Frauen ihrer Sicherheit beraubt

​Kritik an Reform

Foto: epa/Ulas Yunus Tosun
Foto: epa/Ulas Yunus Tosun

ISTANBUL: Türkische Frauenrechtlerinnen laufen Sturm gegen eine Gesetzesänderung zur Verfolgung von Vergewaltigungen, Gewalt und sexuellen Übergriffen. Hintergrund ist eine vom Parlament in der Nacht zu Freitag verabschiedete Reform, die konkrete Beweise für eine Tat als Vorbedingung für eine Verhaftung mutmaßlicher Täter macht, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. «Das ist ein unfassbar gefährlicher Zusatz», sagte die Anwältin und Frauenrechtlerin Sema Kendirci der Deutschen Presse-Agentur.

Zuvor hatte ein dringender Tatverdacht für eine Verhaftung ausgereicht. «Dieses Land ist ohnehin kein Rechtsstaat mehr. Aber heute sind wir an einem Punkt angekommen, an dem 42 Millionen Frauen und Kinder ihrer Sicherheit beraubt wurden», sagte Kendirci. Nun bestehe die Gefahr, dass keine Strafanzeige gestellt werden könne, wenn die Beweise fehlten.

Vergewaltigung oder Kindesmissbrauch würden ohnehin hinter verschlossenen Türen und ohne Zeugen begangen, sagte Aysen Ece Kavas von der Plattform «Wir werden Frauenmorde stoppen». «Mit dieser Regulierung werden die Täter geschützt» und Opfer wie Verdächtige dargestellt.

In der Türkei wie auch in anderen Ländern sind sexuelle Übergriffe und Frauenmorde an der Tagesordnung. Anfang des Monats trat das Land massivem Protest zum Trotz zudem aus der Istanbul-Konvention aus, einem internationalen Abkommen zur Verhinderung von Gewalt gegen Frauen und Kinder.

Bereits vor der Gesetzesänderung ist es Frauenrechtlerinnen zufolge sehr schwer gewesen, Maßnahmen gegen Täter einleiten zu lassen, weil geltendes Recht häufig nicht angewendet worden sei. Der Austritt aus der Istanbul-Konvention in Verbindung mit der neuen Regelung sei Teil von «äußerst geplanten Aktionen mit der Absicht, Frauen die Sicherheit zu entziehen - und kein Zufall», so Kendirci.

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Leserkommentare

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Beat Sigrist 12.07.21 19:15
Es gibt gute
Moslems, Christen, Buddhisten, aber es gibt bei allen Religionen auch schlechte. Speziell im moslemischen Glauben gibt es Kräfte, welche alles abändern, gegenüber dem was eigentlich im Koran steht.Dies wird vor allem von Politiker, Diktatoren oder dem Mann auf der Strasse praktiziert. Und ja es gibt sogar moslemische Länder in welcher eine vergewaltigte Frau bestraft und ausgestossen wird, der Vergewaltiger wird aber nicht bestraft, sondern vor jeder Anklage geschützt.Dies ist auch ein Grund, warum im Westen der moslemische Glauben oft abgelehnt oder sogar verachtet wird - weil die Menschenrechte der Frauen oder der LGBT Menschen bestraft und ja teilweise verfolgt wird. Es gibt moslemische Länder da werden LGBT Menschen gejagt und auf offener Strasse gesteinigt und getötet - ebenso auch Frauen welche vergewaltigt wurden. Frauenrechte sind ein Fremdwort in solchen Ländern und existieren dort mit dieser zurecht gebastelten und abgeänderten Religion nicht. Es gibt auch noch andere Religionen auf diesem Planeten, da werden Frauen und LGBT Menschen als Ware und Lebewesen der untersten Klasse angesehen. Zum Glück gibt es noch das Karma, und eines Tages schlägt es zurück ohne Erbarmen!