Kurz gefragt - Thomas Temperli

Kurz gefragt mit Thomas Temperli
Kurz gefragt mit Thomas Temperli

Thomas Temperli ist 24 Jahre alt und gilt als Topspieler des FC United Zürich (CH). Da seine Mutter aus Thailand stammt, besitzt er als gebürtiger Schweizer auch thailändische Wurzeln, weshalb er sich mit seiner zweiten Heimat sehr verbunden fühlt. Anfang September besuchte er das Königreich und trainierte eine Woche beim BEC Tero Sasana. DER FARANG unterhielt sich mit Temperli und fragte nach seinen Eindrücken beim Testspiel gegen JW Rangsit FC und worin sich der thailändische vom europäischen Fußball unterscheidet. Durch das Interview führte Björn Jahner.

Herr Temperli, seit wann spielen Sie Fußball?

Ich spiele seit meinem fünften Lebensjahr Fußball und habe seither auch nie die Freude und Lust am Spiel verloren. Ich denke, dass mir das Kicken mit in die Wiege gelegt wurde. Denn bereits in jungen Jahren stellten mein Vater und mein Großvater meine ersten Trainer beim FC Albisrieden (heute BC Albisrieden) dar. Überhaupt hat mich meine Familie immer unterstützt, und so konnte ich in jeder freien Minute meinem Hobby nachgehen. Auch heute noch kommen meine Familie und meine Freundin zu jedem meiner Spiele und unterstützen mich in jeglicher Art.

Für welche Vereine haben Sie bereits gespielt?

Wie gesagt, stellte meinen ersten Verein der FC Albisrieden dar, der mir eine gute Basis bot, welche mir einen Wechsel zu den Grasshoppers ermöglichte. Nach zwei Saisons und mit 14 Jahren wechselte ich in die Jugendabteilung des FC Zürich. Heute spiele ich für den ambitionierten FC United Zürich und profitiere von einem erfahrenen Trainergespann um Massimo Rizzo und Carmelo Trande. Ich werde meistens auf der linken Abwehrseite als Außenverteidiger eingesetzt.

Was macht einen guten Fußballverein aus?

Wichtig ist in meinen Augen, dass der Verein für etwas einsteht und klar definierte Ziele verfolgt. Auch muss ein guter Verein professionell und mit Leidenschaft geführt werden. Wie das im Genauen geschieht und was alles für Arbeiten hinter den Kulissen stecken, kann ich so nicht beantworten. Aber für mich als Spieler ist sehr wichtig, dass ich mich zu 100 Prozent auf den Fußball konzentrieren kann und ich weiß, dass der Verein für mich da ist. Zum Beispiel wenn ein Problem auftauchen sollte oder ähnliches. Doch ein Verein ist auch eine Art Familie. Man verbringt viel Zeit mit den Personen im Team, den Mitarbeitern und Verantwortlichen. Da muss auch das Zwischenmenschliche stimmen und ein Teamgefühl vorhanden sein.

Was waren ihre ersten Eindrücke während Ihres Thailandbesuches?

In den Ferien war ich natürlich schon öfters in Thailand. Doch mein jüngster Besuch war der erste, der speziell dem Fußball gewidmet war. Durch meinen Jugendfreund Peter Läng, welcher bei Bangkok Glass spielt, konnte ich bereits im Vorfeld einiges über den thailändischen Fußball erfahren. Thailand ist meine zweite Heimat, und ich fühle mich dementsprechend wohl. Die Menschen hier sind alle sehr freundlich und hilfsbereit. Man spürt eine gewisse Lebensfreude, welche sich auch im Lachen der Thailänder widerspiegelt. Um es auf den Punkt zu bringen: Ich genieße jeden Aufenthalt in Thailand und freue mich bereits auf meinen nächsten Besuch.

Wie kamen Sie mit den thailändischen Vereinen in Kontakt?

Thailand entwickelt sich prächtig, und man erkennt deutlich die Fortschritte gegenüber den letzten Jahren. Es gibt viele "Halbthailänder" wie mich, die in europäischen Ländern spielen. Thailändische Vereine sind in den letzten Jahren intensiver bemüht, solche Spieler in die heimische Liga zu holen. Durch die Bekanntschaft mit Peter Läng sind mehrere thailändische Vereine auch schnell auf mich aufmerksam geworden. Dies hat sich in den letzten Jahren gesteigert, bis ich nun diesen September das erste Mal für den Fußball nach Thailand gereist bin.

Welche Vereine haben Sie besucht?

Durch den Fußball-Consultant Pascal Reichen entstand der Kontakt mit dem BEC Tero Sasana, der mich offiziell einlud. Ich war genau zu dem Zeitpunkt vor Ort, als auch Sven Göran Eriksson als Technischer Direktor vorgestellt wurde. BEC hat auf mich einen sehr guten Eindruck gemacht. Alle Beteiligten waren stets sehr bemüht, und man hat sich gut um mich gekümmert.

Wie wurden Sie von Ihren Mitspielern aufgenommen?

