Lage in Protesthochburg weiter angespannt

Iranische Gläubige rufen Slogans und halten Bilder des iranischen Obersten Führers Ayatollah Ali Khamenei während einer Anti-Frankreich-Kundgebung nach dem Freitagsgebet in Teheran. Foto: epa/Abedin Taherkenareh
Iranische Gläubige rufen Slogans und halten Bilder des iranischen Obersten Führers Ayatollah Ali Khamenei während einer Anti-Frankreich-Kundgebung nach dem Freitagsgebet in Teheran. Foto: epa/Abedin Taherkenareh

TEHERAN: Die Lage in der Protesthochburg Sahedan im Südosten Irans bleibt angespannt. Einwohner der Stadt berichteten am Freitag von einem erhöhten Aufgebot von Sicherheitskräften, die Straßensperren rund um die Provinzhauptstadt in Sistan-Belutschistan errichteten. Auch das Internet war eingeschränkt. Nach dem Freitagsgebt zogen wie bereits in den vergangenen Wochen Menschenmassen durch die Straßen und riefen Protestslogans gegen den repressiven Regierungskurs.

Sahedan gilt seit der gewaltsamen Niederschlagung von Demonstrationen mit Dutzenden Toten Ende November als Protesthochburg. Seitdem protestieren Einwohner der ökonomisch schwächer gestellten Provinz jeden Freitag. Insbesondere der einflussreiche sunnitische Geistliche Maulawi Abdulhamid trat als Anführer hervor. Sunnitische Muslime sind in der Provinz in der Mehrheit, anders als im Rest des Landes.

Vermittlungsversuche zwischen Teheran und Sahedan scheiterten bisher. Auch am Freitag richteten Demonstranten wieder ihre Wut gegen die Führung in Teheran und Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei. Protestslogans wie «Tod dem Diktator» und Schüsse waren zu hören. Die Demonstrationen sollen laut Augenzeugen im Vergleich zu den vergangenen Monaten jedoch kleiner geworden sein.

Der schiitische Vertreter Chameneis in der Provinz, Mustafa Mahami, kritisierte den Regierungskurs unter Präsident Raisi in einem ungewöhnlichen Schritt. «Es ist schon seltsam, die Inflation und die Preise steigen von Tag zu Tag, und niemand hat eine vernünftige Erklärung dafür», sagte Mahami in einem Video des Senders Dschamaran.

Auslöser der jüngsten Protestwelle im Iran war der Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini Mitte September. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie gegen die islamischen Kleidungsvorschriften verstoßen haben soll. Die Frau starb am 16. September in Polizeigewahrsam.

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