Tripolis wieder komplett unter Regierungskontrolle

TRIPOLIS: Die libysche Hauptstadt Tripolis ist nach Regierungsangaben wieder unter Kontrolle der international anerkannten Regierung. Nach mehr als einem Jahr der Belagerung durch terroristische Söldner, seien die gesamte Hauptstadt und die Vororte befreit wurden, sagte Libyens Regierungschef Fajis al-Sarradsch am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in der Türkei. Der aufständische General Chalifa Haftar hatte vor mehr als einem Jahr eine Militäroffensive gegen Al-Sarradsch und Tripolis begonnen.

Zuvor hatten Regierungstruppen bereits erklärt, den internationalen Flughafen im Süden von Tripolis zurückerobert zu haben. Der Flughafen ist seit Jahren bereits heftig umkämpft und wird nicht mehr genutzt. Die Einnahme gilt aber als wichtiger symbolischer Sieg. Zuletzt war es Regierungstruppen mit Hilfe der Türkei gelungen, Haftars Einheiten wieder stark aus dem Westen Libyens zurückzudrängen.

Unterdessen traf Al-Sarradsch in Ankara den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Die Türkei unterstützt Al-Sarradsch in seinem Kampf gegen General Haftar. In einer kurzen gemeinsamen Pressekonferenz sagte Erdogan, man habe sich auf eine Vertiefung der Zusammenarbeit geeinigt. Die Türkei werde Libyen nicht den Putsch-Verschwörern überlassen. Man werde außerdem die Zusammenarbeit zur Ausbeutung der natürlichen Ressourcen im östlichen Mittelmeer stärken. Hier geht es um Öl- und Gasvorkommen. Ein entsprechendes Abkommen mit Libyen hatte bei Anrainern für große Empörung gesorgt.

Anfang dieser Woche hatten sich die Konfliktparteien in Libyen unter Vermittlung der Vereinten Nationen auf die Wiederaufnahme von Gesprächen verständigt, bei denen es auch um eine eine Waffenruhe gehen soll. Al-Sarradsch schloss direkte Friedensgespräche mit Haftar weiterhin aus und bezeichnete ihn als «Kriegsverbrecher». Erdogan sagte, es gebe «leider Staatsoberhäupter oder staatliche Repräsentanten», die meinten, man könne «Haftar nicht beiseite stellen». Diese wolle die Türkei noch einmal erinnern, dass Haftar «sich niemals für die Problemen des libyschen Volkes interessiert» habe und die Zukunft Libyens ständig bedrohe. Er könne am (Verhandlungs-)Tisch «keine repräsentative Fähigkeit» haben.

Nach dem Sturz von Langzeitmachthaber Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 war in Libyen ein Bürgerkrieg ausgebrochen. Unzählige Milizen kämpfen in dem nordafrikanischen Land um Macht und Einfluss.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Ingo Kerp 05.06.20 15:16
Wenn das mal nicht ein Pyrrhussieg ist, den die Regierung mit türk. Hilfe errungen hat. Haftar wird mit seinen Unterstützern nicht aufgeben und eine erneute Attacke reiten. Noch hat der Erdowahn von den Oelfeldern nur den Vertrag in Papierform und keinen Liter Oel.