Indonesier belangen Schweizer Zementkonzern

Klimawandel

Holcim-Werk in Dotternhausen im Zollernalbkreis (2019) Foto: Wikepedia
Holcim-Werk in Dotternhausen im Zollernalbkreis (2019) Foto: Wikepedia

BERN: Durch den Klimawandel betroffene Inselbewohner im Pazifischen Ozean gehen rechtlich gegen einen der führenden Zementhersteller der Welt vor. Eine Frau und drei Männer, die auf der indonesischen Insel Pari leben, verlangen von dem Schweizer Konzern Holcim unter anderem Entschädigungen für klimabedingte Schäden, wie das Schweizer Hilfswerk Heks am Dienstag in Bern berichtete. Die vier, darunter Fischer und eine Hotelbetreiberin, verlangen zudem, dass Holcim seinen CO2-Ausstoß schnell und deutlich senkt und sich an der Finanzierung notwendiger Flutschutzmaßnahmen beteiligt.

Die Inselbewohner haben nach Angaben von Heks am Sitz der Firma im Schweizer Kanton Zug ein Schlichtungsgesuch eingereicht. Wenn Versuche der Schlichtungsbehörde, eine einvernehmliche Lösung zu erreichen, scheitern, kann die Partei, die das Gesuch eingereicht hat, klagen. Es sei das erste Mal, dass eine Firma in der Schweiz wegen ihres Beitrags zum Klimawandel belangt werde, teilte Heks mit.

Holcim hat konkret mit der Insel Pari nichts zu tun. Das Unternehmen gehört aber zu den führenden Zementherstellern weltweit. Neben der Energie-, Stahl- und chemischen Industrie gehören Zementhersteller zu den größten Verursachern der klimaschädlichen Kohlendioxid-Emissionen.

Das Unternehmen bezeichnet seinen Zement selbst als «einen der kohlenstoffeffizientesten Zemente der Welt». Zu dem Schlichtungsgesuch äußert es sich auf Anfrage nicht, teilt aber mit, dass es Ziel der Firma sei, bis 2050 klimaneutral zu werden.

Auf Pari rund 30 Kilometer von der indonesischen Hauptstadt Jakarta entfernt nehmen Überflutungen zu, weil der Meeresspiegel steigt, berichten die Bewohner. Häuser, Geschäfte und Straßen werden dadurch beschädigt, Touristen bleiben aus. «Werden die globalen CO2-Emissionen nicht rasch reduziert, dürfte die Insel in 30 Jahren zu weiten Teilen unter Wasser stehen», teilte Heks mit.

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Guenter Scharf 16.07.22 07:50
Korrektur: Stromproduktion aus AKWs
@Martin Pohl, 14.07.22, 21:50: Martin, mit den angegebenen. 6 % Stromanteil aus AKWs lag ich (bzw. Die GRÜNEN-Politikerin) doch richtig. Die BUND-Angabe mit 11% bezog sich auf das Jahr 2020. Da waren in Deutschland noch 6 AKWs im Betrieb. Ende 2021 wurden 3 stillgelegt.
11 % : 2 = 6% (sagt mein Kopfrechnen. Mein Taschenrechner sagt allerdings 5,5 % - 555)
Guenter Scharf 15.07.22 16:20
Stromproduktion in Deutschland
@Martin Pohl, 14.07.22, 21:50: Sorry, mit den 6 % habe ich die Meinung einer GRÜNEN im deutschen Fernsehen wiedergegeben, ohne es zu prüfen. Das sagte sie in den Debatten um eine mögliche Betriebsverlängerung der restlichen 3 AKWs.
In einer Quelle des BUND heisst es aber zur deutschen Stromproduktion in 2020: 45 % erneuerbare, je 16 % Braunkohle und Erdgas, 11 % Atom und 7,5 % Steinkohle.
Guenter Scharf 14.07.22 21:10
Installation von Windrädern und Solarzellen in D
@Bernd Lange, 14.07.22, 02:30: Ich lese den Bericht bis zum Ende. Aber es wird mir nicht klar, warum die Installation von Windrädern und Solarzellen nicht finanzierbar sein soll.
Ohne Atom läuft nichts? Und dass, wo Atomstrom nur 6 % des Strombedarfs liefert? Wärme kommt ja nicht aus AKWs. Wenn's nicht kommt, bleibt nur Gas (aber tschüs!), Kohle (nein danke wg. CO2) oder regenerative Energie übrig (ja bitte!).
Bernd Lange 14.07.22 02:30
@Sylten
lesen Sie bitte den Beitrag bis zum Schluss richtig durch, dann werden Sie erkennen, daß D finanziell gar nicht in der Lage ist die Installation der Anzahl der Windräder und die Solarzellen zu finanzieren um seine 2 %
klimaneutral zu erreichen--ohne Atom läuft nichts! Woher kommt das Geld? Was produzieren wir noch?
kommt alles aus China-Autos?-Kraftwerke? flugzeuge-die ganze industrie is hops gegangen! D wird Armenland!
Thomas Sylten 13.07.22 19:20
@Götsch
Ihre Idee, besser die verantwortlichen Staaten zu verklagen, ist durchaus nachvollziehbar und wäre auch meine bevorzugte Option -
allein dies ist aus rechtlichen Gründen leider nicht möglich: Bedenken Sie einfach, WER die Gesetze macht - die werden sich so ein Bein nicht stellen. Deshalb sind Veränderungen nur auf den zähen Umwegen über einzelne Verursacher möglich - in der Hoffnung, damit die Staaten zu einer Veränderung der dann für alle geltenden Rahmenbedingungen zu veranlassen.

