STRAßBURG: Seit Tagen kämpfen Menschen in Mittel- und Osteuropa mit Extremwetter. Jetzt beschäftigt sich das Europaparlament in Straßburg mit den Folgen der Überschwemmungen.
Fast zwei Millionen Menschen sind nach Angaben von EU-Kommissar Janez Lenarcic in den vergangenen Tagen von den Überschwemmungen in Teilen Europas betroffen gewesen. «In nur wenigen Tagen fiel das Drei- bis Vierfache der durchschnittlichen monatlichen Niederschlagsmenge», so der für Krisenprävention zuständige Spitzenpolitiker in einer Rede im Europaparlament in Straßburg. Dadurch seien Flüsse wie die Donau auf ein Niveau anstiegen, das seit einem Jahrhundert nicht mehr erreicht worden sei.
Diese Tragödie sei keine Anomalie. Sie werde schnell zur Norm für die Zukunft, sagte Lenarcic. Es brauche mehr Schutz. «Jeder Euro, der in Prävention und Vorsorge investiert wird, bringt in der Regel zwischen zwei und zehn Euro an vermiedenen Verlusten, Reaktionskosten und anderen Vorteilen zurück», so der EU-Kommissar.
Milliardenschäden
«Der Klimawandel ist da, er trifft uns alle, in Form von Überschwemmungen, Bränden und Dürren», sagte die Grünen-Fraktionsvorsitzende im Europaparlament, Terry Reintke. Zwischen 1980 und 2022 hätten extreme Wetter- und Klimaereignisse in den EU-Mitgliedstaaten bereits Schäden in Höhe von schätzungsweise 650 Milliarden Euro angerichtet.
Es brauche eine Pflicht, bezahlbare Elementarschadensversicherung abzuschließen, sagte der CDU-Europaabgeordnete Oliver Schenk. Eigentümer verließen sich zu oft darauf, dass der Staat einspringe. In Deutschland scheitere dies derzeit am Widerstand der FDP, obwohl sich die Bundesländer dafür ausgesprochen hätten und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eine Lösung zugesagt habe.
Die frisch gewählte Abgeordnete und Aktivistin Carola Rackete forderte, Geld - etwa von Öl- und Gas-Unternehmen - zur Begleichung der Schäden zu nutzen. Die parteilose Flüchtlings- und Klimaaktivistin war über die Linken ins Parlament eingezogen.
Klimawandel in Deutschland
Deutschland hat sich im Vergleich zur vorindustriellen Zeit bereits um 1,6 Grad erwärmt - das ist mehr als der weltweite Durchschnitt und führt laut Umweltbundesamt sowie Deutschem Wetterdienst unter anderem zu häufigeren Hitzewellen und Dürrephasen. Schäden durch stärkere Unwetter kommen hinzu.