Kurz gefragt: Dennis Amato

Foto: Pattaya United
Foto: Pattaya United

Dennis Amato ist 44 Jahre alt, geboren in Ludwigshafen am Rhein, UEFA-A-Lizenz-Inhaber und seit dem 19. September 2024 Cheftrainer des Fußball-Zweitligisten Pattaya United. Wir haben den sympathischen Coach im „Casa Pascal“ zum Frühstück getroffen und über seine fußballerische Reise, seine Erfahrungen in Thailand und die aktuellen Herausforderungen bei Pattaya United gesprochen.

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Herr Amato, beschreiben Sie unseren Lesern bitte ihren fußballerischen Werdegang.

„Ich habe früh mit meinem Vater auf dem Fußballplatz angefangen und bin mit vier Jahren zum Vereinsfußball gekommen. Später wurde mir mein Talent bewusst. In der Jugend spielte ich stets auf höchstem Niveau. Leider hatte ich in meiner Profikarriere viel Pech mit Verletzungen und beendete sie mit 21 Jahren. Stattdessen entschloss ich mich für eine Ausbildung und richtete meinen Fokus früh auf das Trainerdasein. Ich wollte so viele Erfahrungen wie möglich sammeln, deshalb habe ich vom F- bis zum A-Jugendbereich alles trainiert, auch im Frauenbereich und im Amateurbereich. Diese Erfahrungen helfen mir heute, besser mit Problemstellungen im Profibereich umzugehen.“

Sie sind seit neun Jahren in Thailand. Was hat Sie hierher verschlagen?

„Ich hatte gerade meinen Vertrag bei Wormatia Worms verlängert, als ich einen Anruf von einer Agentur bekam. Diese suchte im Auftrag von Bayern München einen Trainer für Projekte in Thailand. Zunächst dachte ich, das wäre ein Scherz, aber nach einem Treffen in München bekam ich einen Fünfjahresvertrag bei SportThaiBavaria, dem Kooperationspartner von Bayern. Dort leitete ich Schulprogramme in Thailand.“

Wie sind Sie zu Ihrer ersten Trainerstation in Thailand gekommen?

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„SportThaiBavaria hatte die Zuckerfabrik Wangkanai als Partner und Sponsor von Chainat Hornbill. Ich wurde dort als Manager eingesetzt, später auch als Cheftrainer. Wir sind von der zweiten in die erste Liga aufgestiegen. Danach wurde ich nach Chiangmai und später nach Sukhothai verliehen, wo ich ebenfalls in die erste Liga aufstieg. Jetzt bin ich bei meiner vierten Station, Pattaya United.“

Was sind die größten Unterschiede zwischen Deutschland und Thailand, sowohl auf als auch neben dem Platz?

„Das Spieltempo ist deutlich langsamer. Das liegt sicher an den extremen Wetterbedingungen, die das Tempo drosseln. Fußball bei 35 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von über 80 Prozent ist extrem anstrengend. Zudem ist die Ausbildung in Thailand nicht mit der in Deutschland vergleichbar, vor allem was die Nachwuchsarbeit angeht. Es gibt keine Akademien, die an deutsche Nachwuchsleistungszentren heranreichen. Außerhalb des Platzes sind die Bedingungen in der ersten Liga noch gut, aber in der zweiten Liga lassen sie oft zu wünschen übrig. Hier sind die Strukturen vieler Vereine wenig professionell, oft dominieren Einzelpersonen als Eigentümer.“

Mit welchem Niveau in Deutschland ist die erste und zweite thailändische Liga vergleichbar?

„Das ist aufgrund der Wetterbedingungen schwer vergleichbar. Man hat es vor kurzem gesehen, als Borussia Dortmund in der Sommer-Vorbereitung beim Erstliga-Top-Team BG Pathum United mit 0:4 unterlag. Da liest man im „kicker“, dass Dortmund gegen eine No-Name-Truppe aus Thailand verliert. Wenn man in Thailand lebt, dann weiß man, dass es keine No-Name-Truppe ist. Wenn man unter den Bedingungen hier spielt, merkt man erst, wie anstrengend das ist. Die erste Liga ist vergleichbar mit dem unteren Niveau in der 3. Liga Deutschlands, die zweite Liga kommt, je nach Region, der Oberliga nah. Es wäre interessant zu sehen, wie sich eine Oberliga-Mannschaft hier in der zweiten Liga schlägt. Technisch wären sie sicher versierter. Aber die physischen Voraussetzungen, die Wetterbedingungen hier, bringen einen an die Grenzen.“

Wie haben Sie sich bei Pattaya United eingelebt?

„Ich beobachte die Mannschaft schon seit der letzten Saison und hatte von Anfang an eine gute Verbindung zum Eigentümer. Als ich die Mannschaft übernahm, war ich überrascht von der Qualität im Training, die ich in den Spielen nicht immer gesehen hatte. Einige Spieler müssen sich noch an die intensiveren Trainingseinheiten gewöhnen, vor allem an zweimaliges Training pro Tag und an die neue Struktur. Das Team hat aber schon gute Spiele gezeigt, und ich bin überzeugt, dass wir unsere Leistung steigern können.“

Was sind Ihre Ziele mit Pattaya United und auch Ihre persönlichen?

„Ich bin jetzt zehn Wochen hier, seitdem haben sich die Ziele dreimal geändert. Je nach Gefühlslage des Eigentümers ändern sich die Saisonziele (lacht). Ich bin mir sicher, dass in seinem Herzen noch die Hoffnung besteht, dass wir es noch in die Playoffs schaffen. Ob der Aufstieg ein Thema wäre, ist wiederum eine andere Frage. Ich glaube nicht, dass das unbedingt erwartet wird. Persönlich denke ich, dass ein einstelliger Tabellenplatz realistischer ist. Wenn wir es unter die ersten zehn schaffen, dann würden wir das eine oder andere noch korrigieren und mit einer ordentlichen Platzierung in die Zukunft schauen. Warten wir erstmal ab, wie wir die nächsten vier Spiele in der Hinrunde absolvieren und ob wir uns für die Rückrunde anders aufstellen können. Für mich ist es nicht so einfach, weil ich ein anderes Niveau und eine andere Organisation gewohnt bin. Ich habe es gemacht, um den Eigentümer aufgrund unserer guten Beziehung zu unterstützen. So lange ich da bin, gebe ich alles für den Verein. Mehr als auf meinem Arbeitspapier steht. Das gehört zu meiner Persönlichkeit, dass ich mich selbst an meine Grenzen bringe. Dass ich da helfe, wo es von Nöten ist. Im Moment bin ich nicht nur Cheftrainer, sondern auch Manager und Sponsorensucher, auf dem Gebiet könnten wir gerade jetzt Unterstützung sehr gut gebrauchen. Ich mache es aber auch gerne.“  

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