Menschheitskatastrophe sind. Während die Wasserstände der Meere kontinuierlich steigen und Inseln, ganze Länder zu überfluten drohen, sinkt der Grundwasserspiegel bedenklich. Ein Beispiel ist Bangkok. Jedes Jahr sinkt die Stadt etwas tiefer ab. Die Risse in vielen Bauwerken sind bedenklich und nicht zu übersehen. Noch gehen die Thais verschwenderisch mit Wasser um, zu beobachten während der Songkran-Tage, an denen Tausende und abertausende Kubikmeter zum Spaß vergossen werden. Vielleicht werden ihre Enkel eines Tages mit ungläubigen Blicken dieses Spektakel auf Filmen bewundern: Das gab es früher wirklich? Ja, früher war Wasser noch kein Problem. Inzwischen hat es sich grundsätzlich geändert. In den letzten Jahren gab es Zeiten, in denen der Regen im Isaan über mehrere Monate ausfiel. Riesige Landstriche verdorrten und zerbarsten, glichen außerirdischen Gegenden, und die Bauern verarmten noch mehr als schon zuvor. Hilfe von der Regierung kam – wie stets – nur zögerlich. Und deshalb ist es auch nicht verwunderlich, wenn die Kinder dieser verarmten Familien in die großen Touris­tenstädte abwandern, um hier – auf welche Weise auch immer – Geld zu verdienen. Das ist den Urlaubern aus aller Welt oft nur schwer zu vermitteln. Sie nutzen diese Situation oft schamlos zu ihrem Nutzen aus.

Ein anderes Thema, ähnlich des Wassernotstandes, ist unsere Luft, auf die jeder von uns angewiesen ist. Als Kind konnte ich noch unbedenklich an der Hauptstraße spielen, ohne befürchten zu müssen Atembeschwerden zu bekommen, denn damals gab es nur relativ wenige Autos. Die Verkehrsexplosion hat weltweit das Klima verändert. Flugzeuge überziehen die Erde mit vergifteter Abluft, Riesenfrachter und Kreuzfahrtschiffe stoßen Unmengen an Giftgasen aus, die dazu führen, dass die Atmosphäre zerstört wird und wir tagein tagaus Stickstoffe einatmen. Im Fernsehen können wir sehen, wie Menschen in China oder Indien sich mit Atemmasken durch Nebelwände tasten. Und Peking und Delhi bildet dabei keineswegs eine Ausnahme. Selbst in Deutschland hat der Feinstaub in einer Weise zugenommen, dass die Verantwortlichen dazu übergehen, Dieselfahrzeuge in der Innenstadt zu verbieten. Durch unsaubere Luft wird die Freiheit vieler Menschen massiv eingeschränkt. Alte, Behinderte, an Asthma erkrankte Menschen wagen sich schon gar nicht mehr auf die Straße. Und die Situation wird von Tag zu Tag unerträglicher. Autofabriken haben ihre Kunden betrogen, indem sie falsche Abgaswerte angaben, und jetzt zieren sie sich, diese Schäden kostenlos zu beheben. Wie viele Tote gehen auf das Konto dieser Betrüger? Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben jährlich sieben Millionen Menschen weltweit durch verpestete Luft an Herzkrankheiten, Hirnschlag und Lungenkrebs. Die Autobosse scheint das nicht zu berühren. Stattdessen sacken sie Millionen ein, Ausschüttungen, die durch ihr betrügerisches Verhalten verdient wurden und von denen keiner von uns auch nur zu träumen wagt.

