HANOI: Im April wurde die vietnamesische Unternehmerin Truong My Lan in einem ersten Verfahren zum Tode verurteilt. Wegen weiterer Delikte sprach ein Gericht nun ein nächstes Urteil.
Im größten Finanzbetrugsfall Vietnams ist eine Immobilienmagnatin in einem zweiten Prozess staatlichen Medien zufolge zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Volksgericht in Ho-Chi-Minh-Stadt befand Truong My Lan der Geldwäsche von fast 18 Milliarden US-Dollar, der betrügerischen Vermögensaneignung in Höhe von 1,2 Milliarden US-Dollar und des illegalen internationalen Geldtransfers in Höhe von 4,5 Milliarden US-Dollar für schuldig.
Die 67-jährige Vorsitzende der Immobilienfirma Van Thinh Phat war im April in einem weiteren Prozess zum Tode verurteilt worden wegen Bestechung, Veruntreuung und der Verletzung von Bankvorschriften. Lan legte Berufung ein, aber ein Gerichtstermin steht noch nicht fest. Die staatliche Bank Saigon Commercial soll durch den Finanzbetrug einen Schaden von 677 Billionen Vietnamesischen Dong (etwa 25 Milliarden Euro) erlitten haben - mehr als sechs Prozent des 2022 erwirtschafteten Bruttoinlandsproduktes des Landes.
Zwischen 2012 und 2022 besaß Lan Berichten zufolge indirekt einen Anteil von 91,5 Prozent an der Saigon Commercial Bank. Sie wies Verantwortlichen der Bank demnach an, Kredite für Tausende von Briefkastenfirmen zu genehmigen, bevor sie Beamte bestach und die Gelder in bar abzweigen ließ. Laut staatlichen Medienberichten genehmigten Lans Komplizen rund 2.500 Kredite. Im Rahmen des Skandals wurde auch das bisher höchste Bestechungsgeld für eine Regierungsbeamtin gezahlt: Die Bankinspektorin Do Thi Nhan erhielt 5,2 Millionen US-Dollar.
Lans Fall ist einer der aufsehenerregendsten Prozesse im Rahmen einer breit angelegten Anti-Korruptionskampagne, die der Generalsekretär der Kommunistischen Partei, Nguyen Phu Trong, im Jahr 2016 einleitete. In deren Verlauf verloren Hunderte von Regierungsbeamten ihren Job oder wurden vor Gericht gestellt. Die ehemaligen Präsidenten Nguyen Xuan Phuc und Vo Van Thuong traten zurück.