Alle Mitspieler waren sehr nett und interessiert. Einige kannte ich bereits durch Social Media-Plattformen wie Facebook, was mir natürlich die Anpassung ein wenig erleichterte. Auch hier muss ich sagen, dass ich im Team die bekannte Freundlichkeit der Thais zu spüren bekam. So hat man mich schnell mit eingebunden, und dadurch, dass ich selbst Halbthailänder bin, erfolgte auch die Kommunikation etwas einfacher. Obwohl ich gestehen muss, dass mein Thai inzwischen etwas eingerostet ist!

Wie verlief das Testspiel?

Da die 1. Mannschaft des BEC ein Cupspiel gegen Buriram United absolvierte, spielte ich das Testspiel gegen JW Rangsit FC, teils mit Jugend- und Reservespielern. Rangsit spielt in der 1. Division, und wir haben leider mit 1:2 verloren. Sven Göran Eriksson hat das Spiel ebenfalls mitverfolgt, was natürlich einen zusätzlichen Ansporn für mich darstellte.

Unterscheiden sich thailändische von europäischen Clubs?

In Thailand ist alles noch in der Entwicklungsphase. Es gibt einige Vereine, die bereits ziemlich professionelle Strukturen aufgebaut haben und sehr gut geführt werden. Dann gibt es aber natürlich auch noch Vereine, die finanziell nicht die Möglichkeiten haben wie die Topteams. Auch kommt es vor, dass Team-Manager nicht immer vom Fußball stammen, sondern irgendwie in ihre Rolle reingerutscht sind. Da merkt man dann auch die kleinen Unterschiede. Sie sehen das Spiel aus einem anderen Auge wie es vielleicht einer sieht, der selber Spieler oder Trainer war.

Und die Spieler?

Temperli (rechts) wird beim FC United Zürich meistens auf der linken Abwehrseite als Außenverteidiger eingesetzt.

Thais sind ziemlich spontane Menschen, das merkt man auch im täglichen Fußballgeschäft. So kann man sich nicht immer zu 100 Prozent auf die Zeitangaben der Trainings verlassen, oder man muss damit rechnen, dass alles sehr improvisiert ablaufen kann. Ich glaube, man muss dem thailändischen Fußball noch einige Jahre Zeit geben, bis man eine gewisse Ordnung hergestellt hat und man ihn ansatzweise mit Europa vergleichen kann. Doch man ist auf einem guten Weg, was durch Fußballpersönlichkeiten wie Sven Göran Eriksson oder Nationaltrainer Winfried Schäfer natürlich noch beschleunigt wird.

Könnten Sie sich vorstellen, für einen thailändischen Club zu spielen?

Auf jeden Fall! Thailand entwickelt sich, und dies mitzuerleben ist natürlich eine interessante Sache. Die Qualität des Fußballs ist deutlich gestiegen und würde eine neue Herausforderung für mich darstellen. Mein direkter Ansprechpartner Pascal Reichen und ich werden die Optionen genau analysieren und dementsprechend entscheiden.

Was spricht für einen Vertrag in Thailand, was dagegen?

Die Herausforderung, sich im thailändischen Profialltag durchzukämpfen, reizt mich sehr. Die Stimmung in den Stadien ist gigantisch. Selbst Vereine aus der Provinz haben eine enorme Anhängerschaft. Der Fußball wird hier komplett anders gelebt als zum Beispiel in der Schweiz. Fußball ist allgegenwärtig. Auch der Respekt vor, während und nach dem Spiel ist höchst beeindruckend. Besonders die Verbindung zwischen Spieler und Fans hat einen hohen Stellenwert, und dies zeigt sich auch bei der Unterstützung der Anhänger. Falls ein Wechsel zustande kommen sollte, wird mich meine Freundin begleiten. Dies erleichtert die Entscheidung natürlich erheblich. Jedoch muss es sich finanziell auch lohnen, sodass ich mit gutem Gewissen in der Schweiz alles für eine unbestimmte Zeit liegen lassen kann.

Liegen noch weitere Angebote vor?

Außerhalb von Thailand liegen bisher keine weiteren Angebote vor. Für mich käme ein Wechsel in ein anderes Land auch nicht in Frage. Sollte es mit Thailand nicht klappen, werde ich auf jeden Fall in der Schweiz bleiben. Aktuell sind einige Optionen in Abklärungen, und ich hoffe natürlich, dass ich baldmöglichst über meine Zukunft Bescheid weiß. Mehr kann ich an dieser Stelle noch nicht verraten.

Ihr Abschlusswort an unsere Leserschaft!

Ich möchte mich für das Interview bedanken und die tolle Arbeit vom Magazin DER FARANG loben. Zudem wünsche ich mir, dass dem Fußball in Thailand weiterhin solche Beachtung geschenkt wird und sich der Sport stets weiterentwickelt. Fußball verbindet Menschen jeglicher Herkunft, und man versteht sich, auch wenn man nicht die gleiche Sprache spricht. Natürlich hoffe ich, dass wir uns bald in den Stadien Thailands wiedersehen werden.

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