Lage in Überschwemmungsgebieten in NRW weiter angespannt

Schwere Schäden in der Ortschaft Schuld im Kreis Ahrweiler nach starkem Hochwasser der Ahr, in Schuld. Foto: epa/Sascha Steinbach
Schwere Schäden in der Ortschaft Schuld im Kreis Ahrweiler nach starkem Hochwasser der Ahr, in Schuld. Foto: epa/Sascha Steinbach

DÜSSELDORF: Zahlreiche Kreise in Nordrhein-Westfalen kämpfen gegen Hochwasser, dramatisch ist die Lage vor allem in Erftstadt. Und aus dem Kreis Euskirchen kommen Berichte von Verwüstungen.

Die Lage in den Überschwemmungsgebieten im Westen Deutschlands ist am Freitag angespannt geblieben.

Dramatische Berichte in Nordrhein-Westfalen kamen aus Erftstadt: In Erftstadt-Blessem sei eine Reihe von Häusern ganz oder teilweise eingestürzt, teilte die Bezirksregierung Köln am Freitagmorgen mit. Ursache seien massive und schnell fortschreitende Unterspülungen der Häuser.

Aus den Häusern kämen immer wieder Notrufe. Menschen könnten derzeit nur mit Booten vom Wasser aus gerettet werden. Dazu erschwere ein Gasaustritt die Rettungsarbeiten. Mehrere Pflegeheime würden geräumt. Die Feuerwehr hatte am Donnerstagabend im Kreis Heinsberg drei schwer verletzte Menschen aus dem Fluss Wurm retten können, die dort zu ertrinken drohten.

Das NRW-Innenministerium sprach am späten Donnerstagabend von mindestens 30 Toten. Der Landrat von Euskirchen, Markus Ramers, sagte, er rechne mit weiteren Toten, die entdeckt würden, wenn das Wasser abgeflossen sei.

Nach Angaben des Bundesamtes für Bevölkerung und Katastrophenschutz (BBK) in Bonn sind in Nordrhein-Westfalen 23 Städte und Landkreise von Überschwemmungen betroffen. Das Landeskabinett wollte am Vormittag zu einer Sondersitzung zusammenkommen, um über die katastrophale Lage zu beraten. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel versprach den Betroffenen Hilfen. Sie sprach in Washington von einer «Tragödie».

Gegen Mitternacht hatte die Rurtalsperre begonnen, infolge der immensen Regenmengen überzulaufen. Der Wasserverband Eifel-Rur sprach aber von einer «geringen Dynamik». Die Zuflüsse zu den Talsperren hätten sich zuvor «erfreulich reduziert».

Im Nachgang waren Überschwemmungen im Unterlauf der Rur erwartet worden. Der Kreis Düren hatte bereits vor der Gefahr von Überflutungen in den Städten Heimbach, Nideggen und der Gemeinde Kreuzau gewarnt. Der Wasserverband warnte, Menschen sollten sich nicht in Flussnähe aufhalten, da die Gefahr bestehe, mitgerissen zu werden.

Die Bundeswehr hat zur Unterstützung inzwischen etwa 900 Soldaten in die Katastrophengebiete in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz geschickt.

Im heftig betroffenen Kreis Euskirchen in Nordrhein-Westfalen soll ein Gutachter am Freitag erneut die Steinbachtalsperre unter die Lupe nehmen. Der Wasserstand war am Donnerstagabend durch Abpumpen gesunken. Die Talsperre, deren Damm tiefe Furchen aufweist, war von einem Sachverständigen am Vortag als «sehr instabil» eingestuft worden. Deswegen wurden aus Sicherheitsgründen mehrere Ortschaften evakuiert. Betroffen waren rund 4500 Einwohner.

Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes waren im Süden von NRW bis zu 180 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Viele Flüsse und Bäche in der Eifel, im Bergischen Land, im Rheinland und Sauerland waren am Mittwoch und in der Nacht zu Donnerstag über die Ufer getreten. Mehr als 15.000 Feuerwehrleute und Katastrophenhelfer absolvierten bis Donnerstag landesweit über 22.000 Einsätze.

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