Im Übrigen rechnen Sie hier Arbeitsplätze und Wohlstand gegen Umweltschutz auf -
und scheinen zu vergessen dass sowohl Arbeitsplätze wie Wohlstand nur in einer funktionierenden (!) Umwelt stattfinden können.

D.h.: Ist die Umwelt ruiniert, sind auch Arbeitsplätze und Wohlstand hinüber.
Die Lösung liegt also nicht im Gegeneinander-Ausspielen, sondern in der Berücksichtigung beider. Und das ist gewährleistet, wenn es - wie im vorliegenden Fall - nicht um eine Beendigung der Zementherstellung geht, sonder um eine Veränderung der Produktion desselben.
Thomas Sylten 13.07.22 19:10
@Lange
Es geht nicht darum, dass unsere 2% den Kohl nicht fett machen - es geht darum, dass JEDES Land SEINEN Müll bereinigt. Alles andere wäre eine Überforderung einzelner Länder.

Wenn Sie meinen dass unsere 2% ja gar nicht so viel sind - na umso besser: Dann sollte es für ein entwickeltes Land wie unseres doch machbar sein, das in den Griff zu kriegen, oder?

Wir haben nur die Wahl, ALLE ernsthaft aus der Verbrennertechnik auszusteigen - oder den Planeten in eine zweite Venus zu verwandeln. Was vor allem für die Generationen unserer Enkel schlimm wird, die dann mit dem qualvollen Thema Aussterben konfrontiert sind. Haben Sie Kinder/Enkel? Dann sollten Sie doch verstehen können, dass man denen auch eine schöne Welt mit bislang so wundervollen (thailändischen und anderen) Inseln hinterlassen will.
Guenter Scharf 13.07.22 18:40
@Peter Götsch, 13.07.22, 15:40:
1) Keine Ahnung, wieso Sie aus meinem Kommentar auf meine finanzielle Situation/mein Einkommen schließen können.Mir ist es nicht egal, ob Betriebe gergab gehen. Habe schließlich jahrzehntelang als Arbeitnehmer gearbeitet und musste daran interessiert sein, dass Löhne/Gehälter gezahlt werden können.8
2) Kennen Sie die wirtschaftliche Lage des Schweizer Zementherstellers Holcim so gut, dass Sie wissen, dass er bei Strafzahlungen bachab/bergab geht?
3) Und denn der Staat/die Staatengemeinschaft regulatoriscj eingreift: Können da nicht auch Betriebe bergab gehen? Der Verweis auf den Staat soll doch nur von der eigenen Verantwortung bzw. Den eigenen Handlungsmöglichkeiten ablenken.
Bernd Lange 13.07.22 17:40
Wer macht denn wirklich mit um den Klimawandel zu
verzögern?? So gut wie keiner und wir als D werden uns damit das Ende unseres Wohlstandes erarbeiten!
Unsere 2 % bringen nichts, das einzig was hilft :Verringerung der Bevölkerung auf 30...40 % der jetzigen!
Das wird sich ja wohl mit Hilfe Putins bzw.seinen Nachfolgern gelingen-D muss um Klinaneutral zu werden,
jeweils die Energie 1/3- Sonne, Wind, Atom--Gas fällt aus! Effiziens= Sonne ca 30 % ,Wind 20,%, Atom 90%---das heißt 300% Kapazität für Sonnenenergie bereitstellen-500 % für Wind, 110% für Atom!
Na Leute investiert mal schön damit die 2% für D erreicht werden!
Rene Amiguet 13.07.22 16:00
Trost
Wenn die Insel im Meer versinkt wird das Zementwerk auch überflutet.
Peter Götsch 13.07.22 15:40
