Lung Sen macht sich Gedanken . . .

Vor kurzem schrieb Lung Sen über Terror, den Motorradfahrer, Bahtbusse oder überlaute Karaoke-Bars verursachen. Dazu gab es in der letzten Ausgabe des FARANG einen Leserbrief, in dem ein Leser seine Ansicht darüber mitteilte. Lung Sen hat mit Interesse die andere Meinung gelesen und sich gefreut, durch seine Kolumne zum Nachdenken angeregt zu haben. Genau das ist ja sein Wunsch: Er macht sich seine Gedanken, und die müssen und sollen ja nicht für alle die richtigen sein.

Aber er bleibt bei seiner Darstellung. Urlauber kommen zumeist aus Ländern, wo die Zebrastreifen Sicherheit beim Überqueren der Strasse garantieren und Motorisierte anhalten. Ist man das erste Mal in Thailand, lässt sich nicht so schnell umdenken. Dass Motorrad- und Bahtbusfahrer rücksichtslos fahren, lernen die Feriengäste sehr schnell. Und dass die Fahrer der Bahtbusse gerade bei Neulingen überhöhte Preise verlangen, ist ebenfalls bekannt. Der Lärm aus Karaoke-Bars wird keinesfalls nur von Ausländern als Belästigung empfunden.

Thais denken anders, haben eine eigene Mentalität, Dinge, die sie als störend empfinden, zu verarbeiten. Sie würden nie damit an die Öffentlichkeit gehen. Sie fühlen und denken aber zum grössten Teil wie Lung Sen, der ja oft genug mit ihnen zusammensitzt. Der Leser würde staunen, was da aus ihnen, nach ein paar Gläsern Lao Kao oder Mekhong, heraussprudelt. Hier hat Lung Sen das Wort Terror gehört und verarbeitet.

Kriminalität aber ist kein Terror. Es ist richtig, dass die Zahl der Verbrechen steigt, sich die Ganoven sogar organisieren. Ist auch nicht verwunderlich in einer grossen Stadt wie Pattaya, die immer weiter wächst. Sie zieht lichtscheue Gestalten an wie Licht die Motten. Vom Handtaschenraub bis zu Mord und Totschlag ist alles vertreten - wie in jeder Grossstadt der Welt. Oft wird es den Dieben aber zu leicht gemacht. Kurz ins Meer zum Baden, wird nach der Rückkehr der Verlust des Beutels entdeckt, in dem sich Geldbörse, Handy und Kamera befanden. Warum konnte der Beutel nicht dem Liegestuhlvermieter anvertraut werden? Oder, wie ab und zu in der Presse zu lesen war, warum geht ein Mensch nachts um 2 Uhr am Strand spazieren? Er wird überfallen, verliert 20.000 Baht oder gar mehr? Selbst in Europa geht niemand nachts mit grossen Summen, ja nicht einmal am späten Abend, spazieren. Manche fordern das Verbrechen geradezu heraus, andere werden leichtsinnig in den Ferien. Auch in Häuser wird eingebrochen, in Apartments und sogar in Hotelzimmer. Das aber ist ganz und gar nicht typisch für Pattaya, es findet sich überall auf der Welt. Aber Terror? Nein, das ist kein Terror, das sind Verbrechen, die mit der Grösse eines Ortes zunehmen.

Jeder weiss, dass Pattaya einst ein Fischerdorf war. Angeblich entdeckt durch einen Stoss­trupp amerikanischer Soldaten in den 1960er Jahren. Aber Pattaya und Naklua waren schon lange bekannt bei den Thais aus Bangkok. Viele hatten Wochenendhäuschen hier. Die Crescent-Moon-Bucht war eine Art Geheimtipp. Sie gibt es auch heute noch an der Naklua Soi 12, ist aber zugebaut mit Hotels. Im Jahre 1963 eröffnete eine Bungalowanlage „Wongse Amataya” für Wochenendgäste aus Bangkok. Das war der Name des Besitzers, der aber nur als Wongamat ausgesprochen wird. Gute 20 Jahre blieb es bei „Wongse Amataya”, dann erfolgte die Änderung auf Wongamat. Und dieser Name ist heute fast jedem Besucher oder Residenten ein Begriff. Ein ganzer Strandabschnitt im Norden der Stadt nennt sich heute so, wie auch eine Seitenstrasse, die zum Strand führt, die Soi Wongamat. Erst viel später bekam sie die Nummer Naklua Soi 18.

Im Süden der Stadt, am Ende der Walking Street, ist heute der Hafen Bali Hai. Wo kommt eigentlich der Name her, werden sich viele Leser schon gefragt haben? Bereits Anfang 1970 gab es dort das Restaurant „Bali Hai” mit chinesischer Küche. Es stand an der Stelle, wo kürzlich eine neue Disco eröffnete und gehörte Kamala Sukosol. Eine in der thailändischen Gesellschaft bekannte Dame, die später auch das Siam Bayshore Hotel bauen liess, dann das Siam Bayview und in Bangkok das Siam City Hotel. Dieses Restaurant also, das heute noch auf der Terrasse vor dem Siam Bayshore mit gleichem Namen existiert, gab dem südlichsten Strandabschnitt den Namen.

Dass Pattaya ein Dorf war, zeigt das obere Foto. Es wurde um 1970 aufgenommen und zeigt den Eingang zur heutigen Walking Street mit Abzweigung zur Südpattaya Road. Das untere Bild wurde aus etwa dem gleichen Winkel 2008 aufgenommen. Der schwarze Umriss war einst der Baum. Pattaya im Wandel der Zeit.

Lung Sen denkt: Allüberall geht es weiter. Nichts bleibt wie es war. Aus gemütlichen Dörfern wurden und werden grosse Orte oder gar Städte. Mit dieser Entwicklung kommen viele vorher nicht vorhandene unschöne Dinge. Nicht nur Kriminalität, sondern auch Fehlplanungen, hässliche Bauten oder Prostitution. Es liegt allein in den Händen der Stadtverwaltung, etwas mehr Ordnung in das Chaos zu bringen. Aber will überhaupt jemand, ausser den Urlaubern vielleicht, eine Ordnung wie von zu Hause gewöhnt? Lung Sen jedenfalls nicht.

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Leserkommentare

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