Großbritannien Vorbild bei ethnischer Gleichberechtigung

Kommission 

Leute genießen den Sonnenschein im Regents Park in London. Foto: epa/Neil Hall
Leute genießen den Sonnenschein im Regents Park in London. Foto: epa/Neil Hall

LONDON: Eine von der britischen Regierung beauftragte Kommission (Race and Ethnic Disparities Commission) hat dem Land ein hervorragendes Zeugnis in Sachen Gleichstellung von ethnischen Minderheiten ausgestellt. Andere Länder mit einer weißen Mehrheitsbevölkerung wie in Europa und anderswo sollten sich daran ein Beispiel nehmen, hieß es in einer Mitteilung zu dem Bericht, der am Mittwoch vorgelegt wurde. Der Vorwurf, Rassismus sei in Großbritannien noch immer institutionell verankert, halte einer Überprüfung der Fakten nicht stand, so die Mitteilung weiter.

Heftige Kritik daran kam teilweise von der Wissenschaft. Kehinde Andrews, Professor für Black Studies von der Universität Birmingham, bezeichnete den Bericht als «PR-Aktion» der Regierung, die der Beweislage widerspreche. «Das gibt den Leuten eine Rechtfertigung zu sagen, wir müssen überhaupt nichts tun, wir müssen uns nicht kümmern, sagte Andrews im Gespräch mit der britischen Nachrichtenagentur PA. Der schwarze Labour-Abgeordnete David Lammy nannte den Bericht «eine Beleidigung gegenüber jedem, der in diesem Land institutionellen Rassismus erfährt».

Dem Bericht zufolge sind verschiedene Minderheiten in Großbritannien inzwischen erfolgreicher beim Erreichen formaler Bildungsziele als der Durchschnitt der weißen Mehrheitsbevölkerung. Das beispielsweise gelte für Schüler mit Wurzeln aus Indien, Bangladesch und Afrika. Durchschnittlich schlechter als ihre weißen Mitschüler schneiden lediglich Kinder mit karibischen Wurzeln ab.

Auch am Arbeitsplatz habe das Land große Fortschritte gemacht. Die Gehaltsschere zwischen der weißen Mehrheitsbevölkerung und ethnischen Minderheiten betrage nur noch 2,3 Prozent, bei den unter 30-Jährigen sei kein erheblicher Unterschied mehr zu erkennen, so der Bericht.

Obwohl offener Rassismus weiterhin existiere in Großbritannien, vor allem im Internet, sei das inzwischen immer weniger der Grund für soziale Ungleichheit, so die Autoren weiter. Eine Erkenntnis der Untersuchung sei auch gewesen, dass bestimmte Schichten innerhalb der weißen Mehrheitsbevölkerung sehr in ihrem sozialen Status verhaftet seien. Die Kommission sprach sich daher dafür aus, sich bei ausgleichenden Maßnahmen künftig weniger auf einzelne ethnische Gruppen zu konzentrieren. Es solle mehr daran gearbeitet werden, Hindernisse für alle zu beseitigen.

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