Lage, Lage, Lage - auch bei Naturschutzgebieten entscheidend

Goldstumpfnasen. Foto: Wikimedia/J. Patrick Fischer
Goldstumpfnasen. Foto: Wikimedia/J. Patrick Fischer

DURHAM (dpa) - Da ist ohnehin nix los, das kann ein schöner Naturpark werden. Zu oft würden Schutzgebiete in abgelegenen Regionen mit geringer Artenvielfalt angelegt, warnen Forscher.

Allein die Größe macht aus einem Naturschutzgebiet noch kein gutes. Wichtig sei vielmehr, dass Regionen mit hoher Biodiversität vorrangig geschützt werden, betonen Wissenschaftler um Stuart Pimm von der Duke University in Durham (North Carolina/USA). «Die Vorliebe der nationalen Regierungen besteht darin, Gebiete zu schützen, die «wild» sind, also in der Regel abgelegen, kalt oder trocken.» Dort gebe es aber meist auch weniger Tier- und Pflanzenarten, erläutern die Forscher in der Fachzeitschrift «Science Advances».

Derzeit sind rund 13 Prozent der eisfreien Landoberfläche weltweit als Schutzgebiete ausgewiesen. Manche Biologen fordern, die Schutzzonen auf die Hälfte der Fläche auszuweiten (Stichwort «Half Earth»). Was aber würde es für den Tierschutz bedeuten, wenn diejenige Hälfte der eisfreien Landoberfläche, die am wenigsten durch den Menschen beeinflusst wird, unter Naturschutz gestellt würde?

Um diese Frage zu beantworten, verglichen die Forscher die Verbreitungsgebiete von 5.311 Landsäugetieren, 10.079 Vögeln und 6.397 Amphibien mit den wenig berührten Regionen. Das Ergebnis: Mit der Ausweitung der Schutzzonen auf die «Wildgebiete» würden weniger Tiere geschützt als wenn man die Naturschutzgebiete zufällig über die Landoberfläche verteilen würden. «Im Allgemeinen unterstützt nur die Wildnis tropischer Feuchtwälder eine lokale hohe Diversität», schreiben die Forscher.

Überrascht waren die Wissenschaftler von einem Ergebnis, das die am meisten gefährdeten Arten der untersuchten Tiere betrifft, nämlich die mit einem sehr kleinen Verbreitungsgebiet: Sie sind durch den aktuellen Zuschnitt der Naturschutzgebiete deutlich besser geschützt als bei einer zufälligen Verteilung der Schutzgebiete. Allerdings ist die Anzahl der Arten, von deren Verbreitungsgebiet weniger als ein Quadratkilometer geschützt ist, verhältnismäßig hoch: sechs Prozent der Säugetiere, drei Prozent der Vögel und 18 Prozent der Amphibien.

Recht gut hat es das Goldene Löwenäffchen (Leontopithecus rosalia): Es hat im Südosten Brasiliens ein Verbreitungsgebiet von etwa 4.000 Quadratkilometern, von denen etwa 1.300 Quadratkilometer - also etwa ein Drittel - geschützt sind. Der Grünmusketier oder Antioquia-Andenkolibri (Coeligena orina) ist nur auf einer Fläche von 25 Quadratkilometern im Nordwesten Südamerikas zu Hause - doch mehr als die Hälfte liegt in Schutzgebieten. Deutlich größer ist das Verbreitungsgebiet der Goldstumpfnase (Rhinopithecus roxellana): Die Affenart bewohnt 300.000 Quadratkilometer im gebirgigen zentralen China, von denen aber nur 40.000 (13 Prozent) in Schutzzonen liegen.

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