MÜNCHEN: Konstanze Klosterhalfen hat für den nächsten deutschen Triumph bei der Leichtathletik-EM gesorgt. Das Lauf-Ass aus Leverkusen siegt über 5000 Meter. Malaika Mihambo wird entthront, holt aber Silber - ebenso wie ein unerwartet starker deutscher Hochspringer.
Konstanze Klosterhalfen hat den deutschen Leichtathletik-Fans in München die nächste EM-Sternstunde beschert. Während Malaika Mihambo nach dem Ende ihrer Titelserie auch für Silber im Weitsprung gefeiert wurde, krönte sich Klosterhalfen am Donnerstagabend überraschend zur ersten deutschen Europameisterin über 5000 Meter und sorgte schon für den fünften Titel der Gastgeber. Den nächsten deutschen Gala-Abend nach einem Gewitter vor den Wettkämpfen rundete Lokalmatador Tobias Potye mit dem ebenfalls völlig unerwarteten Silber im Hochsprung ab.
Mihambo musste sich mit 7,03 Metern der serbischen Hallen-Weltmeisterin Ivana Vuleta geschlagen geben, die gleich im ersten Versuch die Winzigkeit von drei Zentimetern mehr sprang. «Vielleicht hat ein bisschen das Glück gefehlt», sagte Mihambo und wirkte zufrieden, auch wenn es nach EM-Titel 2018, WM-Gold 2019 und 2022 sowie dem Olympiasieg im Vorjahr diesmal eine Niederlage gab.
Potye lieferte den Wettkampf seines Lebens und musste sich mit 2,27 Metern nur dem favorisierten Italiener Gianmarco Tamberi geschlagen geben, der 2,30 Meter überquerte. «Es hat richtig Bock gemacht», sagte Potye, der sich über eine Gratulation von Mihambo freuen durfte.
Das beste Rennen ihrer Karriere lief derweil Konstanze Kosterhalfen. In 14:50,47 Minuten hängte die 25-jährige Leverkusenerin auf dem letzten Kilometer 10.000-Meter-Titelträgerin Yasemin Can ab und schwärmte mit der deutschen Fahne um die Schultern: «Das ist der schönste Moment in meinem Leben.» Vor drei Jahren hatte Klosterhalfen mit WM-Bronze in Doha ihren zuvor größten Erfolg gefeiert. Über die zehn Kilometer war sie in München Vierte geworden und weckte dabei nicht unbedingt Hoffnungen auf einen großen Coup.
In diesem Rennen hatte sie dem Tempo von Can nicht folgen können, diesmal holte sie die Türkin erst ein und lag im Ziel mehr als sechs Sekunden vor ihr. «Ich wollte für mich laufen, für die Zuschauer. Ich habe keine Worte, ich kann es nicht glauben», sagte Klosterhalfen in der ARD. «Es ist ein Traum. Ich habe noch nie einen Titel gewonnen, ich habe mich nicht mal getraut, von einer Medaille zu träumen.»
Zur frenetischen Anfeuerung durch die rund 35.000 Fans meinte die in den USA lebende Klosterhalfen, die vor der WM im vorigen Monat durch eine Corona-Infektion geschwächt war: «Ich habe diesen Ton gehört, das war Wahnsinn.» Bei der WM hatte sie das Finale über 5000 Meter verpasst.
Klosterhalfen ließ sich auch von deutlich kühleren Temperaturen nicht aufhalten. Anderthalb Stunden vor dem geplanten Beginn der Wettbewerbe im Olympiastadion begann es stark zu regnen. Wegen des Gewitters mussten Athletinnen und Athleten am vierten Wettkampftag etwas Geduld aufbringen. Die Veranstalter baten alle Zuschauer, unter dem Dach des Olympiastadions vor dem heftigen Regen Zuflucht zu suchen. Dann war die Stimmung ähnlich frenetisch wie am Dienstag bei den Gold-Triumphen von Sprinterin Gina Lückenkemper und Zehnkämpfer Niklas Kaul.
Ob 100-Meter-Europameisterin Lückenkemper am Sonntag beim Finale in der deutschen Sprint-Staffel zum Einsatz kommt, dürfte sich ihren Worten zufolge wahrscheinlich erst am Samstag entscheiden. Die 25-Jährige hatte sich mit ihren Spikes beim Sturz nach dem Zieleinlauf des Sprint-Finals am Dienstag eine Fleischwunde am linken Knie zugezogen, die genäht werden musste.
«Also wir müssen wirklich gucken, inwiefern das mit dem Bein und mit den Nähten funktioniert», sagte Lückenkemper am Donnerstag dem TV-Sender Sky. «Aber wir sind da echt guter Dinge.» Die deutsche Staffel, die bei der WM in Eugene Bronze gewann, muss am Freitag im Vorlauf ohne Lückenkemper und möglicherweise auch ohne 200-Meter-Finalistin Alexandra Burghardt den Einzug ins Finale schaffen.
Die deutschen Stabhochspringer sind am Samstagabend geschlossen im Wettbewerb um die Medaillen dabei. Mit übersprungenen 5,65 Metern überstanden der WM-Fünfte Oleg Zernikel, der WM-Siebte Bo Kanda Lita Baehre und Torben Blech ebenso die Qualifikation wie der haushohe schwedische Favorit Armand Duplantis.