London plant schärfere Asylregeln für Migranten

Priti Patel, die britische Innenministerin, in Manchester. Foto: epa/Neil Hall
Priti Patel, die britische Innenministerin, in Manchester. Foto: epa/Neil Hall

LONDON: Immer mehr Migranten gelangen über den Ärmelkanal nach Großbritannien. Der Regierung in London ist das ein Dorn im Auge. Einmal mehr sollen drastische Maßnahmen helfen.

Angesichts einer Rekordzahl illegal eingereister Migranten will Großbritannien Medienberichten zufolge härtere Regeln für Asylsuchende einführen. Innenministerin Priti Patel wolle in den Auffanglagern «nach griechischem Vorbild» Ausgangssperren sowie Überprüfungen des Bewegungsprofils einführen, berichtete die Zeitung «Telegraph» am Samstag. Wer dagegen verstoße, dürfe abgeschoben werden. Die «Times» schrieb, Premierminister Boris Johnson mache das Thema zur Priorität und habe eine ressortübergreifende Zusammenarbeit angeordnet.

In diesem Jahr haben bisher mehr als 24.700 Migranten illegal den Ärmelkanal überquert. Das sind fast drei Mal so viele wie im Gesamtjahr 2020. Mindestens zehn Menschen starben in den vergangenen Wochen. Die britische Regierung befürchtet, dass die Anzahl der Überfahrten im Frühling noch weiter steigt, wenn das Wetter milder wird, falls keine geeigneten Maßnahmen getroffen werden. Sie wirft Frankreich vor, nicht genug gegen illegale Überfahrten zu unternehmen, Paris weist das zurück.

Auch am Wochenende erreichten Hunderte die englische Küste bei Dover, wie Medien am Sonntag berichteten. Auf Bildern waren auch viele Familien mit Kindern zu sehen, die von Rettungskräften in Sicherheit gebracht wurden. Die französischen Behörden teilten mit, dass sie 243 Migranten aus Seenot gerettet hätten.

«Boris ist außer sich», zitierte die «Times» eine ranghohe Quelle in der Regierung. Johnson habe angeordnet, die Anstrengungen zu verdoppeln, «so schwierig es auch ist». Der Premier habe das Kabinettsmitglied Steve Barclay mit der Koordinierung beauftragt. Innenministerin Patel, die wegen der hohen Migrantenzahlen unter Druck gerät, hatte zuletzt die Freizügigkeit der EU für die steigende Anzahl an Kanalüberquerungen verantwortlich gemacht. Die Opposition warf der Regierung Versagen vor. Patel habe keinen Plan, sagte Labour-Parteichef Keir Starmer.

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