Lungenprobleme nach E-Zigaretten-Gebrauch

Erster Toter in den USA

Foto: epa/John G. Mabanglo
Foto: epa/John G. Mabanglo

NEW YORK (dpa) - In den USA geben ungeklärte Lungen-Erkrankungen Experten Rätsel auf. Ihre Gemeinsamkeit: Alle Betroffenen hatten zuvor E-Zigaretten benutzt. Nun gibt es den ersten Toten.

Atembeschwerden, Atemnot und Brustschmerzen, dazu in einigen Fällen Magen-Darm-Erkrankungen mit Erbrechen und Durchfall: In den USA häufen sich die Meldungen ungeklärter Lungenerkrankungen, die nach dem Konsum von E-Zigaretten auftreten. Mittlerweile gibt es einen ersten Todesfall. Doch noch tappen die Experten im Dunkeln, was genau die Beschwerden auslöst.

Für Robert Loddenkemper, Experte für E-Zigaretten bei der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, ist es denkbar, dass eine komplexe allergische Reaktion auf Bestandteile des Dampfs die Symptome bei den US-amerikanischen Patienten ausgelöst hat. Es seien in den vergangenen Jahren bereits vergleichbare Fälle beschrieben worden. Allerdings seien auch andere Ursachen möglich. Aus Deutschland ist Loddenkemper kein vergleichbarer Fall bekannt.

Die US-Gesundheitsbehörde CDC teilte mit, dass die Zahl der gemeldeten Fälle in den USA seit Ende Juni mittlerweile auf 193 in 22 US-Staaten gestiegen sei. Zwar hätten alle gemeinsam, dass die Betroffenen E-Zigarette geraucht hätten, trotzdem habe man bislang kein bestimmtes Produkt ausfindig machen können, das mit allen Erkrankungen in Verbindung stehe. Es gibt viele verschiedene E-Zigaretten und Tausende sogenannte Liquids - also Flüssigkeiten, die verdampft werden.

Die Krankheitsfälle in den USA sind untypisch: «E-Zigaretten werden eigentlich mit anderen gesundheitlichen Schäden in Verbindung gebracht», sagte der deutsche Experte Loddenkemper. Studien zufolge könnten sie chronische Bronchitis, Asthma und COPD auslösen und zu Gefäßstörungen und Herzinfarkt führen. Mikropartikel im Dampf der E-Zigaretten können Loddenkemper zufolge über die Lunge in den Organismus gelangen und Krankheiten in weiteren Organen verursachen.

Die Schadstoffmenge im Aerosol von E-Zigaretten ist Analysen zufolge deutlich niedriger als im Rauch von normalen Zigaretten. Trotzdem ist es unabhängig von den aktuellen Krankheitsfällen in den USA unter Experten umstritten, ob E-Zigaretten als weniger schädliche Alternative zu normalen Zigaretten oder für Rauchentwöhnung zu empfehlen sind. Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) schreibt in einem Faktenblatt Ende 2018: «Im Vergleich zu Tabakzigaretten sind E-Zigaretten zwar sehr wahrscheinlich deutlich weniger schädlich, dennoch sind sie keine harmlosen Life-Style-Produkte.»

CDC-Experte Brian King sagt über E-Zigaretten: «Sie können eine Vielzahl potenziell schädlicher Inhaltsstoffe enthalten.» So seien bereits krebserregende Chemikalien, Schwermetalle und andere Stoffe in entsprechenden Produkten gefunden worden. Diese Inhaltsstoffe stünden nach bisherigen Erkenntnissen zwar nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit den aktuellen Erkrankungsfällen, könnten die Symptome aber verstärken.

Am Donnerstag sei dem Gesundheitsministerium im Bundesstaat Illinois der Tod eines Erwachsenen gemeldet worden, der zuvor eine solche Zigarette benutzt habe und mit «einer schweren, ungeklärten Atemwegserkrankung ins Krankenhaus eingeliefert worden war», sagte die leitende medizinische Angestellte des Ministeriums, Jennifer Layden, am Freitag. Man prüfe zusammen mit weiteren Behörden die Verbindung der gemeldeten Fälle mit den elektronischen Zigaretten. Nähere Angaben zu dem Toten gab es zunächst nicht.

Die Gesundheitsbehörde FDA (Food and Drug Administration) erklärte, sie sei «besorgt» über den Todesfall. «Die FDA hat auch Proben aus einer Reihe von Staaten erhalten und wird diese auf ihre Bestandteile untersuchen», sagte der Abteilungsleiter der FDA-Tabaksparte, Mitch Zeller. Dabei gehe es um den Gehalt von Nikotin, aber auch um den psychoaktiven Wirkstoff THC und möglicherweise enthaltene Chemikalien.

Die Behörden hatten zuletzt mitgeteilt, dass viele Opfer mit Beschwerden THC-Liquids geraucht hätten. Zunächst blieb aber unklar, wie hoch der Anteil der THC-Konsumenten unter den Betroffenen war.

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