Löw schürt EM-Freude nach Mega-Los

Bierhoff: Bis Ende marschieren

Foto: epa/Robert Ghement
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BUKAREST (dpa) - Joachim Löw hat kein Losglück mehr. Bei der EM geht es schon wieder gegen Weltmeister Frankreich. Ehrenspielführer Lahm sorgt zudem für Portugal als weiteren Hochkaräter. Der Bundestrainer drängt nun auf prominente Testgegner. Seine junge Elf braucht Turnierhärte.

Kaum hatte Joachim Löw den ersten sichtbaren Schreck über die EM-Megalose Frankreich und Portugal überwunden, blickte der Bundestrainer schon zuversichtlich auf seine nun noch größere Sommeraufgabe. «Ich glaube, das werden Fußballfeste. Jeder muss ans Limit gehen, wenn er da eine Chance haben will. Aber meine Vorfreude auf das Turnier ist jetzt auch wieder gestiegen, weil Portugal und Frankreich sind super Paarungen. Ich bin glücklich. Da können sich unsere Fans freuen», sagte der Bundestrainer am Samstagabend im Neonlicht der schmucklosen Nebenhalle des Bukarester Messezentrums.

Großen Fußball-Glamour versprechen die ersten beiden Turnierspiele der deutschen Nationalmannschaft beim EM-Turnier im kommenden Sommer gegen den amtierenden Weltmeister Frankreich und den EM-Champion von 2016 aus Portugal. «Da ist echte Spannung vorhanden. An solchen Nationen kann man sich gut messen», sagte der 59-jährige Löw.

Wie schwer die Aufgaben bei den Heimpartien in der Münchner Allianz Arena am 16. und 20. Juni sein werden, verdeutlichte Direktor Oliver Bierhoff, der in der DFB-Reisegruppe um Löw und den neuen Verbandsboss Fritz Keller den skeptischsten Eindruck machte. «Das ist die schwierigste Gruppe, die man sich vorstellen kann. Man darf auch nicht den dritten Gegner vergessen, das kann auch noch Island sein. Für unsere junge Truppe wird das eine große Herausforderung», sagte der EM-Gewinner von 2016.

Möglicherweise wird es im Gruppenfinale am 24. Juni ebenfalls vor den Heimfans in München gegen einen noch zu ermittelnden Playoff-Sieger noch darum gehen, nach dem WM-Aus 2018 einen weiteren Gruppen-K.o. zu vermeiden. «Ich hoffe, dass der Heimvorteil einen Schub gibt. Wir werden sicherlich gegen Frankreich nicht als Favorit ins Turnier gehen. Wir werden unsere Chance suchen», sagte Bierhoff.

Immerhin könnte bei dem Turnier mit 24 Mannschaften auch der dritte Gruppenplatz das Weiterkommen bringen. Löws aktueller Rekordspieler Toni Kroos reagierte mit ironischem Unterton auf die Hammergruppe: «Schöne Auslosung, übrigens», twitterte der Madrid-Star.

Löws ausgiebige Turniererfahrung bringt auch statistische Mutmacher mit sich: Portugal (4:0) und Frankreich (1:0) wurden auf dem Weg zum WM-Triumph in Brasilien 2014 beide bezwungen. Gegen Portugal um Superstar Cristiano Ronaldo siegte Löw zudem bei den EM-Turnieren 2008 und 2012. Frankreich hingegen war bei der letzten EM 2016 Endstation im Halbfinale (0:2). Auch in der Nations League konnte die Équipe tricolore im Vorjahr nicht bezwungen werden (0:0/1:2).

Ungewollt in den Fokus war Lose-Zieher Philipp Lahm geraten. Der Weltmeister-Kapitän hatte als Mitglied der UEFA-Legendenelf die Kugel mit Portugal aus der Trommel gefischt. Frotzeleien von Keller, Bierhoff und Löw versuchte er charmant zu erwidern. «Als Botschafter der Stadt München muss ich sagen, dass die Auslosung ganz in Ordnung ist. Mit Frankreich und Portugal in einer Gruppe, das ist sehr interessant. Da rührt sich was vom Start weg. Das sind schöne Gegner in München. Alle Fans in Deutschland können sich freuen», sagte der DFB-Ehrenspielführer.

Löw weiß, dass seine junge Umbruchelf nun dringend Wettkampfhärte braucht. Testspiele gegen Spanien im März und die Schweiz im Trainingslager Ende Mai sind vereinbart. Zwei weitere Hochkaräter werden für eine März-Partie und die Turnier-Generalprobe Anfang Juni noch gesucht. «Umso stärker die sind, umso besser für uns. Das sind Spiele, die wir jetzt brauchen. Die Mannschaft ist noch jung. In der Qualifikation haben wir uns gut aus der Affäre gezogen. Aber jetzt braucht die Mannschaft Gegner wie Spanien, die in der Weltklasse sind. Das sind die Herausforderungen, an die sich unsere Spieler gewöhnen müssen», sagte Löw.

Die Titelhoffnungen hat der Bundestrainer bei seinem vierten EM-Anlauf nicht aufgegeben. «Die letzten Turnierspiele sind in London, das ist unser Ziel», sagte der 59-Jährige. Auch Bierhoff formulierte nochmals die eigenen Erwartungen - unabhängig der letzten negativen Turniererfahrung: «Die Ansprüche an uns sind immer groß, auch wenn du so eine Gruppe hast. Wenn man ein Turnier spielt, will man bis zum Ende marschieren.»

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