Kernaussagen des Welt-Berichts zur Artenvielfalt werden vorgestellt

Foto: epa/Clemens Bilan
Foto: epa/Clemens Bilan

PARIS/BERLIN (dpa) - Es wird wohl ein ernüchternder Zustandsbericht: Erstmals seit 14 Jahren gibt es einen globalen Report zur Artenvielfalt der Erde. Mehr als 130 Länder haben das Papier unterzeichnet. Experten hoffen auf ein Umdenken ähnlich dem in Folge der Weltklima-Berichte.

Ein international abgestimmtes Papier mit Kernaussagen zur globalen Artenvielfalt soll am Montagmittag in Paris vorgestellt werden. Die rund 40-seitige Zusammenfassung war am Samstag von den 132 Mitgliedsstaaten des Weltbiodiversitätsrates (IPBES) verabschiedet worden. Der Artenvielfalt-Bericht soll einen weltweit akzeptierten Sachstand zu Lage, Problemen und möglichen Lösungen bieten - ähnlich den Papieren des Weltklimarats IPCC für den Klimawandel.

Ein ähnlicher globaler Check war zuletzt vor 14 Jahren präsentiert worden. Für die Neuauflage trugen rund 150 Experten aus 50 Ländern drei Jahre lang vorhandenes Wissen aus Tausenden Studien und anderen Dokumenten zusammen. Sie prüften auch, wie weit die Welt bei bereits vereinbarten Artenschutz-Zielen gekommen ist. Umweltschützer erwarten katastrophale Ergebnisse.

Grünen-Chef Robert Habeck bezeichnete das Papier als einen «Weckruf» und forderte Reformen. Neben der Klimakrise rückten nun auch die Artenkrise und die ökologischen Belastungsgrenzen ins Zentrum der Politik. «Seit Jahren versiegeln wir zu viele Flächen, überhitzen und verschmutzen die Meere, machen aus der Landwirtschaft eine Landwirtschaftsindustrie. Ein dramatischer Rückgang an Artenvielfalt und Biodiversität ist unter anderem die Folge.»

Seit 1992, als die Weltgemeinschaft in Rio de Janeiro die Konvention zum Schutz der Artenvielfalt verabschiedete, habe sich die Situation maßgeblich verschlechtert, sagte Georg Schwede von Campaign for Nature im Vorfeld. Es sei sehr gut, dass der IPBES-Bericht auch das Wissen indigener Völker einbeziehe. «Die haben einen viel besseren Job gemacht, Natur zu schützen, als Nationalstaaten.»

Der Weltbiodiversitätsrat ist eine Organisation der Vereinten Nationen. Delegierte der Mitgliedsstaaten hatten in Paris rund eine Woche über die genauen Formulierungen der Zusammenfassung debattiert. Das Papier enthält die Kernpunkte einer umfassenden Analyse, die erst später veröffentlich wird.

Beteiligte Forscher hoffen, dem Artenschutz neuen Aufwind verleihen und einen Wandel Richtung nachhaltige Entwicklung anstoßen zu können. «Politische Maßnahmen, Anstrengungen und Handlungen werden - auf allen Ebenen - nur erfolgreich sein, wenn sie auf bestem Wissen und Beweisen beruhen», sagte der IPBES-Vorsitzende Robert Watson. Genau diese Grundlage stelle der neue Bericht bereit.

Besonders wichtig ist der Report für die Weltartenschutzkonferenz 2020 in China. Dort sollen die Eckpunkte für den weltweiten Artenschutz nach 2020 festgelegt werden.

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Jürgen Franke 07.05.19 15:12
Das wäre mal ein Grund, freitags zu
demonstrieren. An diesem Thema könnte jeder mitarbeiten. Die Artenvielfalt ist die Existenzgrundlage des Lebens auf dieser Erde.