Lung Sen macht sich Gedanken . . .

Bild 1: Die Ruine eines von Vietnamesen verlassenen Hauses.
Bild 1: Die Ruine eines von Vietnamesen verlassenen Hauses.

Was soll ich denn in der Provinz? fragen sich viele Residenten in Pattaya. „Da ist doch nichts los. Was soll ich dort den ganzen Tag über anfangen?“ Lung Sen und jene, die schon einmal längere Zeit im Nordosten (Isaan) waren, können über die Unkenntnis dieser Ausländer nur lächeln. Gerade im Isaan gibt es Sehenswürdigkeiten, die sonst in Thailand nicht zu finden sind. Als da wären die Bauten der Khmer aus dem 10. bis 12. Jahrhundert. „Ja, die kennen wir“, kommt der Ausruf von Walter. „Ich war schon in Phimai, dem Ankor Wat Thailands.“ Und Peter war einmal in Phanom Rung, ebenfalls eine Khmer-Anlage auf einem erloschenen Vulkan in der Provinz Buriram. Beides gar nicht so weit weg von Pattaya, gute 400 km auf gut ausgebauten Strassen.

Von Pattaya aus fährt ein gelber Bus nach Mukdahan, am Mekong-Fluss gelegen. Dieser fährt über Nakhon Ratchasima (Korat), Ausgangspunkt für die Besichtigung der oben genannten Bauwerke, weiter über Roi Et, von Lung Sen als eine der saubersten Städte empfunden. Gut speist der Besucher im „White Elephant Restaurant“ und bekommt von Wirt Klaus Tipps, was zu erkunden sich lohnt (siehe letzte Ausgabe des FARANG). Von Roi Et aus gelangt man leicht nach Kalasin, der Nachbarprovinz mit dem Isaan-Jurassic-Park. Endstation Mukdahan schliesslich bietet zwei interessante Nationalparks, und am Fluss ist täglich der Talat Indochin – ein Markt, auf dem Waren aus China, Vietnam, Laos und Kambodscha angeboten werden. Eine kürzlich eröffnete Brücke führt über den Mekong nach Laos.

Und deshalb Lung Sens Vorschlag: Visareise nach Mukdahan! Die Fahrt im klimatisierten Bus kostet keine 700 Baht pro Person und kann in Korat und Roi Et unterbrochen werden. Preiswerte Hotels gibt es in allen Städten, und lässt man sich drei oder vier Tage Zeit, können wunderbare Eindrücke gesammelt werden. Der Reisende erlebt eine ganz und gar andere Welt als jene, die er von Pattaya aus kennt. Die Visumgebühr für Laos beträgt 30 US-Dollar plus ein Passfoto.

Den Isaan-Jurassic-Park hat Lung Sen besucht und war mehr als erstaunt, rund 500 km von der Hauptsstadt entfernt eine perfekte Ausstellung und ein modernes Museum zu sehen. Angelegt von Ihrer Königlichen Hoheit Prinzessin Sirindhorn, ist hier alles nach westlichem Vorbild. In Thai und Englisch beschrieben, erlebt der Besucher den Urknall bis hin zum Entstehen der Galaxien und wie sich dort die Erde herausbildete. So geht es über alle Zeitepochen über Millionen von Jahren bis zur Neuzeit. Anschaulich wird dokumentiert und auch mit kleinen bis riesigen Nachbildungen gezeigt, wie es aussah auf unserem Planeten, als Dinosaurier und andere reptilienähnliche Tiere bis vor 65 Millionen Jahren die Welt dominierten. Auf einen Schlag starben sie aus, und neues Leben entwickelte sich. Wie es weiterging ist ebenfalls in Schaukästen, mit Filmvorführungen und Aus­stellungstücken zu erfahren. Bis dann endlich das erste menschenähnliche Geschöpf vor knapp zwei Millionen Jahren auftauchte. Im fünf­stöckigen Gebäude sind viele Originalfunde aus den verschiedenen Erdepochen zu sehen und gleich hinter dem Gebäude die Ausgrabungsstätte der Dinosaurierfunde aus den 1950er Jahren.

