Liebesschwindler-Bande auf Mallorca zerschlagen

Auch deutsche Opfer

Ein Paar stößt bei Sonnenuntergang in der Bar Purobeach in Cala Estancia am Strand Playa de Palma mit Champagner an. Foto: Clara Margais/dpa
Ein Paar stößt bei Sonnenuntergang in der Bar Purobeach in Cala Estancia am Strand Playa de Palma mit Champagner an. Foto: Clara Margais/dpa

PALMA/MADRID: Viele kennen diese Mails von Unbekannten, die in rührseligen Worten um Vertrauen werben, schwülstig von der großen Liebe schreiben. Und irgendwann auch um eine Spende in der Not bitten. Für Menschen mit großem Herz kann es teuer werden. Ein ziemlich fiese Abzocke.

Betrügerische Herzensbrecher haben über das Internet von Mallorca aus Frauen in ganz Europa hereingelegt und um mehr als eine Million Euro erleichtert. Die Liebesschwindler zogen dabei alle Register, sogar ein Schauspieler wurde für getürkte Videochats eingespannt, wie die spanische Polizei auf der beliebten Urlauberinsel im Mittelmeer jetzt mitteilte. Der Darsteller gaukelte den gutgläubigen und vielleicht auch etwas vereinsamten Opfern über Jahre vor, sie hätten es mit einem US-Soldaten im Einsatz in fernen Ländern zu tun, der sich unsterblich in sie verliebt habe. Irgendwann kam dann immer der erste Hilferuf, nur eine schnelle Banküberweisung konnte den angeblichen «Geliebten» vor behauptetem Unbill bewahren.

Am schlimmsten traf es wohl eine Spanierin aus Alicante, die ihrem Internet-Schatz über die Jahre insgesamt 835.000 Euro überwies. Zum Schluss nahm sie sogar Kredite auf. Die Betrüger erfanden jede Menge Vorwände, um der Frau Geld abzuluchsen. Mal musste der «Soldat» überraschend irgendwelche Gebühren bezahlen, eilige Zertifikate finanzieren, Flugtickets kaufen, eine Lebensversicherung abschließen, Bestechungsgelder zahlen - der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt.

Auch Frauen aus Deutschland sowie Italien, Spanien, Finnland, Luxemburg, Polen, Litauen, Rumänien, Kroatien und der Slowakei gingen den Liebesbetrügern auf den Leim, insgesamt mindestens 20 Opfer. Woher die Betroffenen in Deutschland kommen, konnte die Polizei zunächst nicht mitteilen. Auch nicht, ob sie ähnlich viel Geld verloren, wie die Spanierin.

Die Frau aus Alicante habe ihre gesamten Ersparnisse verloren, sogar noch Kredite aufgenommen, um weiter Geld schicken zu können, berichtete die Polizei, die durch diesen Fall auf die Bande aufmerksam wurde. Insgesamt 75 Überweisungen habe die verzweifelte Frau getätigt, meist auf Konten in Malaysia, Indonesien und Spanien. Einmal habe sie in ihrer Not sogar ein Bündel Bargeld mit einem Kurierdienst verschickt. Die Polizei habe Monate gebraucht, um herauszubekommen, was mit dem Geld der Frau passierte.

Die Bande hat den Angaben zufolge ein kriminelles Netzwerk aufgebaut, das aus sogenannten Maultieren - aus Helfern - bestand, die Bankkonten eröffneten, auf die Gelder aus dem Internetbetrug geschleust wurden, bis sich ihre Spur verlor. Die ergaunerten Gelder seien teilweise auch in Bitcoins angelegt worden.

Nach Angaben der Polizei wurden nun in Spanien insgesamt 16 Personen im Alter zwischen 19 und 31 Jahren unter anderem aus Spanien, Rumänien, Mexiko und Kuba sowie anderen Ländern Lateinamerikas festgenommen, davon 15 allein auf Mallorca. Unter den Festgenommenen sei auch der mutmaßliche Bandenchef, ein 27 Jahre alter Mann aus Nigeria. Ihnen werde Betrug, Urkundenfälschung und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung zur Last gelegt, hieß es. Die Polizei sprach von «einer der größten Operationen im Kampf gegen die Internetkriminalität in der Europäischen Union».

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Leserkommentare

Vom 10. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

michael von wob 22.10.22 17:54
@ NKL
Die Frauen haben auf der ganzen Welt die Hosen an .
Norbert K. Leupi 22.10.22 16:50
Dumm , d...Herr René Amiguet
am dümmsten ? Andere Länder , andere Sitten ! In Spanien kann sich der Machismo ( masculus ) noch halten ! In TH hat teilweise , aber bes. in Farangkreisen , die " Frauenherrschaft " die Zügel in der Hand !
Derk Mielig 22.10.22 14:20
Ich habe das Betrugssystem nicht ganz verstanden.
Wurde leider auch nicht erläutert, am fehlenden Platz kann es kaum gelegen haben.

"Mails von Unbekannten, die in rührseligen Worten um Vertrauen werben, schwülstig von der großen Liebe schreiben"

Das probiere ich auch mal.
Rene Amiguet 22.10.22 13:30
Dumm dümmer am dümmsten
Wenn es tatsächlich so dumme Frauen gibt, dann geschieht ihnen recht. Eine echt traurige Geschichte aber nur für diese voll Idiotinnen!