Können und Wollen hinter den Bayern 

​Ligaspitze eng beieinander

Bundesliga, FSV Mainz 05 - Borussia Dortmund, 17. Spieltag, Mewa Arena. Foto: Torsten Silz/dpa
Bundesliga, FSV Mainz 05 - Borussia Dortmund, 17. Spieltag, Mewa Arena. Foto: Torsten Silz/dpa

BERLIN: So nah sind sich die Bundesliga-Spitzenclubs in der Tabelle selten. Das spricht für Spannung. In ihrer Anspruchshaltung unterscheiden sich die Bayern-Verfolger erheblich.

Es ist eine der bekanntesten Bundesliga-Phrasen, laut der jemand «da» sein müsse, «wenn die Bayern schwächeln». Vorzugsweise schon im Winter. In den vergangenen Jahren kam das «Wir» (die da sein müssen) mal aus Dortmund, mal aus Leverkusen, mal aus Leipzig. Nur «da» war dann doch keiner, oder der Rekordmeister spielte einfach so dominant, dass auf ein Schwächeln überhaupt nicht zu hoffen war. Zum Rückrundenauftakt dieser Saison könnten gleich fünf Clubs «da» sein, jetzt, wo die Münchner zumindest im Ansatz schwächeln.

«Wir wollen oben angreifen, wollen oben dabei bleiben», sagte Borussia Dortmunds Niklas Süle nach dem eher glücklichen, weil spät gesicherten 2:1 am Mittwochabend beim FSV Mainz 05. Mit zwei Siegen binnen vier Tagen verkürzte der BVB den Rückstand auf die Münchner auf wieder überschaubare fünf Punkte - und ist dennoch nur Tabellenfünfter. «Man sieht, wie eng die Bundesliga ist, dass andere Mannschaften auch Punkte liegen lassen», äußerte Süle.

Nach den beiden 1:1-Spielen des FC Bayern München gegen RB Leipzig und den 1. FC Köln hat auch der Sechste SC Freiburg den Tabellenführer mit fünf Zählern Rückstand noch im Blick. «Ich gucke natürlich auch auf die Tabelle, weil wir ja Ziele haben», sagte Marco Rose, Trainer der drittplatzierten Leipziger, am Donnerstag vor dem Spiel am Freitagabend (20.30 Uhr/DAZN) gegen den VfB Stuttgart. «Ich nehme wahr, dass viele Spiele sehr, sehr intensiv geführt werden.» Jede Partie sei «eine große Herausforderung» - egal, gegen wen.

Vize-Hinrundenmeister, so es denn diesen Titel gibt, ist der 1. FC Union Berlin mit drei Punkten weniger und dem dramatisch schwachen Stadtrivalen Hertha BSC am Samstag im Derby als nächstem Gegner. «Wir stehen zu Recht auf Platz zwei, das fühlt sich wunderbar an. Aber wir müssen auch demütig bleiben», sagte Kapitän Rani Khedira. Dass Trainer Urs Fischer angab, sowohl von den 33 Punkten als auch von der Platzierung «überrascht» zu sein, spricht durchaus für Köpenicker Demut.

Als nächster Herausforderer «da» sein kann am Samstagabend im Flutlichtspiel Eintracht Frankfurt. Der euphorisierte Europa-League-Sieger als Tabellenvierter punktgleich mit Dortmund könnte sogar noch näher dran sein, kam am Mittwochabend aber in Freiburg nur zu einem 1:1. Das war ein Spitzenspiel - die Breisgauer selbst wären mit einem Sieg statt der 0:6-Demontage am Samstag beim VfL Wolfsburg und mit einem Tor mehr am Mittwoch gleichauf mit dem Rekordmeister. Trainer Christian Streich hätte trotzdem gesagt, dass ihn die Konstellation überhaupt nicht interessiere.

Von den fünf Verfolgern bleiben zwei, die sich beim mehrmaligen Nachhaken die Ablösung des Abo-Meisters aus Bayern auch zutrauen würden. «Wir können uns weiter verbessern, wir sind auf dem richtigen Weg», sagte Dortmunds Julian Brandt. Um «da» zu sein, wenn die Bayern weiter schwächeln, müsste der BVB aber demnächst und dringend die Abwehrschwächen abstellen. Am Sonntag hatte Dortmund gegen den FC Augsburg drei Gegentore kassiert.

Die Bayern selbst sind sich der Lage bewusst. Gegen Köln sicherte Joshua Kimmich erst spät mit einem Kunstschuss das Remis. Und bald kommt die Glitzerablenkung in der Champions League mit den Achtelfinalpartien gegen Paris Saint-Germain dazu. «Es ist jetzt höchste Zeit, dass wir umschalten», forderte Sportvorstand Hasan Salihamidzic, «dass wir begreifen, dass es jetzt um die Meisterschaft geht.» Sonst ist am Ende wirklich noch jemand «da».

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