Bild 2: Residenz des Provinzgouverneurs in Nakhon Panom.
Bild 2: Residenz des Provinzgouverneurs in Nakhon Panom.

Von Lung Sens Haus aus sind es nur 45 km zur Stadt Nakhon Panom. Sie liegt am Mekong-Fluss, und auf der laotischen Seite sieht der Besucher hohe Bergketten hinter der Stadt Tha Khek. Auch hier kann die Grenze per Boot überquert werden, ist aber doch ein biss­chen weit von Pattaya entfernt: rund 800 km. In der letzten Ausgabe berichtete Lung Sen über die Vietnamesen, die sich nach der Flucht aus dem Land hauptsächlich entlang des Mekong ansiedelten. Nicht nur dass sie den Katholizismus, das Baguette-Brot und das Essen von Hundefleisch mitbrachten, auch die Bauweise der Häuser von reicheren Familien ist dem französischen Kolonialstil nachempfunden.

Viele dieser Familien zogen nach Ende des Vietnamkrieges 1975 zurück in die Heimat. Ihre prächtigen Häuser verfielen im Laufe der Jahre (Foto 1). Die Thais kümmerten sich nicht um Instandhaltung, gehörten sie doch noch den vietnamesischen Familien. In den letzten Jahren aber wurde kräftig restauriert, und eines der schönsten Beispiele jenes Baustils ist die Residenz des Provinzgouverneurs (Foto 2). Solche herrschaftlichen Villen stehen nicht nur entlang der Uferstrasse in Nakhon Panom, sie sind auch in der Gemeinde Ta Rae zu finden. Ein Haus, besser gesagt eine Hütte, zog Lung Sens Interesse an. Das Domizil von Ho Chi Minh während seiner Exilzeit in Nakhon Panom in den 1920er Jahren. Ein unscheinbares, nach Fotos rekonstruiertes Hüttchen (das Original brannte ab), in dem Ho Chi Minh Pläne zur Befreiung seines Landes von der französischen Besatzungsmacht erarbeitete. Spartanisch eingerichtet, bot es doch inmitten einer vietnamesischen Kommune Geborgenheit. Vor der Hütte stehen noch vier grosse Palmen, die Ho Chi Minh pflanzte. Etwas weiter entfernt dann die Ausstellung über das Leben des Mannes, für den Lung Sen mit vielen anderen jungen Leuten 1968 auf die Strasse gegangen war. Mit Rufen wie Ho-Ho-Ho-Chi-Minh hatten sie ein Ende des Vietnamkrieges gefordert. In der Ausstellung sieht der Besucher das Geburtshaus in Vietnam, seine Eltern und Jugendfotos. Genau wird Ho Chi Minhs Lebenslauf beschrieben, die wichtigsten Etappen mit Fotos und Originalschriften dokumentiert. Erläutert wird die Schlacht um Dien Bien Phu, in der die Franzosen 1953 vernichtend geschlagen wurden und daraufhin die Amerikaner um Hilfe baten. Wie es weiterging, sollte allen bekannt sein.

Lung Sen denkt: Es war wie ein Ausflug in die Jugendzeit. Viele Erinnerungen an das Jahr 1968 tauchten wieder auf. Gestaunt hat er über den perfekt angelegten Isaan-Jurassic-Park, für den der Besucher einen vollen Tag einplanen sollte. Und alles ist so leicht zu finden: Überall im Lande sind an den Strassen blaue Schilder aufgestellt, die, in weisser Schrift und in Englisch, auf Attraktionen am Wegesrand verweisen. So gelangt man zu Zielen, die manchmal nicht einmal in Reiseführern aufgelistet sind. Beste Reisezeit wäre November bis März oder eben eine Visa­reise anderer Art und wie oben beschrieben.

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Leserkommentare

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