Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison mit 88 Jahren gestorben

Foto: epa/Ian Langsdon
Foto: epa/Ian Langsdon

NEW YORK (dpa) - Das «Gewissen Amerikas» ist verstummt: Toni Morrison widmete ihr Leben dem Schreiben gegen Rassismus in den USA. Nun ist die Literaturnobelpreisträgerin im Alter von 88 Jahren gestorben.

Die Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison ist tot. Morrison, die als eine der wichtigsten afroamerikanischen Schriftstellerinnen gilt, starb am Montagabend im Alter von 88 Jahren, wie ihr Sprecher Paul Bogaards der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag bestätigte.

Morrison wurde mit ihren Werken, in denen sie den Rassismus in den USA anklagte, zum «Gewissen Amerikas», ihre Werke verkauften sich millionenfach. Die wortgewaltige Autorin kämpfte schon länger mit gesundheitlichen Problemen und saß im Rollstuhl.

Die Nobelstiftung würdigte sie als «eine der stärksten und einflussreichsten literarischen Kräfte unserer Zeit». Auch zahlreiche Kollegen und Fans verliehen ihrer Trauer über den Tod der Schriftstellerin öffentlich Ausdruck.

Der frühere US-Präsident Barack Obama veröffentlichte per Kurznachrichtendienst Twitter ein Foto, das ihn gemeinsam mit der Autorin im Weißen Haus zeigt. «Toni Morrison war ein nationaler Schatz und auf Buchseiten wie in echt eine faszinierende Geschichtenerzählerin. Ihre Texte waren eine wunderschöne und bedeutende Herausforderung an unser Gewissen und unsere moralische Vorstellungskraft. Was ein Geschenk, dieselbe Luft wie sie zu atmen - wenn auch nur für eine Weile.»

Den Beginn ihrer literarischen Karriere markierte 1970 «Sehr blaue Augen», ein Buch, in dem sie beschrieb, was es hieß, als Schwarze aufzuwachsen. «Sehr blaue Augen» wurde ein gefeierter Erfolg. Es folgten weitere Erfolgsromane wie «Sula», «Solomons Lied», «Teerbaby», der Sklavenroman «Menschenkind», «Jazz» und das 500-Seiten-Werk «Paradies».

1993 erhielt Morrison den Literaturnobelpreis. 2017 erschien ihr Roman «Gott, hilf dem Kind» auf Deutsch, 2018 ihre Essays «Die Herkunft der anderen: Über Rasse, Rassismus und Literatur».

Nebenbei lehrte die 1931 in der Kleinstadt Lorain im US-Bundesstaat Ohio als Chloe Wofford geborene Autorin jahrelang an der Eliteuniversität Princeton kreatives Schreiben. 2010 starb einer ihrer beiden Söhne an Krebs, ein Schicksalsschlag, mit dem Morrison lange kämpfte.

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