Kommt Archie ins Hospiz? 

​Klinik gibt Eltern letzte Frist

Archie Battertsbees Eltern reichen Klage beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ein. Foto: epa/Andy Rain
Archie Battertsbees Eltern reichen Klage beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte ein. Foto: epa/Andy Rain

LONDON: Das Schicksal des zwölfjährigen Archie ist besiegelt: Die Geräte, die ihn noch am Leben halten, sollen in Kürze ausgeschaltet werden. Doch die Frage, wo das geschehen wird, beschäftigt weiter die britischen Gerichte.

Trotz einer erneuten Niederlage vor Gericht wollen die Eltern des unheilbar kranken Archie in England nicht aufgeben und weiter für die Verlegung ihres Sohnes in ein Hospiz kämpfen. Die Familie und ihre Unterstützer stellten am Freitag einen Antrag beim Berufungsgericht, nachdem zuvor der High Court dagegen entschieden hatte, dass der Zwölfjährige zum Sterben vom Krankenhaus in ein Hospiz verlegt wird.

Archie liegt seit April im Koma. Bei einem Unfall zu Hause in Southend-on-Sea hatte er sich schwere Hirnverletzungen zugezogen, mutmaßlich bei einer Internet-Mutprobe. Die behandelnden Ärzte sehen keine Chance auf eine Genesung.

Das höchste britische Gericht hatte die Entscheidung der Ärzte gestützt, Archie sterben zu lassen. Auch ein letzter Appell der Eltern an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg blieb erfolglos.

Archies Eltern versuchten daraufhin, die Verlegung ihres Sohnes in ein Hospiz zu erwirken, damit Archie in einer ruhigeren, friedlicheren Umgebung seine letzten Stunden erleben kann. Das Krankenhaus lehnte dies jedoch ab: «Archie ist in einem solch instabilen Zustand, dass ein erhebliches Risiko sogar dann besteht, wenn er innerhalb seines Krankenhausbettes gedreht wird, was im Rahmen seiner fortlaufenden Pflege erfolgen muss», teilte der Krankenhausbetreiber mit. Eine Verlegung mit dem Krankenwagen in eine völlig andere Umgebung würde daher höchstwahrscheinlich seinen Zustand rapide verschlechtern.

Der High Court folgte dieser Einschätzung. Es sei im besten Interesse Archies, dass die lebenserhaltenden Maßnahmen im Krankenhaus statt in einer anderen Umgebung eingestellt würden, sagte die Richterin. Die Londoner Klinik hatte bereits mehrfach Zeitpunkte für die Einstellung der Maßnahmen verkündet, die sich durch den langen Rechtsstreit um Archies Schicksal jedoch immer wieder verzögerten.

In ihrem «Kampf bis zum bitteren Ende» wird die Familie des Zwölfjährigen von der konservativen gemeinnützigen Organisation Christian Concern unterstützt, die bei ausgewählten Fällen Rechtsbeistand leistet und sich etwa gegen die Anerkennung von Homo- und Transsexualität ausspricht.

Das juristische Tauziehen im Fall Archie war sogar bereits im Vatikan Thema. Auf der offiziellen Vatikan-Plattform «Vatican News» erschien ein Meinungsbeitrag, in dem gegen die Abschaltung der Geräte im Fall Archie argumentiert wird. Eine Gesellschaft müsse Leben - und auch die Schwachen und Zerbrechlichen - schützen, heißt es darin.

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