Kurzfilmfestival in Hamburg beginnt

«Da fliegt das Kino weg»

Foto: Wikimedia/Kurzfilmagentur Hamburg
Foto: Wikimedia/Kurzfilmagentur Hamburg

HAMBURG (dpa) - Mehr als 5.000 Beiträge gingen beim Internationalen Kurzfilmfestival in Hamburg ein - über 300 aus rund 40 Ländern sind jetzt zu sehen. Der «Flotte Dreier» könnte das Publikum diesmal besonders empören.

Der Skandal beim Internationalen Kurzfilmfestival in Hamburg ist programmiert: In seinem Wettbewerb «Flotter Dreier» dreht sich diesmal alles um Skandalöses aus Politik, Kunst, Religion, Ehe und vielem anderen mehr, wie die Veranstalter des am Dienstag (5. Juni) beginnenden Filmfests mitteilten. Ob legitime Empörung oder künstliche Aufgeregtheit - die zu sehenden Beiträge versammelten viele Facetten bis hin zu einem «spanischen Harvey Weinstein». Aus rund 200 Beiträgen zum Thema «Skandal» wurden 25 ausgewählt. Insgesamt zeigt das Festival mehr als 300 Kurzfilme aus über 40 Ländern. Etwa 200 Filmemacher aus dem In- und Ausland sind zu Gast.

Bis zum 11. Juni soll die Hansestadt wieder zum Treffpunkt der Kurzfilmszene werden. «Die Hamburger und Hamburgerinnen können uns sicherlich noch entdecken, aber für die Branche sind wir bereits ein wichtiger Treffpunkt», sagt die künstlerische Leiterin Birgit Glombitza. «Einkäufer und Einkäuferinnen kommen, es gibt viele Panels, Diskussionen und Workshops». Zunehmend interessierten sich auch Galeristen.

Gäbe es solche Veranstaltungen nicht, wären Kurzfilme kaum noch sichtbar, sagt die Leiterin. Das Kurzfilmfestival läuft zum 34. Mal, das Mo&Friese-Kinderkurzfilmfestival (3. bis 10. Juni) zum 20. Mal. Rund 15.000 Besucher verbuchen beide nach Veranstalterangaben zusammen in den Kinos, bei Open-Air-Vorführungen und im Festivalzentrum. Die Programme reichen vom Internationalen, dem Deutschen und dem Hamburger Wettbewerb bis zum Arte-Kurzfilmpreis, mehr als 15.000 Euro an Preisgeldern werden vergeben. Insgesamt rund 5.000 Beiträge aus aller Welt sichteten die Veranstalter für ihre Auswahl.

Einen Trend habe sie nicht ausmachen können, sagt Glombitza. Das Festival setze Schwerpunkte wie «China» und «Disco». «Kurzfilmschaffende aus China reichen selten Beiträge bei uns oder anderen europäischen Festivals ein, auch in China selbst ist der Kurzfilm im Gegensatz zur Videokunst fast unsichtbar.» Die Video- und Medienkünstlerin Fei Zhou, die sich schon lange mit der dortigen Filmkunstszene befasse, habe zwei Programme aktueller Filmproduktionen und Videokunstarbeiten zusammengestellt. Zum Thema «Disco», kuratiert von Mara Marxen, seien zwei Programme gemacht worden, die die Disco sowohl als Sehnsuchtsort als auch als Darkroom beleuchteten, auch mal «trashig und dreckig».

Nach acht Jahren verabschiedet sich Glombitza mit dieser Ausgabe vom Festival, hofft zuvor noch einmal auf ein wachsendes Hamburger Publikum mit Lust auf Ungesehenes und Unerlebtes: «Es gibt Beiträge, die sind leichter zugänglich, andere sollen das Publikum auch fordern: Da wird es laut, flickernd - da fliegt das Kino weg.» Besonders reizvoll an der Kurzform sei das Experiment, das diese Filmkunst eingehe: «Es gibt nur diese paar Minuten, da muss alles sitzen. Der Kurzfilm verzeiht keinen Fehler.»

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