Kritiker im Iran empört über Haftstrafe für Frauenmörder

Foto: Freepik
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TEHERAN: Im Iran hat ein verhältnismäßig mildes Urteil für einen Frauenmörder für Empörung gesorgt. Wie ein Justizsprecher laut dem Portal Misan am Mittwoch bekannt gab, wurde ein Mann für die Enthauptung seiner 17 Jahre alten Ehefrau zu acht Jahren Haft verurteilt. Der Bruder der Frau muss als Komplize fast vier Jahre ins Gefängnis.

Das Verbrechen im Februar 2022 hatte Entsetzen ausgelöst, nachdem der Mörder mit dem Kopf seiner Frau durch die Straßen gezogen war. Gemäß islamischer Rechtsauffassung werden im Iran derartig grausame Fälle normalerweise mit dem Tod bestraft. In diesem Fall soll jedoch die Familie des Opfers um Vergebung gebeten haben.

In den sozialen Medien kritisierten Nutzer das Urteil und zogen Vergleiche zu den jüngsten Strafen für Teilnehmer der Proteste gegen den repressiven Kurs der Regierung und das islamische Herrschaftssystem. Wie könne der Mann nur acht Jahre Haft bekommen, während Journalisten bis zu 18 Jahre ins Gefängnis müssen, fragte etwa eine Nutzerin.

Nach dem Mord in der südlichen Stadt Ahwas brach eine Debatte über Morde im Namen der vermeintlichen Ehre und der Rechtslage darüber aus. Im Iran werden derartige Morde in einigen wenigen religiösen und erzkonservativen Kreisen immer noch milde bestraft. Kritiker sagen aber, dass Männer kein Recht haben, über das Leben ihrer Ehefrauen oder Schwestern zu bestimmen, und fordern von der Justiz, auch solche Verbrechen wie Morde gemäß dem Strafrecht zu behandeln.

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