​TV-Sender Bild gestartet

​Laschet, Scholz und Klopps Brille

ulian Reichelt, Chefredakteur «Bild», steht im Studio des TV-Senders «Bild». Der neue TV-Sender «Bild» des Medienkonzerns Axel Springer geht erstmals am 22. August auf Sendung. Foto: Jörg Carstensen/dpa
ulian Reichelt, Chefredakteur «Bild», steht im Studio des TV-Senders «Bild». Der neue TV-Sender «Bild» des Medienkonzerns Axel Springer geht erstmals am 22. August auf Sendung. Foto: Jörg Carstensen/dpa

BERLIN: Deutschlands größte Boulevardmarke Bild hat jetzt einen eigenen TV-Sender. Er tritt in Konkurrenz mit den Newssendern.

Wenige Wochen vor der Bundestagswahl hat Deutschlands bekannteste Boulevardmarke Bild ihren gleichnamigen TV-Sender gestartet. Am ersten Sendetag gab es am Sonntagabend zwei Interviews mit den Kanzlerkandidaten Armin Laschet (CDU) und Olaf Scholz (SPD) - das Ganze war Teil einer «Kanzler-Nacht» im TV-Programm. Eine neue Umfrage sah CDU/CSU und SPD mittlerweile gleichauf bei jeweils 22 Prozent.

In einem Spezial des Talkformats «Die richtigen Fragen» sprach «Bild»-Vize Paul Ronzheimer ab 20.15 Uhr zuerst mit Laschet unter anderem über das Afghanistan-Debakel («Wenn ich das heute sehe, hätte ich da auch engagierter eingreifen müssen.») und über den Bundestagswahlkampf («Wir merken jetzt, es ist knapp.»). Laschet verriet im Verlauf auch, dass er nur fünf bis sechs Stunden schlafe und seine Frau sich darüber wundere.

Ronzheimer überreichte Laschet auch eine Deutschlandflagge, um über das Thema Patriotismus zu sprechen. In dem Talkformat kommt Ähnliches häufiger vor: Vor Monaten präsentierte Ronzheimer einmal in einem Gespräch mit Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock ein riesiges Steak zum Thema Grillen.

Flankiert wurde das Interview im Studio durch eine Zuschauerrunde mit Ex-Boxerin Regina Halmich, Ex-Fußballmanager Reiner Calmund sowie einer Bar-Betreiberin und einem Fleischer, die das Ganze bewerteten.

Danach sprach «Bild»-Moderator Kai Weise ab 21.45 Uhr mit SPD-Politiker Scholz. Er sagte zur neuesten Umfrage, er sei überzeugt, dass die SPD ein gutes und zuversichtliches Programm für die Zukunft habe. Auch ihm wurde eine Deutschlandflagge überreicht.

Das frei empfangbare TV-Programm begann um 9.00 Uhr zunächst mit einem Vorschau-Clip zum eigenen Profil des Senders, danach folgte die erste Sportsendung «Die Lage der Liga». Studiogast war der Sport-Geschäftsführer von Hertha BSC, Fredi Bobic.

Die Sendung moderierten die langjährigen «Bild»-Sportexperten Walter M. Straten und Alfred Draxler. Straten sagte zu Sendungsbeginn: «Hallo Deutschland, da sind wir. Bild auf Papier kennen Sie, Bild Digital kennen Sie auch und jetzt sind wir wirklich im Fernsehen gelandet. Und den Anfang macht, wie es sich für Bild gehört, der Sport. Wir sind sozusagen der Neil Armstrong von Bild im Fernsehen.»

Die ersten Programmstunden waren von Fußball bestimmt. Liverpools Trainer Jürgen Klopp wurde per Video in eine der Sportsendungen zugeschaltet. Neben Sportthemen plauderte er auch darüber, warum er zurzeit keine Brille trägt, die er bislang als stark Kurzsichtiger benötigte. Dies sei derzeit nach einem Eingriff an den Augen nicht mehr nötig, sagte Klopp.

Deutschlands größte Boulevardzeitung will mit dem TV-Newssender Live-Berichterstattung, Dokus, Reportagen und Talks anbieten. Herzstück des Programms wird unter der Woche die Sendung «Bild Live» von 9 bis 14 Uhr sein. Sonntags gibt es einen Sport-Schwerpunkt. Der Medienkonzern Axel Springer hat mit Bild nun drei TV-Sender im Portfolio. Die anderen beiden Sender sind Welt und N24 Doku. Der TV-Sender Bild soll über TV-Werbeeinnahmen finanziert werden. Im Programm des ersten Sendetags waren bereits Werbeblöcke zu sehen.

