Kirche will Rechtsextreme heiligsprechen

Der rumänisch-orthodoxe Patriarch Daniel segnet die Gläubigen während einer Palmsonntagsprozession vor der Patriarchatskathedrale in Bukarest. Foto: epa/Robert Ghement
Der rumänisch-orthodoxe Patriarch Daniel segnet die Gläubigen während einer Palmsonntagsprozession vor der Patriarchatskathedrale in Bukarest. Foto: epa/Robert Ghement

BUKAREST: In Rumänien sind die rechtsextreme Vergangenheit und Beteiligung am Holocaust nicht aufgearbeitet. Die orthodoxe Kirche spielt dabei eine umstrittene Rolle.

Die Führung der rumänisch-orthodoxen Kirche hat drei bereits verstorbene Rechtsextreme zur Heiligsprechung vorgeschlagen und hält trotz Protesten von Holocaust-Forschern daran fest. Das orthodoxe Patriarchat verteidigte seinen Beschluss mit dem Argument, dass viele Heilige als Menschen Fehler gemacht hätten und deren Entwicklung bis zum Lebensende berücksichtigt werden müsse, wie die rumänische Internet-Zeitung g4media.ro berichtete.

Die drei zur Heiligsprechung vorgeschlagenen Geistlichen und Theologen hätten offen für die als Legionäre bekannten rumänischen Faschisten geworben und antisemitische Positionen vertreten, kritisierte das nationale «Elie Wiesel»-Institut für die Erforschung des Holocaust in Rumänien. Die Legionäre waren in der Zwischenkriegszeit und während des Zweiten Weltkriegs politisch mitbestimmend. Sie wurden von Nazi-Deutschland gefördert. Von September 1940 bis Februar 1941 haben die Legionäre nach einem Putsch Rumänien regiert und Pogrome gegen Juden verübt.

Der Vorgang sei umso gravierender, da Heilige in der orthodoxen Kirche explizit als Vorbilder und Maßstab gelten, erklärte das Institut. Einer der Kandidaten für eine Heiligsprechung, Ilarion Felea (1903-1961), sei Chef des «Nests» der Legionäre an der Theologischen Akademie im westrumänischen Arad gewesen. «Nest» war seinerzeit die offizielle Bezeichnung für die lokalen Unterorganisationen der Legionäre. Der zweite Kandidat, Ilie Lacatusu (1909-1983), habe unter anderem im Januar 1941 an einem Pogrom gegen Juden in Bukarest teilgenommen. Dumitru Staniloae (1903-1993) habe vor allem publizistisch für die Legionäre, für Nazi-Deutschland und gegen Juden Stimmung gemacht.

Patriarchat: Auch Heilige dürfen Sünder gewesen sein

Dazu erklärte das Patriarchat in Bukarest, auch Heilige wie der Apostel Paulus, Maria von Ägypten (gestorben um 412 n. Chr.) und «der Heilige Prophet und Kaiser David» hätten sich gelegentlich «gegen die christliche Lehre» verhalten. Jedoch berücksichtige die Kirche «die Änderung im Leben des Sünders und vor allem die Art, wie er sein Leben beendet hat». Zu den Kriterien für die Heiligsprechung gehöre, dass der Betroffene bis zum Lebensende «sich zum rechten Glauben bekannt» und «von Gott die Macht zur Vollbringung von Wundern geschenkt bekommen» habe. Welche «Wunder» die umstrittenen Kandidaten vollbracht haben sollen, teilte die Kirchenführung nicht mit.

In der zum Teil heute noch lebendigen Ideologie der Legionäre spielt der christlich-orthodoxe Glaube, zu dem sich fast 90 Prozent der Rumänen bekennen, eine große Rolle. Geistliche, die auch Legionäre waren, genießen Anerkennung in weiten Teilen der Bevölkerung, weil sie nach dem Zweiten Weltkrieg von den nachher regierenden Kommunisten verfolgt wurden - ebenso wie die Regimegegner ohne extremistischen Hintergrund.

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