Knuddeln - wichtig für die Gesundheit von Leib und Seele

Foto: Freepik/User4540679
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BERLIN: In Zeiten von Kontaktsperren und Abstandsregeln wächst die Sehnsucht - die Sehnsucht nach Nähe, nach Körperkontakt, nach Umarmungen. Auch der diesjährige «Weltknuddeltag» steht im Zeichen von Corona.

Im dunklen Corona-Winter ist ausgerechnet das einfachste Heilmittel gegen Angst und Stress für viele Menschen besonders schwer zu bekommen: Eine feste Umarmung. Glücklich sind jene, die den «Weltknuddeltag» (Englisch: National Hugging Day) am 21. Januar ohne Distanzgebote begehen können.

Forschungen bestätigen: Umarmungen können helfen, vor Krankheiten zu schützen. Wer in dem Arm genommen wird, fühlt im besten Fall Vertrauen, Zuneigung, Sicherheit und Trost - das ist gut für die Psyche, und damit auch für das körperliche Wohlbefinden. Werden wir umarmt, schüttet der Körper zudem Botenstoffe aus, die im Volksmund als «Glückshormone» bezeichnet werden. Oxytocin etwa entfaltet eine beruhigende Wirkung, hilft beim Stressabbau und stärkt zwischenmenschliche Bindungen.

Jeder Mensch hat sein eigenes Empfinden, wie nah er andere gerne an sich heranlässt. Wissenschaftler haben aber auch objektive Faktoren gesucht, die Hinweise auf die ideale Umarmung geben könnten. So wiesen Forscher der japanischen Toho-Universität durch Überwachung der Herzfrequenz von Neugeborenen nach, dass die Umarmung eines Elternteils mit «mittlerem Druck» am besten beruhigt - und zwar sowohl die Babys wie die Eltern. Länger als 20 Sekunden dauerte die Knuddelei in den japanischen Familien nicht, berichteten die Forscher. Dann würden die Kinder unruhig.

Umarmungen müssen nicht lang sein. Durchschnittlich 3,17 Sekunden haben Wissenschaftler der schottischen Universität Dundee registriert, als sie während der Olympischen Sommerspiele 2008 spontane Umarmungen zwischen Athleten und ihren Trainern, Konkurrenten und Unterstützern unter die Lupe nahmen. Die Ergebnisse seien dabei weder durch die Nationalität der beiden Umarmer beeinflusst worden, noch durch ihre Identität als Männer oder Frauen.

Der Bochumer Biopsychologe Sebastian Ocklenburg weist darauf hin, dass sich Menschen nachweisbar schon in der Jungsteinzeit umarmt haben - Beleg dafür sei der Grabfund von Valdaro. In dem Örtchen nahe Mantua wurden 2007 die Überreste zweier Menschen entdeckt, die vor mindestens 5000 Jahren einander zugewandt und in einer engen Umarmung begraben worden waren.

Gemeinsam mit Kollegen hat Ocklenburg untersucht, ob der emotionale Kontext einer Umarmung ihre Ausführung beeinflusst. Aus der Beobachtung hunderter Begegnungen an den Ankunfts- und Abfluggates eines Flughafens schlossen sie: Wenn Gefühle im Spiel sind, nimmt man das Gegenüber eher in den linken Arm. «Die linke Körperhälfte wird von der rechten Gehirnhälfte gesteuert - die stark an der Verarbeitung von positiven und negativen Emotionen beteiligt ist», schreibt der Wissenschaftler dazu.

Fast 17 Millionen Deutsche leben allein - was nicht automatisch heißt, dass sie keinen festen Partner für die gesundheitsfördernden Umarmungen haben. Wer tatsächlich auf sich gestellt ist, kann andere Wege zu mehr Wohlbefinden suchen: An der Hochschule im schwedischen Skövde wurden etwa positive Effekte beim Kuscheln mit Hunden festgestellt. Auch langsames, genussvolles Essen kann den Oxytocin-Ausstoß erhöhen, meinen schwedische Forscher. Und der Bremer Neurologe Sebastian von Berg gibt noch den Tipp: Einen Baum umarmen. «Das klingt jetzt witzig, aber wenn man das mal gemacht hat, dann merkt man: Das macht ein gutes Gefühl, das fühlt sich groß und stark an», sagte er Radio Bremen.

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