Fassen wir mal zusammen: Wasser und Luft, Grundelemente unseres Lebens, sind bedroht, sind teilweise sogar in privaten Händen, gegen die wir anscheinend nichts unternehmen können. Was bleibt zu tun? Einerseits ist es wirklich notwendig, angesichts der ständig steigenden Weltbevölkerung mit Wasser sorgsam umzugehen. Andererseits müssen wir dafür sorgen, dass Autos und Motoren entwickelt werden, die weniger Abgase erzeugen. Unser kleiner blaue Planet hat einen kritischen Punkt erreicht. Wie andere Länder sich angesichts dieser Problematik verhalten werden, das vermag ich nicht vorauszusagen. Aber sie werden nicht umhinkommen, massive Einschnitte für ihre Bevölkerung zu erlassen. Sie müssen die obligatorischen Waldbrände verbieten, die neue Weideflächen für immer größere Rinderherden schaffen sollen, deren Abgase auch dazu beitragen, dass der Himmel über uns sich allmählich verfärbt. Sie stehen vor großen Aufgaben, und ich hoffe sehr, dass sie sich nicht durch große Zuwendungen der Privatwirtschaft – ich meine Korruption – davon abhalten lassen, ihre notwendigen Aufgaben zu erfüllen. Eine Welt ohne ausreichendes Trinkwasser und ohne saubere Luft ist dem Untergang gewidmet. Ich will gerne meinen Teil dazu beitragen, diese Katastrophe zu verhindern oder zumindest aufzuhalten, und auch Sie müssen dazu beitragen. Nur gemeinsam werden wir es schaffen.

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Jürgen Franke 12.02.19 01:26
Diese Kolumne hätte Sie auch schon vor
10 Jahren schreiben können, da sich in der Zwischenzeit nichts verändert hat. Wenn Sie jedoch beabsichtigen dazu beizutragen, diese Katastrophe zu verhindern, brauchen Sie lediglich nur dafür sorgen, dass den Menschen mehr Bildung beigebracht wird. Das wäre der Schlüssel zum Erfolg. Es sind nämlich die Menschen, die dieses Unheil verursachen. Zum Beispiel haben wir keiner Naturgewalt den Trump oder den Brexit zu verdanken, sondern dem bildungsfernen Menschen. Zugebener Maßen sind jedoch gebildete Menschen beinahe unregierbar.
Dracomir Pires 11.02.19 10:20
Drei Korrekturen
Die Touristen in Thailand nützen die "Situation nicht schamlos aus", sondern sie reagieren auf das Gesetz von Angebot und Nachfrage.
Auch sind nicht in erster Linie die reichen Autobosse in Deutschland für den Feinstaub auf der Welt verantwortlich, sondern hauptsächlich die Regierungen in Südamerika, Asien und Afrika, welche es zulassen, dass ihre (unsere) Urwälder abgefackelt werden.
Aber das Grundübel der Wasserknappheit ist die Bevölkerungsexplosion in der Zweiten und vor allem in der Dritten Welt. DORT muss endlich der Hebel angesetzt werden, bevor alle diese Leute wegen dem fürchterlichen "Wir schaffen das" zu uns strömen.
theo kleine 10.02.19 23:03
Globales gesund schrumpfen beim Wachstum
Ich schätze ihre Kolumne sehr aber leider sprechen auch sie nur über Symptome und nicht über die Beseitigung der Ursachen.
Das einzige was unserem blauen Planeten helfen wird ist ein gesundschrumpfen beim Wachstum und bei der Bevölkerung. Der Tanz um das goldene Kalb des Wirtschaftswachstums muss unterbrochen werden zugunsten von Hightech Lösungen die mit Minuswachstum auch eine auskömmliche Altersversorgung zu lassen bei einer konsequenten Ein-Kind-Politik über vier Generationen mindestens , speziell in den bereits überbevölkerten Entwicklungsländern, die ihre Bevölkerung nicht selbständig ernähren können. China als autoritärer Staat hat sich nur wegen seiner rigoros durchgesetzten Ein-Kind-Politik und mit Technikklau so rasant positiv entwickelt.
Wenn der Islam in Afrika seine Autorität in diese Richtung einsetzen würde , wäre der Kontinent aus seiner Unfähigkeit sich von Korruption zu befreien auf dem richtigen Weg , um sich weiter zu entwickeln. Nicht gehet hin und mehret euch ist die Devise der nächsten Jahrhunderte, sondern schont eure Ressourcen und schrumpft euch gesund. Wenn sich diese Einsicht nicht durchsetzt ist alles andere nur herumdoktern an Symptomen.