Lust oder Last? Handball-Königsklasse startet

Foto: Pixabay/Oscar Aznar
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FRANKFURT/MAIN: Der SC Magdeburg und die Füchse Berlin vertreten die deutschen Farben in der Champions League, die die ohnehin schon enorme Belastung für die Spieler noch einmal erhöht.

Der DHB-Chef bringt eine Super League ins Spiel, der Bundestrainer befürchtet eine erhöhte Verletzungsgefahr - doch die Spieler sind heiß auf die Handball-Königsklasse. Begleitet von einer hitzigen Debatte um die zu hohe Belastung der Profis starten der deutsche Meister SC Magdeburg und Vizemeister Füchse Berlin in die Champions League. Der Zielort heißt wieder Köln, wo im Juni kommenden Jahres beim Final-4-Turnier der Pott vergeben wird.

Der Weg dorthin könnte für das Bundesliga-Duo noch beschwerlicher werden, als er es angesichts der starken internationalen Konkurrenz schon ist. Schließlich ächzen die deutschen Teilnehmer aufgrund des strammen Terminkalenders seit Jahren unter der enormen Belastung, die für viele Topspieler wegen der Olympischen Spiele in dieser Saison noch zunimmt.

Keine Verschnaufpause

Lediglich eine Woche Urlaub blieb den meisten Nationalspielern, sofern sie nicht verletzt aus Frankreich zurückkehrten und ohnehin ausfallen. Um die sportlichen Ziele zu erreichen, müssen die verbliebenen Leistungsträger viel durchspielen. «Das ist bei einer Champions-League-Belastung nicht einfach. Je länger die Belastung dauert, desto mehr steigt die Gefahr für die, die übrig geblieben sind, sich zu verletzen», sagte Bundestrainer Alfred Gislason.

Meistertrainer Bennet Wiegert beklagte zuletzt die Terminhatz, bei der auf die Gesundheit der Spieler keine Rücksicht genommen werde. Dennoch brennen seine Schützlinge auf die Gruppenduelle mit hochkarätigen Gegnern wie Titelverteidiger FC Barcelona, Vorjahresfinalist Aalborg HB oder dem polnischen Champion Industria Kielce.

Die Magdeburger, die die Champions League 2002 und 2023 gewinnen konnten und in der Vorsaison Vierter wurden, müssen zum Auftakt am Donnerstag beim ungarischen Vertreter Pick Szeged ran. «Das ist eine Hammerpartie, auf die wir uns freuen», sagte Rückraumspieler Philipp Weber.

Königsklasse für Spieler mehr Lust als Last

Anders als viele seiner Teamkollegen war der 31-Jährige nicht bei Olympia dabei und sieht dem Tanz auf drei Hochzeiten mit Bundesliga, Pokal und Königsklasse eher gelassen entgegen. «Wir spielen lieber als wir trainieren und wachsen an der engen Taktung», sagte Weber.

Ähnliche Töne waren von Berlins Tim Freihöfer zu vernehmen. «Wir haben uns die Champions League hart erarbeitet und HABEN alle Bock darauf. Wir sehen das nicht als Belastung und wollen jedes Spiel genießen», sagte der Linksaußen des Supercup-Gewinners vor dem Heimauftakt gegen Ungarns Topclub Veszprém HC am Donnerstag. Kein Wunder, sind die Füchse doch erstmals seit elf Jahren wieder dabei.

Gislason sieht auf den Hauptstadt-Club jedoch einige Probleme zukommen, da der Kader zu dünn besetzt sei. In der European League habe man den dänischen Rückraumstars Mathias Gidsel und Lasse Andersson oder Spielmacher Nils Lichtlein teilweise Pausen geben können. «Das geht in der Champions League nicht», sagte der Bundestrainer und mahnte: «Da wird die Belastung noch größer.»

Reformidee stößt auf Kritik

Aus diesem Grund hatte DHB-Präsident Andreas Michelmann unlängst im Fachblatt «Handballwoche» fundamentale Änderungen vorgeschlagen. «Der Handball muss in Gänze spürbar ran ans Programm, sonst besteht die Gefahr, dass sich unser Sport selbst auffrisst», sagte der 64-Jährige und stellte die Frage: «Warum sollen wir also für den Vereinshandball nicht in einem europäischen Zusammenhang denken und ein länderübergreifendes Ligasystem entwickeln, das beispielsweise die Konkurrenz zwischen Champions League und Bundesliga auflöst?»

In der Liga stieß die Idee auf wenig Gegenliebe. «Nicht ein Club würde das wollen», konterte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann und erteilte Michelmann eine klare Absage: «Die Geschichte ist null Komma null zu Ende gedacht. Das ist ein Vorstoß, den kann man nicht ernst nehmen.» Immerhin weiß aber auch Bohmann: «Eine olympische Saison ist extrem schwierig für die Clubs.»

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