Kommt Licht in Berlin-Vietnam-Fall?

Foto: epa/Wallace Woon
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SINGAPUR (dpa) - Ein Vietnamese verschwindet in Berlin, ein anderer wird in Singapur festgenommen. Hat das eine mit dem anderen zu tun?

Während in Hanoi der Prozess gegen einen mutmaßlich aus Deutschland entführten Ex-Funktionär bevorsteht, sorgt nun die Festnahme eines wegen Geheimnisverrats gesuchten Vietnamesen in Singapur für Aufsehen. Der 42-jährige Phan Van Anh Vu wurde wegen Verstoßes gegen das Einwanderungsgesetz in Gewahrsam genommen, wie die Behörden des südostasiatischen Stadtstaats mitteilten. Ob zwischen beiden Fällen ein Zusammenhang besteht, war zunächst nicht klar.

Nach örtlichen Medienberichten wollte Vu nach Malaysia ausreisen, als sich herausstellte, dass sein Reisepass annulliert worden war. Laut vietnamesischen Medien war gegen ihn am 22. Dezember Haftbefehl erlassen worden, einen Tag nach einer Hausdurchsuchung, bei der er nicht angetroffen wurde. Die Einwanderungsbehörde Singapurs bestätigte in einem kurzen Kommuniqué nur, dass der Mann bereits am 28. Dezember festgenommen worden sei.

«Uns ist der Fall bekannt. Auskunft zu dem Einzelfall möchte ich aber nicht erteilen», sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Mittwoch in Berlin auf die Frage zu der Festnahme in Singapur und möglichen Verbindungen zum Ex-Funktionär Trinh Xuan Thanh. Dieser war im Juli in Berlin verschwunden und wurde bald darauf in Vietnam als Häftling vorgeführt. Gegen ihn soll am nächsten Mittwoch (08. Januar) in Hanoi der Prozess beginnen.

Der ehemalige Öl-Manager soll sich nach Angaben der Behörden wegen Korruption verantworten. Der Fall belastet die Beziehungen zwischen Deutschland und dem kommunistischen Ein-Parteien-Staat seit Monaten. Die deutsche Regierung geht davon aus, dass der vietnamesische Geheimdienst und auch die Botschaft in Berlin an der Entführung mitgewirkt haben.

Nach einem Bericht der «Saigon Times Daily» ermittelte die Polizei gegen Vu im Zusammenhang mit einem Immobilienprojekt in der Stadt Da Nang. Da ihm Geheimnisverrat vorgeworfen wird, droht ihm in Vietnam die Todesstrafe. Ein Auslieferungsabkommen zwischen Singapur und Hanoi gibt es nicht, doch könnte ihn der Stadtstaat unter Umständen trotzdem in sein Heimatland zurückschicken.

Der Rechtsanwalt Reme Choo Zheng Xi sagte nach Angaben der vietnamesischen Zeitung «Tuoi Tre», er habe die Erlaubnis der Behörden bekommen, Vu noch am Mittwoch zu sehen. Er war am Mittwoch für eine direkte Stellungnahme nicht zu erreichen. Das von der Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch um eine Stellungnahme gebetene vietnamesische Außenministerium gab keine Antwort.

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