Vettel klammert sich an WM-Chance

​Kummerfahrt am Kaukasus

Sotschi muss für Sebastian Vettel die Wende bringen. Foto: epa/Edgar Su
Sotschi muss für Sebastian Vettel die Wende bringen. Foto: epa/Edgar Su

SOTSCHI (dpa) - War's das für Sebastian Vettel? Noch nicht ganz. Vettel glaubt noch an seine WM-Chance mit Ferrari. Sotschi muss die Wende bringen. Vettels Rückstand ist immens, seine Scuderia angezählt. Und was macht Lewis Hamilton? Der fährt bei Mercedes in einer eigenen Liga.

Im Olympia-Park von Sotschi klammert sich Sebastian Vettel an seine wohl letzte WM-Chance. Nach einem Einbruch in den vergangenen Formel-1-Rennen will der abgehängte Ferrari-Star dem schier übermächtigen Mercedes-Spitzenreiter Lewis Hamilton am Fuße des Kaukasus noch einmal entschlossen die Stirn bieten.

«Ich denke nicht, dass wir irgendwelche Strecken, die noch kommen, fürchten müssen», meinte Vettel trotzig vor dem 16. Saisonlauf am Sonntag (13.10 Uhr/RTL). «Ich denke, dass unser Wagen überall ziemlich gut funktioniert. Das ist eine Stärke unseres Wagens, daher gibt es keinen Grund, Angst zu haben vor dem, was noch kommt.»

So hat Vettel auch vor dem Grand Prix von Singapur vor knapp zwei Wochen gedacht. Die falsche Reifenwahl und das falsche Timing seiner Scuderia beim Boxenstopp raubten ihm auf der Ferrari-Paradestrecke aber alle Siegchancen. Der viermalige Weltmeister liegt nun sechs Rennen vor Saisonende schon 40 Punkte hinter WM-Spitzenreiter Hamilton, der vier der vergangenen fünf Grand Prix gewonnen hat.

«Der Weg ist noch lang, und es gibt eine Menge Punkte zu holen», wiederholt Vettel mantraartig. Der 31-Jährige versichert zudem öffentlich, dass sich Ferrari nur selbst schlagen könne. Und so ganz falsch liegt Vettel damit nicht - auch wenn er es anders meint.

Der Hesse kann noch aus eigener Kraft zum ersten Mal mit den stolzen, aber immer nervöser werdenden Italienern Weltmeister werden. Dafür müsste er alle sechs ausstehenden Rennen gewinnen, um ganz auf Nummer sicher zu gehen. Verlässt Vettel hingegen den Schwarzmeerkurort mit mehr als 35 Punkten Rückstand auf den bestechend fahrenden Hamilton, liegt das WM-Schicksal nicht mehr in seinen Händen. In diesem Fall würde es dem 33-jährigen Briten selbst hinter einem dauersiegenden Vettel reichen, stets als Zweiter ins Ziel zu kommen.

«Ich will jedes Rennen gewinnen, das ist das Ziel. Ich schaue gerade nicht auf die Punkte und denke mir: 'Ich brauche dieses hier und jenes dort», formulierte Hamilton seinen weiteren Ansatz für den Endspurt und verbot sich irgendwelche Rechenspiele. Der 5,848 Kilometer lange Kurs ist ohnehin fest in Mercedes-Hand. Hamilton gewann die ersten beiden Auflagen 2014 und 2015, dann überquerten Nico Rosberg und Valtteri Bottas die Ziellinie als Erste.

Vettel wartet in Sotschi noch auf seinen ersten Sieg. Als bestes Ergebnis hat er zwei zweite Plätze von 2015 und 2017 vorzuweisen. «Ich denke, dass Russland in den letzten Jahren für uns besser geworden ist, daher sollte es unserem Wagen auch liegen», meinte Vettel und betonte: «Ich glaube noch immer daran.»

Vettel hat schon einmal einen sagenhaften Endspurt hingelegt, 2013 war das. Hamilton bestritt damals als Nachfolger von Michael Schumacher seine erste Saison bei Mercedes, der Heppenheimer war noch bei Red Bull angestellt. Und sowohl Vettel als auch sein Dienstwagen standen damals im Zenit. Mit sogar neun Grand-Prix-Siegen am Stück kürte er sich 2013 zum Weltmeister.

Es war Vettels vierter und bislang letzter Titel. Um mit Ferrari erstmals die WM zu holen, müsste ihm nun ein ähnlicher Siegeszug gelingen. «Ich werde weiter kämpfen», versicherte Vettel. Vielleicht muss er seine WM-Hoffnungen aber schon bald begraben.

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