Russland ist zum Dialog mit Deutschland bereit

​Kremlchef Putin 

Russischer Präsident Wladimir Putin wendet sich an die Mitglieder des Rates der Russischen Föderation. Foto: epa/Michail Klimentyev/sputnik/kreml
Russischer Präsident Wladimir Putin wendet sich an die Mitglieder des Rates der Russischen Föderation. Foto: epa/Michail Klimentyev/sputnik/kreml

MOSKAU: Russlands Präsident Wladimir Putin hat Deutschland nach der Vergiftung des russischen Regierungskritikers Alexej Nawalny ein Gesprächsangebot gemacht. Russland sei zu einem Dialog bereit, schrieb der Kremlchef in einem Telegramm zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit an Kanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Das teilte der Kreml am Samstag in Moskau mit. Man sei bereit, über aktuelle Themen zwischen beiden Ländern zu sprechen, aber auch über internationale.

Der Fall Nawalny hat die Spannungen in den deutsch-russischen Beziehungen noch einmal verschärft. Merkel hatte den Oppositionellen in der Berliner Universitätsklinik Charité besucht und Russland wiederholt zur Aufklärung aufgefordert. Moskau wiederum rief Berlin zur Zusammenarbeit auf. Besonders verärgert reagierte Russland über Außenminister Heiko Maas (SPD), der vor der UN-Vollversammlung gesagt hatte, der Fall könne nicht folgenlos bleiben.

Nawalny war am 20. August während eines Inlandsflugs in Russland zusammengebrochen. Nach einer Notlandung in der sibirischen Stadt Omsk wurde er zur weiteren Behandlung nach Berlin gebracht. Der 44-Jährige hat das Krankenhaus mittlerweile verlassen und macht in der deutschen Hauptstadt eine Reha-Maßnahme. Der Oppositionelle ist einer der schärfsten Kritiker des russischen Präsidenten.

Putin hatte Deutschland bereits in den vergangenen Jahren zur Wiedervereinigung gratuliert. Das sei «ein sehr wichtiges Ereignis» in der europäischen Geschichte, schrieb er diesmal.

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Leserkommentare

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Thomas Sylten 05.10.20 07:07
@Jürgen Kesselheim
Zu Russland hat Herr Stevens Sie ja umfassend aufgeklärt -
eine Vorlesung über die Grundlagen des Rechtsstaats würde die Kommentarspalte des Farangs nun doch überfordern.
Einer (!) dieser Grundsätze besagt jedoch (ich hatte Ihnen das schon anlässlich der Nawalny-Diskussion erläutert, wo Sie wohl nicht mehr reingeschaut haben), dass bei uns SCHULD - nicht Unschuld - bewiesen werden muss. (Erst im Fall eines Fehlurteils müsste man sich darum bemühen, nunmehr seine "Unschuld" - in Wahrheit aber ein schuldhaftes Fehlurteil - zu beweisen.)

