Kurz gefragt -Klaus Müller

Kurz gefragt mit Klaus Müller
Kurz gefragt mit Klaus Müller

Was hat Sie in den Isaan geführt?

Vor 12 Jahren war ich das erste Mal in Thailand. Ich habe eine Frau kennen gelernt und geheiratet. Wir führen noch immer eine glückliche Ehe, nur Kinder haben wir keine.

Wie sind Sie zu Cherdchai gekommen?

Durch die ZF Friedrichshafen AG, für die ich über vierzig Jahre in Deutschland und später vier Jahre in Bangkok im Service gearbeitet habe. In der thailändischen Hauptstadt werden Getriebeteile für Busse der Bangkok Mass Transit Authority (BMTA), zum Beispiel für Mercedes-, Isuzu- oder Hino-Omnibusse hergestellt. Da ich die Abnahmen von den Einbauten übernahm, war ich schon zur damaligen Zeit jede Woche einmal in der Omnibusfabrik in Korat anzutreffen. Da ich mich öfter mit Herrn Cherdchai persönlich traf, machte ich ihm den Vorschlag, dass er doch seine eigenen Bus-Plattformen bauen könnte.

Welchen Vorteil bringt dieses Vorgehen mit sich?

Deutsche Firmen wie Neoplan oder Kässbohrer wurden durch dieses Vorgehen zu namhaften Busbauern. Ähnlich bei Cherdchai: Durch die Produktion eigener Plattformen konnte der thailändische Busbauer zum führenden Hersteller von Bus-Plattformen, auch Chassis genannt, aufsteigen. Momentan bauen wir zwei Chassis pro Woche.

Wie erfolgt die Kooperation zwischen ZF und Cherdchai?

ZF verkauft Achsen, Getriebe, Lenkungen und Lenksäulen an Cherdchai. So bin ich auch hierher gekommen. In Korat werden die Plattformen sowie der Aufbau, auch "Body" genannt, von Cherdchai in Eigenregie hergestellt. Weitere Chassis liefern Firmen wie Volvo oder Scania. Der Motor jedoch wird von Drittfirmen gebaut.

Bei Ihnen auf dem Werksgelände stehen viele alte, ausgeschlachtete Busse. Was hat es damit auf sich?

Das ist Thailand! Hier werden 80 Prozent aller Busse auf einem alten Chassis wieder neu aufgebaut, das weiß nur keiner! Motor, Getriebe und die Bus-Plattform werden generalüberholt, nur der "Body" ist neu. Das ist das Hauptgeschäft.

Ist das nicht Pfuscherei?

Nein, denn die Fahrgestelle und Plattformen bestehen aus rostfreiem Stahl und können problemlos zwei- bis dreimal wieder neu aufgebaut werden. Außerdem sagte ich ja bereits, dass alle sicherheitsrelevanten Teile genauestens geprüft, generalüberholt und ausgetauscht werden.

Haben Sie deutsche Qualität nach Thailand gebracht?

Ja, das kann man wohl so sagen. Herr Cherdchai will für seine Busse beste Qualität nach europäischem Standard. Deswegen kauft er zum Beispiel deutsche anstatt chinesische Bauteile ein. Auch die Montage erfolgt nach deutschem Standard und Fachwissen. Das war aber noch nicht immer so, erst seitdem Cherdchai seine Plattformen in Eigenregie herstellt und mit ZF kooperiert.

Was für Busse werden in Korat hergestellt?

Bei Cherdchai werden so genannte "Highfloor"-Busse, Doppeldecker-Busse, Minibusse sowie die modernen Niederflurbusse mit speziellen ZF-Niederflurachsen gebaut, wie sie auch in Deutschland längst Standard geworden sind.Welcher Bus ist Ihr Kassenschlager?

Schon seit vielen Jahren sind die großzügigen Doppeldecker-Busse die "top-seller" der Cherdchai Produktpalette. Die neuesten Busse werden sogar mit Gas betrieben. Das spart Kosten und schont die Umwelt. Die mit Gas betriebenen Busse werden von Cherdchai zum Beispiel auf der Bangkok-Phuket-Linie eingesetzt.

Wie viele Filialen unterhält Cherdchai?

Cherdchai ist der größte Busanbieter in Thailand, der seine Busse selber baut und im Linienverkehr einsetzt. Landesweit gibt es über sechs Filialen, zum Beispiel hier in Korat, in Lampang und mehrere Servicecenter in Bangkok. Insgesamt sind über 600 eigene Mitarbeiter bei Cherdchai beschäftigt sowie weitere 600 Arbeiter von mit uns kooperierenden Fremdfirmen.

Was sind Ihre Erfahrungen mit den thailändischen Mitarbeitern?

Sie brauchen sehr viel Führung. Selber denken ist meistens schwierig. Manchmal erklärt man etwas, der Angestellte nickt, aber hat nichts verstanden. Dann heißt es: Ruhe bewahren und noch mal neu erklären. Natürlich möchte ich nicht, dass die Thais ihr Gesicht verlieren. Doch etwas Strenge ist manchmal auch nicht verkehrt! Aber ich liebe Thailand, und wenn man die Eigenarten der Thais respektiert, kann man hier ein tolles Leben führen.

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