Lawrow auf Konferenz vom Publikum ausgelacht

Außenministertreffen der G20 in Neu Delhi. Foto: epa/Russisches AuswÄrtsministerium
Außenministertreffen der G20 in Neu Delhi. Foto: epa/Russisches AuswÄrtsministerium

NEU DELHI: Auf einer Konferenz in Indien behauptet der russische Außenminister Lawrow, sein Land versuche den Krieg zu beenden. Die Reaktion des Publikums: Lachen.

Das wird dem russischen Außenminister Sergej Lawrow wohl auch nicht allzu häufig passieren: Als er am Freitag auf einer Konferenz in der indischen Hauptstadt Neu Delhi - auf Englisch - erneut den Westen für den Krieg in der Ukraine verantwortlich machte, wurde er durch Gelächter aus dem Publikum unterbrochen. Er sagte auf eine Frage nach der Energiepolitik seines Landes: «Wissen Sie, der Krieg, den wir versuchen zu beenden und der gegen uns ausgelöst wurde, in dem die Ukraine benutzt wurde...».

Nach einer kurzen, durch das Lachen aus dem Auditorium verursachten Pause fügte er dann zunächst stockend hinzu, (der Krieg) habe die Politik Russlands beeinflusst, auch die Energiepolitik. Russland werde sich niemals mehr auf Partner im Westen verlassen. Vielmehr wolle man in der Energiepolitik zuverlässige Partner, Indien und China zählten sicher dazu.

Bemerkenswert war, dass Lawrow den Krieg als solchen bezeichnete. Bislang vermeidet das der Kreml und spricht von einer «militärischen Spezialoperation».

Am Ende des gut 30-minütigen, durch die Nachrichten-Website Firstpost ausgestrahlten Gesprächs auf der Raisina-Konferenz verabschiedete sich der Moderator von Lawrow und fragte ihn, ob er versprechen könnte, dass das nächste Gespräch in weniger gefährlichen Zeiten stattfinden werde. «Die Amerikaner werden Ihnen sicherlich einige Fragen vorschlagen, die Sie nutzen können», sagte Lawrow, stand auf, schmunzelte und ging unter Lachern von der Bühne. Die multilaterale, von einem Think Tank und dem indischen Außenministerium veranstaltete Konferenz für Geopolitik und -wirtschaft findet jährlich in Neu-Delhi statt.

In den sozialen Netzwerken löste das Gelächter auf Lawrows Auftritt ein großes Echo aus. Lawrow werde zu einer Witzfigur, die Weltmacht werde einfach ausgelacht, das müsse peinlich sein, lauteten verschiedene Reaktionen.

Indien hat enge wirtschaftliche und militärische Verbindungen zu Russland und will neutral bleiben. Ein Großteil der Ausrüstung der indischen Streitkräfte stammt aus Russland. Zuletzt hatte sich das südasiatische Land mit der zweitgrößten Bevölkerung nach China in der UN-Vollversammlung bei einer Abstimmung für eine Resolution zum ersten Jahrestag des russischen Einmarsches in der Ukraine enthalten. Die Resolution enthält die Forderung nach Frieden und dem Rückzug Moskaus.

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Leserkommentare

Vom 10. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Rolf W. Schwake 05.03.23 18:30
Neutralität zum Verbrecher ...
... ist gleichbedeutend wie eine direkte Beihilfe zur Tat selbst, denn man unterstützt dadurch den Täter nicht nur mental, sondern ist wiederum ein (schlechtes) Vorbild für andere Staaten, die des schnöden Mammons, wirtschaftlicher Verflechtungen und militärischer Hilfe (die offenbar nicht so richtig funktioniert) wegen gleichfalls zum Täter werden!
Urs Widmer 05.03.23 18:30
Indien ist seit Beginn dieses Jahres das bevölkerungsreichste Land der Erde und hat China abgelöst.
Ingo Kerp 05.03.23 13:30
Damit hatte der Märchenerzähler Lawrow wohl nicht gerechnet. Obschon Indien dem Land RUS wohlgewogen ist, sich im Kriegsfall neutral verhält und ein exzellenter Kunde ist, was russ. Waffen und Oel anbelangt, sollten man einen Freund nicht so plump belügen.