Wenn Sie solche Grundlagen bezweifeln, ist das, wie wenn Sie die Schwerkraft bezweifeln: Sie mögen daran glauben - aber der Exot, der in einer eigenen Welt lebt, sind dann SIE.
Jürgen Kesselheim 05.10.20 01:52
@Wilfried Stevens / Thomas Sylten
Herr Stevens, waren sie in letzter Zeit in Russland? Ich glaube nicht! Denn sonst würden sie erkennen, warum Putin zum Dialog bereit ist. Die seit 2014 (Ukraine-Konflikt) verhängten Sanktionen durch die EU zeigen immer mehr zunehmend ihre Auswirkungen für Russland und seine Wirtschaft. - Herr Sylten, in welcher Welt leben sie denn? Wenn eine Kindergärtnerin behauptet, dass ihr Kind merkwürdige Male am Körper trägt und Andeutungen in Richtung ihres Vaters macht, nutzt es ihnen nichts, wenn sie keine Schuld haben! Sie müssen ihre Unschuld beweisen! Wenn das Finanzamt sie beschuldigt Steuern hinterzogen zu haben, auch wenn das nicht stimmen sollte, müssen sie ihre Unschuld beweisen! Viel Spass bei und mit der VORverurteilung!!!
Bernd Wendland 04.10.20 19:22
Solange noch die in Altersstarrsinn verhaftete Merkel mit ihrem Putin-Hass den Ton angibt, sekundiert von dem abgehalfterten Juristen Mittel-Maas, werden sich die diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Russland nicht wesentlich verbessern. Verbohrt wie die beiden sind, würden sie noch an ihrem Kurs festhalten, wenn andere Nationen längst Wirtschaftsabkommen mit Russland unterzeichneten, durchaus vergleichbar mit der deutschen Flüchtlingspolitik, bei der Deutschland im europäischen Verbund längst isoliert ist. Den USA kommt die deutsche Verstocktheit, ebenso wie das Nawalny-Theater -- Stichwort Nord-Stream -- hierbei sehr gelegen.
Klaus Olbrich 04.10.20 18:37
Sollte es sich 100%hdrsusstellen,dss Putin hinter diesem Anschlag steckt, ist ein Dialog wohl überflüssig und bringt nichts.!
Baut due Gas Pipeline nicht weiter und Putin wird im einen Dialog betteln. Das wuerde ihn richtig hart treffen.!
Karlheinz Dambmann 04.10.20 18:07
Redebedarf
Zwischen Deutschland und Russland besteht unzweifelhaft Redebedarf. Daher wäre es geradezu unverantwortlich, das Angebot von Putin nicht anzunehmen.
Im Übrigen stimme ich Herrn Stevens, Herrn Sigrist und Herr Sylten zu.
Thomas Sylten 04.10.20 15:22
@Herr Bongard - eine ernst gemeinte, weil nie wirklich beantwortete Frage:
Was halten Sie denn von dem Rechtsstaatgrundsatz, dass JEDER bis zum BEWEIS seiner Schuld als unschuldig zu gelten hat - alles andere ist eine zwar mögliche, aber halt nicht rechtsstaatliche VORverurteilung.

Ich wundere mich immer wieder, wie schnell Menschen (einschließlich Regierungsmitglieder) bereit sind, den Boden des Grundgesetzes zu verlassen, wenn es gegen missliebige Personen geht. Das beruhigt mich keinesfalls.
Juergen Bongard 04.10.20 10:22
Moskau sendet seit Jahren ganz offen
Killer aus, welche unliebsame Dissidenten vergiftet oder wie in Berlin erschiessen. Desweiteren unterstützt es einen feigen Diktator massiv und hilft zur Unterdrückung der Menschen in Belarus mit. Dann bieten sie heuchlerisch Gespräche an um alles unter den Tisch zu wischen. Die EU ist stark genug um klar zu machen, das sie dies nicht mehr zulässt. Wenn nicht, wird dieses Spiel auf ewig weiter gehen. Wer das nicht begreift und wieder kleine Broetschen backen will, hilft Moskau nur.
Beat Sigrist 03.10.20 17:07
In Anbetracht
der sibirischen Kälte zwischen den USA und dem europäischen Teil der Nato könnte dies eine Chance sein, sich endlich einmal über alle offenen Punkte zwischen Russland und der EU auszusprechen. Die EU braucht auch in Zukunft einen starken Partner, da die USA in den letzten Jahren Ihre sogenannte Partnerschaft mit Europa arg strapaziert und ausgenützt hat. Klar jede Partnerschaft oder Freundschaft ist an ein Geben und Nehmen angebunden, aber sicher nicht mit Erpressungen wie es die USA heute weltweit vollzieht. Russland bietet jetzt die Hand und ich denke, man sollte sich mal anhören was Hr. Putin zu sagen oder zu offerieren hat. Also Deutschland und EU gebt Euch einen Ruck, irgendwo in der Agenda ist sicher noch Platz für ein unverbindliches Gespräch! Und ja, es wurden in den letzten 20 Jahren, nicht nur Menschen in Russland *entsorgt, sondern auch in den USA, China und Europa ebenso. Es hat also niemand das Recht mit dem Finger nur auf Russland zu zeigen. Die Menschheit auf diesem Planeten sollten die Zeit nutzen endlich auf diesem Planeten in Frieden zu leben, bevor wir unsere Erde ganz zerstört haben.