Kriegsflüchtlinge verabschieden sich von Brasiliens «Kleiner Ukraine»

Ukrainerinnen und Ukrainer in einem Flüchtlingslager. Foto: epa/Dumitru Doru
Ukrainerinnen und Ukrainer in einem Flüchtlingslager. Foto: epa/Dumitru Doru

PRUDENTÓPOLIS: Rund ein Jahr nach ihrer Ankunft haben fast alle ukrainischen Kriegsflüchtlinge in Prudentópolis sich von Brasiliens «Kleiner Ukraine» verabschiedet. «Wir haben eine Abschiedszeremonie abgehalten», sagte Martha Zimmermann de Morais von der kirchlichen Organisation «Associação Batista de Ação Social de Curitiba» (ABASC), die die Aufnahme im April 2022 stark unterstützt hatte, der Deutschen Presse-Agentur am Montag.

Demnach verlassen die meisten Ukrainer das größte Land in Lateinamerika gen Polen, um näher an ihren Familien zu sein. Zudem hofften sie in Europa auf bessere Verdienstmöglichkeiten als in Brasilien.

Mindestens rund 200 Ukrainer hatten angesichts des russischen Angriffskriegs über weltweite Kirchenkontakte auch in Brasilien Schutz gesucht. Die meisten Ukrainer kamen in São José dos Campos im Bundesstaat São Paulo und in São Paulo an. Aber auch Curitiba und Städte im Inneren des Bundesstaates Paraná wie Guarapuava und Prudentópolis nahmen wie im Zweiten Weltkrieg Flüchtlinge auf.

Brasilien hat schätzungsweise rund 600.000 ukrainischstämmige Einwohner, die vor allem im subtropischen Süden des Landes angesiedelt sind. Die Stadt Prudentópolis gilt als «Kleine Ukraine». In der Stadt mit rund 52.000 Einwohnern sind rund zwei Drittel Nachfahren von Ukrainern. Dutzende Kirchen mit Zwiebeltürmen und Kuppeln schmücken die Stadt und die Umgebung.

Die neuen Kriegsflüchtlinge, viele Frauen mit Kindern, bekamen Wohnungen zur Verfügung gestellt und Sprachkurse angeboten sowie Hilfe bei der Arbeitssuche. Fünf Flüchtlinge in Prudentópolis fanden einen Job. Trotz dieser Unterstützung und der gemeinsamen Wurzeln gestaltete sich die Eingewöhnung auch aufgrund der portugisischen Sprache und der kulturellen Unterschiede schwierig, wie ABASC-Exekutivdirektorin Martha Zimmermann sagte.

Das Programm der Kirche endet nach einem Jahr, sodass die Flüchtlinge sich nun selbst versorgen müssten. Die brasilianische Regierung stellte humanitäre Visa zur Verfügung. Aber sonst habe die Unterstützung durch den Staat gefehlt, wie Kirchenhelfer beklagten. Sie seien dennoch nicht frustriert, sagte ABASC-Exekutivdirektorin Zimmermann: «Wir haben unsere Mission erfüllt.»

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