Am Nachmittag sah der Zuschauer Wiederholungen der Sportsendungen vom Morgen, dann folgten Dokus, darunter eine über Tornados. Währenddessen wurden immer wieder Info-Bänder mit aktuellen Nachrichten eingeblendet.

Bild-Programmchef Claus Strunz sagte der Deutschen Presse-Agentur vor dem TV-Start über die Sendung «Bild Live»: «Wir werden diese Strecke als Ankerplatz benutzen, aber wir gehen danach nicht in den Doku-Schlummer.» Zwar sende man Dokus, man sei aber quasi immer auf Live-Modus, wenn etwas Außergewöhnliches zu anderen Zeiten des Tages passiere. «So dass eine Sogwirkung entsteht und man den Sender am besten immer laufen lässt, weil man sonst etwas Wichtiges verpasst. Das ist die eigentliche Idee.»

Als Zielgruppe nannte der Programmchef «alle», zugleich ergänzte er: «Wir wissen, dass wir in der Tendenz, wenn wir die Menschen adressieren, die die Marke Bild bereits nutzen, eher mehr Männer als Frauen erreichen. Deshalb setzen wir in unserem Programm auch viel auf Sport.»

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.

Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Jürgen Franke 25.08.21 19:03
MM Der Impfzwang besteht doch nach wie vor
nur eben jetzt durch die Hintertür. Vor einem Jahr wurden Gesetze beschlossen, um die Maßnahmen überhaupt durchsetzen zu können. Parallel dazu wurde Angst verbreitet, um den Impfstoff schnell verkaufen zu lönnen. Alle meine Verwandten und Bekannten haben sich schnellstens impfen lassen, um wieder ihre Freiheit zu erlangen. Nun stellen wir fest, dass es sicherlich nicht bei einer Impfung bleibt.
Josef Siebert 25.08.21 04:30
@Michael Meier
Als ich noch auf der Arbeit war, lag in sämtlichen Pausenräumen und Büros die Bildzeitung rum und fast
jeder hat im Laufe des Tages einen Blick reingeworfen. Die meisten davon haben nur kurz in den
Sporteil reingeschaut. Mir gings genauso und in ein paar Minuten war ich durch. Hab mal ab und zu
einen Euro für den Käufer liegen lassen und damit gut. Als aber das Blatt mal nicht zur Verfügung stand
zog jeder ne Schnute.Trotz allem glaube ich kaum, daß das Blatt uns politisch beeinflußt hat.
Ich glaub jeder von Euch (speziell die Expads) weiß wie es im Leben so läuft und seid nicht
auf die Bildzeitung angewiesen.
Jürgen Franke 24.08.21 11:30
Lieber Michael, danke für die Hinweise
BildTV wird mir immer schon vorgeblendet. Die Coronamaßnahmen habe ich bereits im März 2020 kritisiert, nachdem sie durch den Bundestag gepaukt wurden. Aber das hast Du damals als Verschwörung bezeichnet. Seinerzeit war Bild noch ein Regierungssprachorgan.
Jürgen Franke 24.08.21 08:30
Michael, mit großer Freude nehme ich
zur Kenntnis, dass Du endlich einmal Nachrichten bekommst, die Du sonst nie erhalten hättest. Das war sicherlich auch der Grund, warum Dich meine Berichte in der Vergangenheit immer so erstaunten. Herr Berger bringt es, mit dem Einheitsbrei der Merkel, genau auf den Punkt.
Thomas Gittner 23.08.21 14:00
...gestern gab es...
...dazu ein Interview auf t-online, was uns da vermutlich erwartet, und dies ist weit davon entfernt das die Beiträge seriös investigativ und recherchiert sind. In erster Linie wird es um Streit und Krawall gehen, also wie die Haussender von Trump.
Haan Berger 23.08.21 05:10
Bild war mal das Revolverblatt
Vielleicht ist es das immer noch? Die Bild lese ich eigentlich nie, aber was die in ihrem YT-Kanal senden, lässt mich aufhorchen. Keine Hetze gegen die verpönte Partei, dagegen sachliche Meldungen von Fehlentscheidungen der derzeitigen (Noch) Regierung! So wünscht man sich Journalismus und nicht die Speichellecker der zwangsfinanzierten öffentlich (un)rechtlichen Sender.