Keine Zeit für Siesta: Wie kommt Vettel aus der Sackgasse?

Keine Zeit für Siesta: Wie kommt Vettel aus der Sackgasse?

BARCELONA: Der PS-Stresstest geht weiter. Das Vettel-Dilemma etwa auch? Ferrari steht seit Wochen schwerst unter Druck. Jüngst aber auch Mercedes. Reifenprobleme machen Sorgen. Und ein junger Niederländer in Topform.

Nach der kurzen Erholungspause auf seinem ehemaligen Gutshof dürfte nicht nur Sebastian Vettel allein der Blick auf die Wettervorhersage für Katalonien ins Schwitzen bringen. Ob der viermalige Weltmeister beim Großen Preis von Spanien womöglich mit einem neuen Chassis die Kehrtwende aus der Ergebnis-Sackgasse versuchen kann, ließ Ferrari zunächst noch offen. Fest steht, was Vettel & Co auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya erwarten wird: Hohe Temperaturen und eine Strecke, die den Reifen ohnehin einiges abverlangt.

«Ich gehe davon aus, dass wir auf dem Kurs die gleichen Probleme haben werden», befürchtet bereits Sechsfach-Weltmeister Lewis Hamilton: «Es wird eine ernsthafte Herausforderung für uns.» Die Silberpfeile sind in Sorge um ihre Vormachtstellung, Luxussorgen für Vettel, der mit seinem Ferrari zum Mittelfeldmitfahrer degradiert worden ist. 10 Punkte aus fünf Rennen, 10 Punkte von 130 möglichen. Ein Offenbarungseid auf seiner Abschiedstournee von Ferrari. Teamkollege Charles Leclerc kommt immerhin auf 45 Zähler.

«Ich versuche alles, was ich kann. Ich stehe morgens auf und versuche, das Positive zu sehen», meint Vettel. Sicher ist er sich, dass sich das Blatt irgendwann mal wenden wird. Die Frage ist nur wann und wo? Ein neues Chassis könnte die erlösende Maßnahme gegen die Krise sein, zum Herausforderer von Hamilton wie in den Jahren zuvor wird ihn das aber auch nicht machen. Die Rolle hat Max Verstappen eingenommen.

30 Punkte Rückstand hat der Niederländer auf den britischen Spitzenreiter. Ein Reifenplatzer und ein vorzeitiges Aus könnten in der Hitze Kataloniens aber das Polster von Hamilton gehörig eindampfen. 2016 triumphierte Verstappen schon einmal auf dem Kurs und kürte sich zum jüngsten Grand-Prix-Sieger, als Mercedes sich mit größeren Malaisen plagte. Allerdings in Form eines zünftigen Stallzoffs. Hamilton und dessen damaliger deutscher Stallrivale Nico Rosberg waren sich gegenseitig in die Autos in der ersten Runde gefahren und ausgeschieden. In den Folgejahren machte Hamilton den Sieg-Hattrick in Spanien perfekt. Vor einem Jahr kam Verstappen auf Rang drei.

«Wir müssen sehen, wie viele Rennen es tatsächlich noch gibt», sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner in einem in einem Interview «auto-motor-und-sport.de» (Mittwoch) mit Blick auf die Weltmeisterschaft. «Momentan fahren wir bis Dezember. Das räumt uns Zeit ein, so viel Performance zuzugewinnen, wie es möglich ist.» Noch immer gilt der Mercedes als das schnellste Auto mit dem stärksten Motor.

Doch nützt das nichts, wenn der Silberpfeil mit den sensiblen Gummis so umgeht wie zuletzt bei den beiden Rennen in Silverstone. Zuerst platzte Hamilton und Bottas jeweils ein Reifen, beim zweiten Grand Prix binnen einer Woche bildeten sich Blasen und die bremsten beide gehörig ein. Nur eine «Handvoll Tage» bleibe, um die Gründe herauszufinden, betonte Teamchef Toto Wolff. «Allerdings folgten in der Vergangenheit auf unsere schlechten Tage auch meistens unsere größten Lernfortschritte», meinte Rennchefingenieur Andrew Shovlin.

Vettel wäre sicher froh, wann das auch auf Ferrari zutreffen würde. Nach seiner unverhohlenen Kritik am Team via Funk könnten noch mehr Rückschläge das ohnehin stark beeinträchtige Binnenverhältnis des 33 Jahre alten Heppenheimers mit der einstmals erfolgsverwöhnten Scuderia selbst im heißen Spanien zu einer äußerst frostigen Angelegenheit machen.

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