Klaus Derwanz ist tot

Klaus Derwanz und seine Tochter Tanida - wenige Wochen vor dem Tod.
Klaus Derwanz und seine Tochter Tanida - wenige Wochen vor dem Tod.

Am 5. Juli ist Klaus Derwanz nach längerer Krankheit, aber dennoch relativ überraschend, im Hospital von Korat an einem Kreislaufkollaps mit nachfolgender Lungenembolie verstorben. Der auch über die Grenzen Thailands hinaus bekannte Tourismus-Pionier von Khao Yai ist 63 Jahre alt geworden. Klaus und seine „Khao Yai Garden Lodge“ – sie waren untrennbar miteinander verbunden. Auf vielen Wegen und Umwegen hatte der Lebensweg den Deutschen immer näher an seine Bestimmung und Erfüllung herangeführt: im Nationalpark Khao Yai zu leben und dessen vielfältigen Natur-Geheimnisse zu erkunden.

Geboren und aufgewachsen in Berlin-Charlottenburg, hatte er auf verschiedene Weise immer mit Tieren - zuerst mit Zierfischen - zu tun, bis ihn eine Geschäftsreise 1979 zum ersten Mal nach Thailand führte. Er verliebte sich in das Land und kehrte für immer hierher zurück, um nach einigen Jahren in Bangkok seine Zierfisch-Zuchtteiche am Khao Yai-Nationalpark 1986 in ein Dschungel-Resort umzuwandeln. In enger, familiärer Verbindung mit seiner thailändischen Frau Dao wurde aus einer kleinen Anlage, die über die Jahre ständig ausgebaut und mit immer komfortableren Häusern aufgewertet wurde, ein ansehnliches Resort.

Tausende sind schon in seiner Lodge gewesen und jeder wird seine ganz persönlichen Eindrücke mitgenommen, aber Klaus Derwanz auch Respekt gezollt haben: Denn dieser war so sehr mit der Natur in dieser Region Thailands verbunden, dass er wirklich alles kannte, was in diesem Winkel der Welt keucht und fleucht, wächst und lebt. Es mag sein, dass ihn so mancher nicht verstanden oder anders interpretiert hat. Doch Klaus selbst ist sich immer treu geblieben. Stets unbeirrt folgte er seinem Weg, war nie klein zu kriegen, auch in ernster Lage lebensfroh, lächelte viel, wollte immer alles - ganz nach dem Motto „geht nicht, gibt es nicht!“ - im Griff haben.

Auch bei seiner ganz eigenen Ausdrucksweise war er kompromisslos - blieb bei der Muttersprache Deutsch, um seine Berliner Schnauze - trotzdem für alle verständlich - mit Thailändisch und Englisch zu vermischen. Was heutzutage „Empfehlungs-Maketing“ genannt wird, hatte Klaus schon seit Jahrzehnten praktiziert: Bis kurz vor sein Lebensende jagte der Chef noch selbst seinen rustikalen Suzuki über die holprigen, staubigen Straßen des Khao Yai-Nationalparks. Und während die Fahrgäste glaubten, dass es das Auto gleich zerreissen müsse, redete sich der Mann am Lenker in aller Seelenruhe in Trance, um all sein Wissen über Elefanten, Affen, Schlangen, Vögel, Schmetterlinge oder seine geliebten Orchideen zum Besten zu geben.

Es war seine angeborene, passionierte Neugier, die Klaus Derwanz immer wieder Neues im Nationalpark entdecken ließ. Sicherlich war es aber auch sein Respekt vor der Schöpfung, vor der gewaltigen Natur. Jahrelang sammelte er emsig Notizen und herrliche Fotos für ein umfassendes Buch, das, mit weit mehr als 300 Seiten über den Khao Yai, kurz vor der

Veröffentlichung steht. Fertig hat er es nun leider nicht mehr sehen können. Viele Abende diskutierte er allein darüber, ob es ein Sammelband werden soll oder es nicht besser wäre, den einzelnen Tierarten eigene Bücher zu widmen. Klaus war zwar kein studierter Biologe, aber trotzdem kamen interessierte Professoren und Autoren zu ihm, um von seinem umfassenden Wissen zu profitieren.

Klaus Derwanz hat die thailändische Esskultur geliebt, aber auch das unverzichtbare „Nutella“ zum Frühstück, für dessen Nachschub stets die vielen Gäste und Freunde aus Deutschland sorgten, die er im Gegenzug in seiner Lodge durchaus auch mit der Berliner Spezialität Currywurst/Pommes/Mayo verwöhnen konnte. Er hatte viel Freude am Feiern und Zusammensein mit Freunden und Touristen, von denen viele immer wieder kamen. Treu blieb er auch seinem Tagesrhythmus - und zog sich meist schon in den frühen Abendstunden zurück. Von buddhistischen Mönchen erhielt er interessante asiatische Lebensweisheiten sowie viele Erkenntnisse über Naturmedizin. Leider hat er sich selbst nicht so wichtig genommen und diese nie rechtzeitig für sich umgesetzt - und hörte erst in den letzten Jahren auf zu rauchen. Immer wieder bremsten Atemprobleme seine Aktivitäten - und es waren letztendlich auch Probleme mit der Lunge, die ihm zum Verhängnis wurden.

Seine heute 23-jährige Tochter Tanida liebte er über alles, - aber auch die Verantwortung für seine Mitarbeiter zählte zu den festen Prioritäten. Nun wollen alle mithelfen, um das Überleben der „Khao Yai Garden Lodge“ auch in Zukunft zu sichern. Klaus Derwanz wird in seinem Hotel - und auch in den Weiten des Khao Yai-Nationalparks - weiterhin als guter Geist spürbar sein. Als eine ganz eigene, unverwechselbare und unvergessliche Spezies in der unglaublichen Vielfalt der Menschen!


Hermann Kunze, Volker Klinkmüller; Foto: Renate Loose

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