Thunberg fordert von Kanadas Premier mehr Engagement

Foto: epa/Valerie Blum
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MONTREAL (dpa) - Klima-Aktivistin Thunberg ist dieses Mal bei Klima-Protesten in Kanada. Und liest Premier Trudeau die Leviten.

Klima-Aktivistin Greta Thunberg hat in der kanadischen Stadt Montreal zum Abschluss einer internationalen Streikwoche zusammen mit rund einer halben Million Menschen für mehr Klimaschutz demonstriert. Zugleich warf sie am Freitag dem kanadischen Premier Justin Trudeau bei einem Treffen vor, nicht ausreichend gegen den Klimawandel vorzugehen. Kanadischen Medienberichten zufolge sagte sie mit Blick auf Trudeau: «Natürlich ist es einfacher, jemandem Vorwürfe zu machen, und natürlich hat er viel Verantwortung und sicherlich tut er nicht genug.» Das sage sie allen Politikern weltweit. «Meine Botschaft an alle Politiker ist dieselbe - hört einfach auf die Wissenschaft und handelt dementsprechend.»

Am Nachmittag nahmen Trudeau und Thunberg an einem Klima-Protest in Montreal teil. «Wir haben das zusammen unternommen und ich kann euch nicht oft genug dafür danken, dass ihr hier seid», sagte Thunberg in einer Rede an die Demonstranten. «Es ist einfach unglaublich, vereint zu sein für so eine gemeinsame Sache.» Ihr Heimatland Schweden und Kanada seien beide «angebliche Anführer in Sachen Klimaschutz», sagte Thunberg. «In beiden Fällen heißt das absolut nichts. In beiden Fällen sind es nur leere Worte.»

Trudeau verkündete, im Falle eines Wahlsiegs im Oktober zwei Milliarden neue Bäume in Kanada pflanzen zu wollen. Klima-Aktivistin Thunberg nannte er «eine beeindruckende Person, die die Konversation nach vorne bringt» und «die Stimme einer Generation junger Menschen, die ihre Staats- und Regierungschefs dazu aufrufen, mehr zu machen und es besser zu machen - und ich höre zu».

Nicht nur in Kanada gingen am Freitag Hunderttausende auf die Straße, sondern auch in anderen Ländern. In Italien sollen es mehr als eine Million gewesen sein. Dagegen fielen die Proteste in Deutschland diesmal verhaltener als vor einer Woche aus. In Hamburg nahmen nach Angaben der Polizei 3200 Teilnehmer an der Kundgebung teil. In München beteiligten sich laut Polizei rund 2000 Menschen an einem Demozug durch die Innenstadt.

Zum Auftakt des Aktionstags hatten sich Zehntausende Menschen in Neuseeland vor dem Parlament in der Hauptstadt Wellington versammelt. Auch in Südkorea, Indien und Bangladesch gab es Proteste. Nach Angaben der Nachrichtenagentur APA demonstrierten in Österreich insgesamt 65.000 Menschen, die Veranstalter sprachen sogar von 150.000 Teilnehmern. Im niederländischen Den Haag nahmen nach Schätzungen der Organisatoren rund 35.000 Menschen an einer Kundgebung teil. In Stockholm, der Heimat der schwedischen Klimaaktivistin Thunberg, kamen nach Angaben der Organisatoren 60.000 Menschen zu einem Protestzug zusammen. Auch in anderen Teilen Skandinaviens wurde protestiert.

Die Klimaproteste hatten im August 2018 in Stockholm begonnen: Im Alter von damals 15 Jahren hatte sich Greta Thunberg mit einem Protestschild mit der Aufschrift «Schulstreik fürs Klima» vor das schwedische Parlament gesetzt, um die Politik zu mehr Klimaschutz aufzufordern. Daraus entwickelte sich die internationale Klimabewegung Fridays for Future. Den Protesten von überwiegend jungen Teilnehmern haben sich längst viele Erwachsene angeschlossen. Die Bewegung fordert von der Politik mehr Ehrgeiz im Kampf gegen die Erderhitzung und die drohende Klimakatastrophe. Vor allem müsse gemäß dem Pariser Klimaabkommen die globale Erwärmung auf unter 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit eingedämmt werden.

Thunberg selbst ist vor knapp einem Monat anlässlich diverser Klimagipfel per Hochsee-Segeljacht über den Atlantik in die USA gereist. Dort hielt sie am Montag bei den UN eine bewegende Rede, in der sie den Staats- und Regierungschefs der Erde eindringlich ins Gewissen redete und ihnen Versagen im Kampf gegen die Klimakrise vorwarf. In ihrer Heimat Stockholm war ihr am Mittwoch für ihr Engagement für mehr Klimaschutz der Alternative Nobelpreis der Right Livelihood Stiftung zugesprochen worden.

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