Kürzere Krankenhausaufenthalte, schnellere Genesung

Überzeugende Argumente für robotergestützte Prostataoperationen

Heutzutage werden fast 90 Prozent aller Prostatektomien unter Anwendung des Da-Vinci-Systems durchgeführt.
Heutzutage werden fast 90 Prozent aller Prostatektomien unter Anwendung des Da-Vinci-Systems durchgeführt.

BANGKOK: Die weltweit erste bekannt gewordene offene Prostatektomie zur Entfernung der Prostata eines Mannes war Ende des 19. Jahrhunderts ein bedeutender medizinischer Fortschritt. Heutzutage bietet die robotergestützte laparoskopische radikale Prostatektomie unter Anwendung des Da-Vinci-Operationssystems Patienten und Chirurgen eine überzeugende Alternative für eines der am meis­ten angewendeten offenen chirurgischen Verfahren.

Dies liegt daran, dass Prostatakrebs die am weitesten verbreitete Krebsart bei Männern in den USA sowie in anderen westlichen Ländern ist und dass es sich bei der Prostatektomie um die am häufigsten durchgeführte offene Operation bei Männern handelt.

„Vor rund 25 Jahren wurde die Schlüsselloch-Operation mittels Laparoskopie als minimalinvasive Alternative zur offenen Prostataoperation eingeführt“, erläutert Dr. Teerapon Amornvesukit, der als Urologe im Bumrungrad International Hospital tätig ist und langjährige Erfahrung bei der Behandlung von Patienten mit Prostatakrebs aufweisen kann. „Bei einem laparoskopischen Eingriff werden Instrumente und Sichtoptik durch winzige Röhrchen bis in den Prostatabereich eingeführt. Es gibt jedoch einen Nachteil: Die Instrumente verfügen nur über ein festes Handgelenk und haben somit lediglich einen begrenzten Bewegungsspielraum. Die laparoskopischen Instrumente verfügen nur über die Funktionen „öffnen“ und „schließen“. Die Instrumente sind ein wenig vergleichbar mit Essstäbchen; sie sind gerade und dadurch sind feine Bewegungen nicht möglich.“

Die erste vollständig robotergestützte laparoskopische radikale Prostatektomie unter Anwendung des Da-Vinci-Systems (DVS) wurde im Jahr 2000 durchgeführt. Die neue Roboter-Technologie und ihre erwarteten Vorteile machten sie schnell zu einer überzeugenden Alternative zu offenen und laparoskopischen Operationen, sowohl für Chirurgen als auch für Patienten. Innerhalb weniger Jahre waren bereits 10 Prozent aller durchgeführten Prostatektomien in den USA roboter-assistiert unter Anwendung des Da-Vinci-Systems. Heutzutage sind es ca. 90 Prozent.

Dr. Poochong Timratana, der als Arzt im Bumrungrad International Hospital tätig ist und auf dem Gebiet der laparoskopischen, bariatrischen und ösophagealen Chirurgie spezialisiert ist, führt seit dem Jahre 2016 robotergestützte Operationen durch, als Bumrungrad das Da-Vinci-System in Betrieb nahm. Seiner Meinung nach verbessert die 3D-Bildgebung des Systems die Präzision und Genauigkeit eines Chirurgen im Vergleich zu einer laparoskopischen Operation mit offenen oder herkömmlichen Schlüssellochbohrungen (nicht robotergestützt). „Das optische Zoom der Kamera verbessert die Bildqualität um das Dreifache“, meint Dr. Poochong. „Und mit Hilfe einer hochauflösenden Brille bin ich in der Lage, den Behandlungsbereich sehr viel genauer zu betrachten, als mit meinen eigenen Augen.“

Größere Heilungschancen

Für Patienten mit Prostatakrebs ist diese verbesserte Darstellung der erste Schritt hin zu einer größeren chirurgischen Präzision, die erforderlich ist, um eine Heilung zu erreichen, indem das krebsartige Gewebe vollständig entfernt wird. Die Bewegung des Handgelenks ist der zweite Schritt. Das DVS-System ist in der Lage, die natürlichen, menschenähnlichen Handgelenksbewegungen und Bewegungsbereiche zu erfassen, nach denen Chirurgen gesucht haben. „Das normale Handgelenk kann sich in sechs Richtungen bewegen, während es normale chirurgische Instrumente festhält“, erklärt Dr. Teerapon. „Die roboterhaften Handgelenkinstrumente des Da-Vinci-Systems verfügen über sieben Bewegungsrichtungen, sodass das System meine eigenen Bewegungen präzise umsetzen kann und ich aufgrund dessen die Schnitte reduzieren kann.“

Auch für die Patienten ergeben sich zahlreiche Vorteile: geringeres Risiko einer Wundinfektion, weniger Schmerzen, reduzierter Blutverlust und kürzere Krankenhausaufenthalte. Normalerweise bleibt ein Patient für ein bis zwei Nächte in stationärer Behandlung bevor er das Krankenhaus verlassen kann und erholt sich dann für zwei bis drei Wochen zuhause. Bei der herkömmlichen offenen Operation beträgt die Genesungszeit ungefähr zwei Monate.

„Abgesehen von der Krebsheilung“, erklärt Dr. Teerapon, „beurteilen Patienten die Qualität der Operation nach zwei Faktoren: Kontinenz und sexuelle Funktion.“ Dank des Da-Vinci-Systems erfahren Patienten normalerweise eine schnelle Rückkehr zur Blasenkontrolle, Rehabilitation von Inkontinenz und der erektilen Funktion.

Wie bei jeder Operationstechnik sind Schulungen der Schlüssel zur Beherrschung des Da-Vinci-Systems (DVS). Chi­rurgen sind dazu verpflichtet, an einem umfangreichen Schulungsprogramm teilzunehmen, um für die Durchführung ihrer ersten Da-Vinci-Operation an einem Patienten zugelassen zu werden. „Wir beginnen unsere Schulung erst an einem Simulator“, erklärt Dr. Teerapon. „Wenn wir uns bereits mit dem System vertraut gemacht haben, führen wir simulierte Operationen durch. Es ist eine jener Techniken, die Sie durch ständige Wiederholung erlernen – jedes Mal, wenn Sie sie anwenden, stellen Sie eine Verbesserung fest.“

Verheißungsvolle Roboter-Zukunft

Die medizinische Fachwelt sieht im Aufkommen der künstlichen Intelligenz (KI) viele nützliche Anwendungen. „Es werden derzeit einige fortgeschrittene physikalische Therapieroboter entwickelt, die sehr vielversprechend aussehen“, stellt Dr. Poochong fest. „Sie führen alle genau die gleichen Bewegungen aus wie ein menschlicher Physiotherapeut, jedoch können diese Roboter viel mehr Gewicht heben und würden nach einer erfolgten Operation im Hause des Patienten untergebracht werden.“ Infos: www.bumrungrad.com.

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