@ Herrn Scharf und Sylten, ich bin zwar auch Rentner, aber Ihre Einstellung zeugt davon, dass sie sich über Ihr einkommen keine Gedanken mehr zu machen brauchen und es Ihnen völlig egal ist wenn die Wirtschaft bachab geht. Sie merken hier wohl nicht, dass es dabei wirklich nur um die Kohle geht? Wenn überhaupt sollte man die Staatengemeinschaft verklagen, dass sie nicht im Stande ist den Klimawandel "regulatorisch" und mit Gesetzten Einhalt zu gebieten. Wobei jeder Staat diese Welt gemeint ist. Die Traurigen Resultate der Weltklimagipfel der Regierungen in Paris Tokio und wie sie alle heissen, sind reine Armutszeugnisse dieser Herren.... Also verklagt die Staaten - nur - da wird bestimmt kein Geld zu holen sein, gell....
Derk Mielig 13.07.22 13:20
@Wirth
Darauf warte ich schon, solange ich politisches Geschehen bewusst verfolge, dass verklagte Firmen ihren Betrieb einstellen und das Problem aussitzen, wäre ja beim Arbeitskampf noch viel effektiver. So eine Streikkasse hält ja nicht ewig.
Ich kann mich an keinen einzigen Fall erinnern, wo das auch nur effektiv versucht worden wäre. Vllt. haben Sie Beispiele dazu?!
Mary 13.07.22 12:39
Unglauchlich
Und Heks wird dann 50 % der Entschädigung erhalten !!!! Indonesien soll Vorbild sein und die Klimaziele erreichen und einhalten. Unglaublich, am Schluss geht es einfach nur um Geld und nichts anderes.
Guenter Scharf 13.07.22 12:36
@Peter Götsch, 13.07.22, 09.:50 und @Hartmut Wirth, 13.02.22 11:30:
1) Es gibt einen kausale Zusammenhang zwischen steigendem CO2-Ausstoss und globalem Klimawandel, d. h. Erderwärmung/steigendem Meeresspiegel. Wir leben halt in EINER WELT bzw. auf EINEM GLOBUS. Wenn hier "Scheisse" produziert wird, kommt "Mist" auf anderen Kontinenten an.
2) Die beklagten Firmen werden sicherlich nicht ihren Betrieb einstellen. Auch wenn sie jetzt schon genug Geld haben, sie wollen immer mehr Geld. Geld 2ird als Kapital investiert und soll Profit schaffen (weiß jeder, der Kalle Marx gelesen hat).
Jomtien Franky 13.07.22 12:30
@Hartmut
...hätte ich nicht besser schreiben können, guter Kommentar! Die Wirtschaft geht den Bach runter, Leute verlieren den Job und haben nichts mehr zu essen, aber prima Klima...booooh glaubse!
Thomas Sylten 13.07.22 11:00
@Götsch
Richtig, Herr Götsch: Die Auswirkungen einer erfolgreichen Klage wären auch für andere Unternehmen äußerst schwerwiegend.

Und eben deshalb hoffe ich auf einen Erfolg der Klage - und dass sich noch viele weitere vom Klimawandel Betroffene mit Schadenersatzklagen bei den Verursachern anschließen. Denn anders kriegt man diese Industrien ja offenbar nicht dazu, sich dem Leben auf dem Planeten gegenüber verantwortlich zu machen. Erst wenn sie die Verschmutzung teurer kommt als der Einsatz sauberer Energien, werden sie umsteuern.
Peter Götsch 13.07.22 09:50
Und der nächste Versuch Geld zu erpressen
Ich weiss es nicht, hat Holzim in Indonesien überhaupt ein Zementwerk? So oder so - ein weiterer versuch Geld aus der ach so reichen Schweiz zu erhalten (erpressen) unter fraglichen Zuhilfenahme des globalen Klimawandel. Ich hoffe die Gerichte werden diese, aus meiner Sicht, 100% Abzocke stoppen. Hätten sie damit Erfolg ohne den Beweis eines kausalen Zusammenhanges zu Holzim, wären die Auswirkungen, auch auf andere Unternehmen, äusserst schwerwiegend.