Deutsche Schiffe bringen Migranten nach Italien

​Kurz nach Rettung

Das Rettungsschiff Sea Eye 4 mit 476 Menschen an Bord bereitet sich auf das Anlegen im Hafen von Messina vor. Foto: epa/Carmelo Imbesi
Das Rettungsschiff Sea Eye 4 mit 476 Menschen an Bord bereitet sich auf das Anlegen im Hafen von Messina vor. Foto: epa/Carmelo Imbesi

ROM: Mehrere Organisationen retten am Wochenende Bootsmigranten im Mittelmeer aus Seenot. Am Ende landen sie meist in Italien, doch die rechte Regierung dort sieht das kritisch. Rom versucht es nun offenbar aber mit einem Strategiewechsel.

Zwei deutsche Hilfsorganisationen haben kurz nach ihren Rettungen im zentralen Mittelmeer von Italien Häfen für ihre Bootsmigranten zugewiesen bekommen. Der Dresdener Verein Mission Lifeline soll nach eigenen Angaben mit der «Rise Above» im süditalienischen Gioia Tauro anlegen. Die Regensburger NGO Sea-Eye bekam den Hafen in der toskanischen Stadt Livorno zugewiesen, wie Sprecher Gorden Isler am Sonntag auf Nachfrage bestätigte. Die rechte Regierung des Mittelmeerlandes ließ die Schiffe damit nicht wie in der Vergangenheit länger auf dem Meer ausharren.

Mission Lifeline sprach auf Twitter von einer «überraschend» schnellen Zuweisung. Die Crew rettete am Samstag 27 syrische Migranten aus Seenot. Die «Sea-Eye 4» war am Sonntag laut Sprecher Isler noch in eine Suche auf dem Meer involviert, wollte danach aber Kurs auf Livorno setzen. Die freiwilligen Helfer nahmen am Freitagabend 63 Migranten von einem seeuntauglichen Schlauchboot auf.

Laut Isler meldeten sich die italienischen Behörden diesmal von sich aus mit der Hafenzuweisung. In der Vergangenheit berichteten Organisationen oft davon, dass Italien Anfragen für einen Hafen lange unbeantwortet ließ. Livorno sei allerdings sehr weit weg von der aktuellen Position des Schiffes, das sich am Sonntagvormittag noch zwischen Malta und Libyen befand. «Die Anfahrt wird rund 5 Tage dauern», schätze Isler. Am Sonntag meldete zudem eine weitere Organisation eine Migrantenrettung: Die italienische NGO Emergency holte auf ihrer ersten Mission in der Nacht zu Sonntag 70 Migranten auf ihr Schiff «Life Support». Sie waren vor der Küste Libyens mit ihrem Holzboot in Seenot geraten, twitterte Emergency.

Italiens Regierung scheint einen Strategiewechsel im Umgang mit den zivilen Seenotrettern zu vollziehen. Rom beäugt die Einsätze der spendenfinanzierten Organisationen sehr kritisch. Diese fahren regelmäßig ins Mittelmeer, um Migranten zu retten, die auf dem Weg von den Küsten Nordafrikas Richtung EU in Seenot geraten. Italien nimmt die meisten von ihnen auf. Laut Innenministerium kamen in diesem Jahr bislang rund 98.700 Bootsmigranten in Italien an. Im selben Vorjahreszeitraum waren es mit rund 63.400 deutlich weniger.

Die Zeitung «La Repubblica» berichtete am Sonntag über eine Anordnung, welche Rom nach Weihnachten auf den Weg bringen will. Demnach sollen die Crews bereits nach der ersten Rettung die geretteten Menschen an Land bringen - so wie nun im Fall der «Rise Above» und der «Sea-Eye 4». Organisationen, die sich nicht daran hielten, wolle Rom nicht mehr annehmen. Sollten sie später dennoch in italienische Gewässer eindringen, müssten sie mit Strafen rechnen. Die Regierung will damit offenbar verhindern, dass Schiffe länger im Meer operieren und in mehreren Einsätzen mehr Bootsmigranten retten.

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Ingo Kerp 20.12.22 00:02
Das Thema Schlepperschiffe wird sich auch in den nächsten Jahren in den Medien wiederfinden, wenn dem kein Einhalt geboten wird. Danach sieht es nicht aus, da inzwischen einige deutsche Politiker argumentieren, das DE Migranten unbedingt benoetigt. Na, dann sollten noch ein paar Schlepperschiffe mehr rausfahren, damit DE personell mit den Fachkräften weiter wächst..